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eyeliner-Markenportrait

Silhouette: Rahmenlos schön

Die Lizenz zur Leichtigkeit ist nicht exklusiv, und doch denkt man hier bei Brillen schnell an Silhouette. 1964 von Arnold und Anneliese Schmied in Linz gegründet, entwickelte das Unternehmen 1999 mit der randlosen „Titan Minimal Art“ eine bahnbrechende Innovation, die erste schrauben- und scharnierlose Brille aus Titan. Leichtigkeit, Tragekomfort und minimalistisches Design auf den Punkt gebracht. 

„Bei uns wird es einfach keine schweren Brillen geben, das Thema Leichtigkeit versuchen wir bei jeder Brille unterzubringen“, sagt Roland Keplinger, Chefdesigner von Silhouette und seit zehn Jahren beim Unternehmen. Eine Leichtigkeit, die zu greifen, zu spüren ist. Oder wie es Gründer Arnold Schmied Senior formulierte, eine Silhouette müsse man blind erkennen.

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Der neue Markenauftritt knüpft daran an: „Empowered by lightness“, Leichtigkeit als Lebenseinstellung, bei der die Grenzen fallen, die Ränder verschwinden, sich der Blick für neue Horizonte öffnet. Besonders ausspielen lässt sich das Motto bei randlosen Brillen. Dort ist das Unternehmen im Premiumsegment führend. Der weltweite Markt ist überschaubar – geschätzter Anteil 5 Prozent –, doch durchaus umkämpft.

Fast nichts auf der Nase

Randlose Brillen wirken luftiger, sind leichter. Das Gefühl, fast nichts auf der Nase haben, lockt viele Brillenträger, für manche ist es ein Grundbedürfnis. Je nach Persönlichkeit kann die Idee dahinterliegen, das eigene Äußere nicht zu sehr von einer Brille bestimmen zu lassen. Frauen, die aufs Make-up Wert legen, möchten es vielleicht nicht durch eine schwarze Vollrandbrille verdeckt sehen. Die Brille sollte sich zurückzunehmen und dennoch in ästhetischer Hinsicht entschieden sein.

Silhouette Purist 5561_LA_7000
Silhouette-Modell Purist 5561 LA 7000 (Bild: Silhouette)

Manche Augenoptiker*innen und ihre Kunden verbinden randlose Brillen vielleicht in erster Linie mit einem Image von Seriosität und Gesetztheit. Gergana Rangelov, bei Silhouette Deutschland zuständig für PR, hält das für überholt. „Wenn randlose Fassungen beispielsweise etwas größer ausfallen oder eine ungewöhnliche, gewagtere Glasform haben, passen sie auch bei Jüngeren sehr gut. Gerade in Publikumsmagazinen ist das derzeit vermehrt ein Thema.“

Silhouette: Statement der anderen Art

„Insbesondere bei jüngeren Brillenträgern beobachten wir hier ein Statement der anderen Art“, so Rangelov, „weg von bewusst auffälligen, wuchtigen Acetat-Rahmen hin zu mehr Leichtigkeit und Understatement“. Inspiriert ist die Silhouette Kollektion Purist von Architektur, sie spielt mit dem Reiz von Wahrnehmungstäuschungen.

„Die Grundidee des Rahmens ist der Übergang einer minimalistischen Linie in eine präzise gefertigte, fließende Skulptur, wenn sich der Blickwinkel ändert“, erklärt Designer Keplinger. Die Kollektion bietet 14 Farben mit 14 verschiedenen Scheibenformen, die meisten zeitlos, darunter auch einige extravagante. Die Mischung müsse passen, so Keplinger.

Was den Markt für randlose Fassungen betrifft, sind die Unterschiede zwischen Amerika, Europa und Asien groß. In Amerika – für das Unternehmen einer der stärksten Märkte – ziehen die Brillenträger konservativere Scheibenformen vor, die Europäer sind hier aufgeschlossener.

Farbringe schmiegen sich ums Glas

Bereits 2016 hat Silhouette mit den „Accent Rings“ der Idee randloser Fassungen eine neue Richtung gegeben. Entstanden ist ein Hybrid zwischen Randlos und Vollrand, für das Unternehmen ein großer Schritt, wie Keplinger erzählt: „Wir haben alle Vorteile einer randlosen Brille mit einem feinen dezenten Vollrandlook verbunden. Anders gesagt: Es sind Fassungen, die nicht wie randlos aussehen, aber genau dieselbe Leichtigkeit haben.“ Die Accent Rings schmiegen sich in verschiedenen Farbtönen ums Glas und können ausgetauscht werden.

Keplingers Team, das für die Marken Silhouette und die Sportbrillenmarke evil eye entwirft, besteht aus vier Designern, drei Expertinnen im Farbdesign und fünf Mitarbeitern im Prototypen- und Musterbau. Von 300 und 400 Prototypen im Jahr schaffen es 10 bis 15 Prozent zur Kollektionsreife. Seit 2017 werden im hauseigenen Lens Lab Glas und Fassung gemeinsam unter einem Dach entwickelt, hergestellt und zusammengefügt.

Der Wechsel der Moden, Trends und Styles geht immer schneller, auch bei Brillen. „Man kann im Moment fast alles machen“, sagt Keplinger, „doch man muss als Marke wissen, wo man steht. Wir wollen nicht jeden Fashiontrend mitmachen, sondern tragbare, zeitlose Gläser entwickeln, die für viele Gesichter funktionieren.“

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„Designer müssen sich sehr breit inspirieren lassen“

Roland Keplinger, Design Director bei Silhouette, kommt aus der Umgebung von Linz, studierte in Graz Industriedesign, arbeitete zehn Jahre lang in Nürnberg bei einer kleineren Designagentur, wo er u.a. Kopfhörer, Hörgeräte, Fernseher entwarf und erste Kontakte in die Brillenindustrie hatte.

eyebizz: Herr Keplinger, seit 20 Jahren arbeiten Sie als Produktdesigner, seit 10 Jahren designen Sie Brillen für Silhouette. Wie hat sich der Designprozess verändert?

Roland Keplinger: Die Herangehensweise ist immer noch dieselbe. Ganz egal, um welches Produkt es sich handelt, der Designer geht von einer Grundprämisse aus: Für wen entwerfe ich? Gibt es schon eine Idee, um die das Ganze aufgebaut ist? Dann recherchiere ich: In welche Designrichtung könnte es gehen? Wo lasse ich mich inspirieren? Schnell wird es konkret, ich zeichne. Doch Handskizzen sind heute nicht mehr so relevant wie früher. Relativ rasch wird der Entwurfsprozess am Computer fortgesetzt und geht ins Zwei- und Dreidimensionale. Alles was symmetrisch ist – und eine Brille ist ja symmetrisch – lässt sich maschinengestützt leichter zeichnen. Auch der Prototypenbau und die Koloration gehen digital viel einfacher.

Entsteht durch Software-Modellierung in 3D auch Design, das ohne Computer nicht möglich wäre?

Ja. Mit 3D Drucktechnik lässt sich fertigungstechnisch mehr machen. So kann ich leichter organische Löcher und komplexe Strukturen anfertigen, das könnte ich ohne digitaler Lösung nicht. Das bedingt auch, dass ich formal anders denke.

Doch nicht alles, was technisch umsetzbar und neu ist, nimmt der Markt an. Die Erfahrung zeigt: Das Gesicht ist ein sensibler Bereich für jeden. Es bringt nichts, extravagante Brillen zu entwerfen, die technisch möglich wären, aber ein Nischenprodukt sind.

Bei der Venture-Kollektion haben Sie sich von Taschenfeuerzeugen inspirieren lassen. Wie kam es dazu?

Wir wollten auf die Brillenbügel etwas applizieren und dabei mit sehr feinen Fräsungen arbeiten. Gerade bei hochwertigen Feuerzeugen wird das Metall in beeindruckend vielen verschiedenen Varianten gefräst. Das war für uns die Inspiration, darüber nachzudenken, wie eine vergleichbare Gravur auf Brillenbügeln aussehen könnte. Am Ende hatten wir sieben Prototypen und entschieden uns für das beste Muster.

Ist dieses Beispiel typisch, wie Sie zu neuem Brillendesign gelangen?

Silhouette: Roland Keplinger
Roland Keplinger (Bild: unlimited Lightwork)

Ich halte es für essenziell, dass sich Designer sehr breit inspirieren lassen. Es kann auch ein Stein sein, den ich finde und der ein interessantes Muster hat. Dann frage ich meine Kolleginnen im Farbdesign: Wie könnten wir diese Maserung umsetzen? Welche Möglichkeiten der Farbgestaltung haben wir?

Was fasziniert Sie daran, Brillen zu entwerfen?

Eine Brille ist ein in sich abgeschlossenes Produkt, das für Menschen gemacht ist und nicht nur einen modischen Anspruch, sondern auch einen sehr technischen Hintergrund hat. Diese Balance zu finden, ist spannend. Auch wenn man glaubt, das Produkt ist durchentwickelt, findet man immer wieder Neues. Viele Innovationen spielen sich in nicht so sichtbaren Bereichen ab. Wir entwickeln etwa ein neues Scharnier, das noch minimalistischer ist, aber der Betrachter sieht es nur aus der Nähe. Das wissen dann vielleicht nur große Technikfreunde zu schätzen.

Welche Herausforderungen sehen Sie in Zukunft für das Brillendesign?

Verbindungstechniken sind ein Riesenthema. Wie kann ich Materialien ohne Kleber verbinden? Wie sind Teile wieder zu demontieren? Und wie können wir solche Ideen für Brillen umsetzen, damit unsere Branche nachhaltiger wird? Diese Überlegungen fließen mehr und mehr ins Brillendesign ein. Denn wir müssen irgendwann eine Kreiswirtschaft erreichen.

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„Langfristige Partnerschaften sind mein Thema“

Portrait von Tom Smits, seit 1. Februar 2022 neuer Geschäftsführer von Silhouette Deutschland.

Der 50-jährige Westfale Tom Smits – Mutter Schottin, Vater Belgier – ist seit 1997 Teil von Silhouette, davon mehr als 22 Jahre in der Position als Head of Sales. Vor allem baute der zweifache Familienvater die Lizenz-Sportbrillenmarke „adidas Sport eyewear“ mit auf.

„Mein Grundgedanke war: Wenn ich Sport mache, möchte ich mich erholen. Wenn ich aber dabei ständig auf die Nase falle, weil ich nichts sehe, erhole ich mich nicht.“ Smits zog extra in die Nähe von Herzogenaurach, wo er heute noch wohnt, und leistete Pionierarbeit. „Das Thema der Verglasbarkeit war damals noch relativ neu, unsere Clip-ins waren ein Riesenerfolg.“ Ende 2019 beendete Silhouette die Lizenz-Vereinbarung mit adidas, orientierte sich neu. „Evil eye war damals unser bestes Produkt unter adidas-Flagge, so heißt heute die neue Marke.“

Silhouette Deutschland - Tom Smits
Tom Smits ist seit 1. Februar 2022 neuer Geschäftsführer von Silhouette Deutschland (Bild: Silhouette)

Noch immer werde das Thema Sportoptik in der Augenoptik stiefmütterlich behandelt, findet Smits. „Manche meinen, beim Verkauf von Sportbrillen bräuchte man große Marken. Das stimmt nicht, man braucht vor allem Augenoptiker*innen.“

Smits ist selbst einer. Beim Vater eines Freundes, der ein Augenoptikgeschäft betrieb, machte er mit 16 ein Praktikum und wurde auf Silhouette aufmerksam. Dort stach ihm die Marke sofort ins Auge: „Im Schaukasten mit den Neonröhren hingen Fotos von mondänen Menschen mit Brillen von Silhouette, das war für mich damals State of the Art.“

Seine neuen Aufgaben als Geschäftsführer von Silhouette Deutschland sieht er gelassen: „Ich werde zunächst alles so weiterführen, wie es mein Vorgänger Josef May gemacht hat, um zu verstehen und einzuordnen. Später entscheide ich, ob Dinge verändert oder angepasst werden müssen.“

Schon in der Vergangenheit arbeiteten beide eng zusammen. Wichtig bleibt für Smits der wöchentliche Austausch mit dem Mutterunternehmen in Linz. Mit Michael Schmied im Marketingvorstand ist die dritte Generation des Familienunternehmens im operativen Geschäft.

Die Corona-Jahre hat Silhouette laut Smits bis jetzt gut überstanden. „Wir haben eine heimische Produktion, keine größeren Lieferketten. Dadurch sind wir wie ein Fels in der Brandung in schwierigen Zeiten.“

Zu seinen Visionen für die nächsten Jahre sagt der leidenschaftliche Läufer: „Wir setzen auf Kontinuität, machen genauso bodenständig und beständig verlässlich Augenoptiker*innen vor Ort besonders wichtig. Langfristige Partnerschaften, das ist mein Thema für die nächsten Jahre. Und die Frage: Wie bekommen wir die Sportbrille in die Herzen der Kunden?“

/// JUEB

 

 

Silhouette international Schmied AG

Ellbognerstraße 24, A – 4020 Linz

Gründung: 1964 von Arnold und Anneliese Schmied

Eigentümer: zu 100 % Familie Schmied

Vorstand: Michael Schmied (CMO), Thomas Windischbauer (COO),

Christian Ender (CSO), Reinhard Mahr (CEO, CFO)

Mitarbeiter weltweit: 1.400

Hauptsitz Linz: 700

Marken: Silhouette, evil eye, Neubau Eyewear

 

Silhouette Deutschland

Schwieberdinger Straße 56, 71636 Ludwigsburg

Geschäftsführer: Tom Smits

Mitarbeiter: rund 70

silhouette.com

 

Artikel aus der eyebizz 3.2022 (April/Mai)

 

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