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Masterthesis zur Aufklärung in der Schweiz

Myopie-Kontrolle: Wer informiert die Eltern?

Fachartikel zur Myopie-Kontrolle gibt es viele. Zeit, das „Rundherum“ zu beleuchten und zu prüfen, wie Augenoptiker, Optometristen und Ophthalmologen das Thema kommunizieren. Optometristin Chiara Weissmann hat im Rahmen ihres Studiums an der Hochschule Aalen eine Masterthesis dazu durchgeführt.

Chiara Weissmann
Chiara Weissmann, Optometristin BSc und Mitinhaberin von Külling Optik in Gossau SG (Schweiz), führte ihre Masterthesis zum Thema Myopie-Kontrolle in der Schweiz durch

Weissmann evaluierte dabei den Informationsstand der betroffenen myopen Kinder, respektive derer Eltern in der Schweiz. Zudem untersuchte sie die Zusammenarbeit zwischen Augenoptikern, Optometristen und Ophthalmologen.

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Darauf können sich wahrscheinlich alle Beteiligten einigen: Der Idealfall sollte sein, dass Augenoptiker, Augenärzte und Eltern bestmöglich über die Möglichkeiten einer Myopie-Kontrolle informiert sind. Vor allem Eltern, die selbst kurzsichtig sind, sollten sich der möglichen Risiken einer Myopie bewusst sein. Doch entspricht das der Realität? Zweifel sind angebracht. Denn das Thema ist noch neu und in der europäischen Gesellschaft noch nicht wirklich angekommen.

Für ihre Masterthesis stellte die Optometristin Chiara Weissmann deshalb zwei Hypothesen auf, die sie mit ihrer Studie für die Schweiz überprüfen wollte. Befragt wurden 39 Augenärzte, respektive 110 in Augenkliniken und Augenarzt-Praxen Tätige, 368 in Augenoptik-Betrieben und Optometrie-Praxen Tätige, 43 Kinderärzte und 61 Eltern von progredient myopen Kindern, respektive die Kinder direkt.

Hypothese 1: Augenärzte informieren Betroffene nicht umfassend über die Optionen der Myopie-Kontrolle

… und hier die Daten aus der Umfrage:

  • Von 110 in Augenkliniken und Augenarzt-Praxen Tätigen bieten 103 (94 %) Myopie-Kontrolle an.
  • Eine Beratung dauert im Durchschnitt rund 12 Minuten.
  • 5 Eltern von myopen Kindern wurden durch Ophthalmologen über Myopie-Kontrolle informiert.
  • In den befragten Augenkliniken/Augenarzt-Praxen wird hauptsächlich Atropin (87-mal) und das Miyosmart-Glas (64-mal) angeboten (Mehrfach-Antworten möglich, 94 Teilnehmende).

Hypothese 2: Augenoptik-Betriebe und Optometrie-Praxen informieren Betroffene nicht umfassend über die Optionen der Myopie-Kontrolle

… die Daten aus der Umfrage:

  • Von 368 teilnehmenden Augenoptik-Betrieben und Optometrie-Praxen bieten 339 (92,1 %) Myopie-Kontrolle an.
  • Eine Beratung dauert im Durchschnitt rund 17 Minuten.
  • 43 Eltern von myopen Kindern wurden durch Augenoptiker und Optometristen über Myopie-Kontrolle informiert.
  • In Optometrie-Praxen/Augenoptik-Betrieben wird hauptsächlich das Miyosmart-Glas (261-mal) und Ortho-K-Linsen (255-mal) angeboten. Atropin lediglich 11-mal (Mehrfach-Antworten möglich, 323 Teilnehmende).

Die Ergebnisse

Mit 94 % der in Augenkliniken und Augenarzt-Praxen (103 von 110) sowie mit 92,1 % der in Augenoptik-Betrieben und Optometrie-Praxen (339 von 368) tätigen Fachpersonen bietet die Mehrheit Myopie-Kontrolle an. Betroffene erhalten dabei ihre Informationen hauptsächlich (zu 67,7 %) von Augenoptikern und Optometristen.

Dabei werden in Augenoptik-Betrieben und Optometrie-Praxen 261-mal das Miyosmart-Brillenglas und 255-mal Ortho-K-Linsen angeboten. Seitens der 34 Betroffenen (Eltern und Kinder) gehen Antworten für 25-mal Ortho-K und 13-mal für das Miyosmart-Brillenglas ein. Die Teilnehmerzahl ist hier reduzierter, da nicht alle bis hierhin drangeblieben sind, jedoch wurden die erhaltenen Antworten immer alle ausgewertet.

Myopie-Kontrolle Masterthesis c Chiara Weissmann
Augenoptiker und Optometristen informieren gut: 48 Eltern von myopen Kindern / myope Kinder wurden befragt, wer sie über die Optionen der Myopie-Kontrolle informiert hat (Quelle: Chiara Weissmann)

In den befragten Schweizer Augenkliniken bzw. Augenarzt-Praxen erfreut sich Atropin, das 87-mal angeboten wird, einer statistisch signifikant größeren Beliebtheit als die Ortho-K-Linse. Das Miyosmart-Brillenglas wird 64-mal angeboten.

Eine Förderung der Myopie-Kontrolle könnte durch eine bessere Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Berufsgruppen erreicht werden. Seitens Optometristen und Augenoptikern wird dies von 91 % gewünscht. 67 % der Ophthalmologen sind der selben Meinung.

Ein Fazit zur Myopie-Kontrolle

Das Ergebnis der Masterthesis ist erfreulich: Die Mehrheit der befragten Eltern myoper Kinder bestätigte, dass sie zum Thema Myopie-Kontrolle informiert wurden. Die Informationen erhielten sie mehrheitlich von Optometristen und Augenoptikern. Ophthalmologen bevorzugen zwar immer noch Atropin als Therapieform erster Wahl, doch kann nicht abschließend gesagt werden, dass die Kontaktlinse immer noch einen schlechten Ruf hat. Im Gegenteil.

„Meine größte, zugleich auch schönste Überraschung war, dass Augenärzte nicht wirklich negativ gegenüber der Ortho-K eingestellt sind“, erzählt Weissmann. „Auch die generelle Offenheit seitens der Ärzteschaft für Kontaktlinsen ist erfreulich.“ Augenoptikern rät sie: „Für sie ist es wichtig, ihre Kompetenz auch zu vermitteln, sprich Augenarzt-Praxen und -kliniken in der Umgebung über ihr Angebot zu informieren. Auch die Kunden vor Ort sollten frühzeitig und proaktiv darauf angesprochen werden.“

Interessant wäre laut Weissmann eine Untersuchung darüber, welche Position Kinderärzte bezüglich der Möglichkeit einer Myopie-Kontrolle einnehmen. Gerade Kinderärzte sind oft erster Ansprechpartner bei Seh- und Augenproblemen von Kindern. Den Eltern rät Weissmann: „Sie müssen Ihr Kind miteinbeziehen, herauszufinden, was es möchte. Ein Kind, das partout keine Brille will, ist mit Kontaktlinsen sicherlich glücklicher.“

Berücksichtigt werden muss, dass die Erkenntnisse der Masterthesis nur für die Schweiz gelten. Dort hat das Myopie-Management aus verschiedenen Gründen einen größeren Stellenwert als etwa in Deutschland. Österreich dagegen ist mit der Schweiz schon eher vergleichbar, da sich dort die Vereinigung Kontaktlinsen anpassender Augenärzte (VKAA) und zahlreiche Augenoptiker und Optometristen schon lange um das Thema Myopie-Kontrolle kümmern und die Anpassung von Kontaktlinsen für Kinder und Jugendliche von den meisten Krankenkassen bezuschusst wird. Doch von der Tendenz her sind die Ergebnisse für Deutschland sicherlich übertragbar. ///

 

Marcel Zischler ist Inhaber der Agentur für Marketing, Training und Consulting „Zischler Visionplus“ in Luzern (Schweiz) und Autor für Betriebswirtschafts-, Kommunikations- und Führungsthemen und ausgewiesener Kenner der Optikbranche.

 

Artikel aus der eyebizz 1.2023 (Dezember/Januar)

 

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