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Was Fielmann macht, kann so schlecht nicht sein!

Augen-Check-Up als Katalysator für optometrische Leistungen

Es ist ein Ruck durch die Branche gegangen, seitdem Fielmann mit Ocumeda den Augen-Check-Up anbietet und damit das Thema Screening und noch mehr die Augengesundheit in den Vordergrund rückt. Ob die 49 Euro, die der Branchenprimus dafür von seiner Kundschaft verlangt, zum Benchmark reichen, ist vielleicht fraglich. Aber grundsätzlich gilt: Was der Fielmann macht, kann so schlecht ja nicht sein! Einerseits verständlich, andererseits …

Wir kennen die Diskussionen um neue Tätigkeitsfelder für Augenoptiker und Augenoptikerinnen, um zum Teil Technologie-gestützte Möglichkeiten oder um die Notwendigkeit, sich als unabhängiger Augenoptiker mit besonderen Angeboten am Markt zu positionieren. Auch die jetzt aktuell aus unterschiedlichen Richtungen befeuerte Debatte um Kooperationen zwischen Augenoptikern und Augenärzten schwelt schon eine Weile. Jetzt zündelt Fielmann sozusagen von innen heraus, was die Mitbewerber mitzieht und den Berufsverband der Augenärzte (BVA) wenig überraschend auf die Palme bringt.

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Fielmann Augen-Check-Up Screenshot
So bewirbt Fielmann den Augen-Check-Up auf seiner Website, das werden Kunden auch anderswo erfragen (Bild: Screenshot)

Zur Erinnerung: Fielmann hatte im Herbst 2023 seine Zusammenarbeit und das Angebot mit Ocumeda bekannt gegeben und ist seitdem auf der Suche nach Augenärzten, die mitmachen. Das zugrundeliegende Konzept lassen wir an dieser Stelle vom BVA erklären.

In einer Stellungnahme zu Ocumeda heißt es: „Das Unternehmen mit Sitz in der Schweiz bietet ein telemedizinisches Anwendungs-Konzept an: Fielmann-Augenoptikerinnen und -Augenoptiker sollen nach eigenen Aussagen kostenpflichtig Messungen in den Filialen vornehmen und übermitteln im Anschluss die erhobenen Untersuchungs-Daten digital zur Einschätzung an Augenärztinnen und Augenärzte von Ocumeda. Stellen die Ocumeda-Augenärztinnen und -Augenärzte aufgrund der digitalen Aufnahmen Auffälligkeiten fest, werden die Kundinnen und Kunden nach einem Ampel-Prinzip als Patientinnen bzw. Patienten ggf. an niedergelassene Augenärzte zur weiteren Abklärung verwiesen. Diese müssen nicht zwangsweise Teil des Ocumeda-Netzwerks sein.“

Ocumeda hatte vor der Kooperation mit Fielmann unter dem Namen Checkuppoint noch um „traditionelle“ Augenoptiker geworben, sucht aber jetzt Ophthalmologen, die in Deutschland zugelassen sind und ein digitales Arbeitsmodell (auch als Freelancer) schätzen. Der BVA distanziert sich von dieser Idee, weil er gar keinen Bedarf dafür sieht, dass irgendein Augenoptiker irgendeine Rolle in der Augengesundheits-Versorgung spielt. „Der BVA lehnt das Angebot von Ocumeda und Fielmann ausdrücklich ab, weil es die Gefahr beinhaltet, dass Patienten verunsichert oder möglicherweise davon abgehalten werden, einen Augenarzt aufzusuchen“, verlautet der Verband in der Stellungnahme.

Gesunde Menschen wichtig für die wirtschaftliche Situation einer Praxis

Dass damit nicht nur kranke Patienten, sondern auch die gesunden gemeint sein könnten, deutete der Hamburger Augenarzt Priv.-Doz. Dr. med. Johannes Steinberg an – beim Fielmann-Kolloquium Ende November. Steinberg vertritt die Meinung, dass es derzeit für die wirtschaftliche Situation einer Augenarztpraxis wichtig sei, dass auch gesunde Menschen in die Praxis kämen, da diese diejenigen, die aufgrund ihrer Erkrankung mehrfach pro Quartal einbestellt werden müssten, subventionieren.

Aus der Augenoptik betrachtet wird immer der Vorteil einer Kooperation mir einem Ophthalmologen genannt, dass die gesunden Menschen die Wartezimmer nicht „verstopfen“. Dass der BVA das anders sieht, erkennt man auch an der Erklärung, warum er das Fielmann-Angebot ablehnt: „… die Feststellung von Auffälligkeiten am Auge und/ oder an der Netzhaut kann nach Ansicht des BVA ausschließlich ein Augenarzt aufgrund seiner langjährigen Ausbildung zum Facharzt und der anschließenden augenärztlichen Erfahrung vornehmen. Nach Ansicht des BVA ist nur in einer Augenarztpraxis sichergestellt und gewährleistet, dass die fachlichen, räumlichen und technischen Voraussetzungen für die Erstellung eines qualitativ aussagekräftigen Bildes gewahrt sind.“

Zusammenarbeit sollte kein Problem darstellen

Aus der anderen Perspektive klingt das unaufgeregter, auch logischer! Gewiss, auch Augenoptikerinnen und Augenoptiker möchten mit optometrischen Dienstleistungen Geld verdienen, das darf man zumindest hoffen. Das mag einen „konstruktiven Dialog zwischen Augenoptik und Augenheilkunde“, den sich die Fielmann Akademie mit ihren Kolloquien zum Ziel gesetzt hat, noch einmal erschweren. Aber den Worten von Prof. Hans-Jürgen Grein, der die Kolloquien leitet, ist dennoch nichts hinzuzufügen: „Aus der Distanz betrachtet sollte die Zusammenarbeit zwischen den Berufsgruppen der Augenoptiker und der Augenärzte kein Problem darstellen.“

Augenoptiker haben im Wesentlichen die Verbesserung der Sehleistung augengesunder Menschen im Blick, während der Schwerpunkt der augenärztlichen Tätigkeit in der Diagnostik und Therapie von Augen-Erkrankungen liege, führte Grein beim Online-Event fort. Beide Berufsgruppen eine die gemeinsame Sorge um das bestmögliche Sehen ihrer Kunden und Patienten. In den letzten zwanzig Jahren sei eine schleichende Vermischung der Tätigkeitsfelder eingetreten. In vielen augenärztlichen Praxen arbeiten Augenoptiker und in den augenoptischen Betrieben habe die Beratungs-Tätigkeit zu augengesund-heitlichen Themen zugenommen.

Augen-Check-Up Fielmann BVA-Position zu Ocumeda Anfang
Die Stellungnahme des BVA überrascht nicht. Im Ganzen ist sie nachzulesen unter augeninfo.de (Bild: Screenshot)

Ungeachtet der starren Meinung des BVA wird diese Beratungs-Tätigkeit zunehmen. Dafür sorgt die fortschreitende Technologie, dafür sorgt Fielmann mit dem Augen-Check-Up und dafür sorgen auch nicht zuletzt die Bedürfnisse der Menschen in unserem Land. Es gibt immer mehr Praxisbeispiele, die aufzeigen, wie (gut) Kooperationen funktionieren können. Und die augenoptische Industrie stellt mittlerweile auch die Plattformen zum Austausch und damit den Kontakt her.

Und selbst wenn eine Kooperation nicht infrage kommt, die Bekanntheit und die Akzeptanz optometrischer Dienstleistungen beim Augenoptiker wird in der Zukunft durch das Angebot Fielmanns weiter wachsen – auf allen Seiten! Es gibt immer weniger Gründe, dieses Feld nicht zu beackern. Es gibt immer mehr ältere Menschen (siehe „Meinung“ von ZVA-Präsident Christian Müller in der eyebizz 2.2024) und es gibt immer mehr Möglichkeiten, eine gewichtigere Rolle in der Augengesundheit einzunehmen.

Das Fielmann-Kolloquium hatte dazu noch ein passendes Beispiel parat: Obwohl Dirk Engisch, Geschäftsführer eines Augenoptik-Betriebs in Friedberg, die Zusammenarbeit zwischen Augenoptikern und Augenärzten als „durchwachsen“ bezeichnete, hat er einen Ansatzpunkt gefunden, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Seit einigen Jahren sei die Myopie-Prophylaxe als Tätigkeitsbereich hinzugekommen, der in immer mehr Augenarztpraxen thematisiert werde und einen Dialog ermögliche. Die Refraktions-Bestimmungen führe Engisch auch bei Kindern selbst durch, wenn der Termin beim Augenarzt einige Monate Wartezeit bedeute und die Kinder trotz Problemen ohne Brille in die Schule müssten. Die Vorstellung beim Augenarzt empfehle er den Eltern dennoch.

/// IR

 

Artikel aus der eyebizz 2.2024 (Februar/März)

 

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Wohl mehr ein “Erdbeben” für die Branche, als bloß ein “Ruck”…

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