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Erste eyebizz Optics Conference

Vorsprung im Myopie-Management

Premiere in Mannheim: Im Dorint Kongresshotel fand am 9. und 10. Juni die erste Fachkonferenz zum Thema Myopie-Management in Deutschland statt. Die von eyebizz organisierte Optics Conference zog knapp 200 Besucher an, die bei acht Vorträgen, zwei Diskussionsrunden und zwölf Workshops ihr Wissen erweiterten. Hersteller stellten vor Ort ihre neuesten Geräte und Lösungen fürs Myopie-Management vor. Die Stimmung war prächtig, das Input, das die Augenoptiker mitnahmen, groß.

Die Optics Conference by eyebizz ist die neue Wissensplattform für die Augenoptik, die sich auf aktuelle Themen und Trends konzentriert. Die Konferenz, die an zwei Tagen in Mannheim stattfand, bot diesmal eine einzigartige Gelegenheit, das Verständnis für Myopie zu vertiefen und praktische Lösungen zu deren Behandlung und Vorbeugung zu entdecken. Das Informationsangebot war groß.

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Startschuss: Social-Media-Werbung leicht gemacht

Der Workshop-Reigen startete am Freitag mit Burak Görmez vom Digital-Dienstleister Nexum AG mit dem Versprechen „Social-Media-Werbung leicht gemacht“. Die sozialen Medien werden für Augenoptiker ein immer wichtigerer Marketing-Bestandteil mit der Möglichkeit punktgenauer Ansprache verschiedener Kundengruppen. Mit dem Meta-Werbeanzeigenmanager können eigene kleine Kampagnen durchgeführt werden. Görmez lotste die Teilnehmer durch das reichhaltige „Büffet“ des Anzeigentools für Facebook und Instagram und zeigte, was bei den Einstellungen zu Zielgruppen und Platzierungen für einen effektiven Einsatz zu beachten ist.

Optics Conference eyebizz Myopie-Management Ausstellung Publikum
Zeit zum Netzwerken in den Pausen zwischen den Workshops am Freitag und den Vorträgen am Samstag (Bild: Selim Gecgin)

Einen ähnlich schmissigen Crash-Kurs Social Media lieferte Mark Schulze vom Social Selling Club. Die Abfolge an brauchbaren praxisnahen Inputs war so schnell, dass kaum Zeit zum Mitschreiben blieb. Der Grundtenor war keineswegs furchteinflößend: Online-Marketingmaßnahmen müssen kontinuierlich erfolgen, aber es reicht, klein anzufangen, wenig zu investieren und dann zu entscheiden, was sich bewährt hat. „Du bist kein Justin Bieber, brauchst keine zwölf Stories am Tag“, beruhigte Mark Schulze, „nach 60 Likes kann dich der Algorithmus besser einschätzen als deine Eltern.“ Das Publikum lachte.

Dem Thema Künstliche Intelligenz nahmen sich Lars Küsters und David Ölssner an, beide ebenfalls von der Nexum AG. Sie erklärten, mit welchen Tools Augenoptiker sich heute schon Texte für Webseiten und Social-Media-Kanäle schreiben lassen und Variationen von Postings mit wechselnden Brillenmotiven und Hintergründen erstellen lassen können.

Workshops Myopie-Management

Stefanie Karatas, Orthokeratologie-Spezialistin bei SwissLens, gab Einblicke in die Produkte des Kontaktlinsen-Anbieters aus Prilly, der ein europäischer Vertriebspartner für den australischen Geräte-Anbieter medmont ist. Ein Thema des Workshops war die Kommunikation mit myopen Kindern inklusive der nicht selten aufgeregten, gar gestressten Eltern. Augenoptikermeister Gero Mayer und Kommunikationstrainer Matthias Werner spielten sich die Bälle aus praktischer Erfahrung und Verhaltensanalyse zu. Am Anfang stünde der Small Talk, der eigentlich „Big Talk“ heißen müsste, schaffe er doch erst die Voraussetzungen für Sicherheit und Vertrauen im Gespräch und damit ein erfolgversprechendes Myopie-Management.

Regional Sales Manager Tobias Schüll und Manager of Professional Affairs DACH Alexander Kriese von Mark’ennovy stellten mit Mylo toric ihre Lösung für ein wirksames Myopie-Management vor. Das Linsendesign entstand in Zusammenarbeit mit dem Brien Holden Institut.

Optics Conference eyebizz Myopie-Management Ausstellung
Hersteller stellten vor Ort ihre neuesten Geräte und Lösungen fürs Myopie-Management vor (Bild: Selim Gecgin)

Gudrun Westenberger, Augenoptikermeisterin und Myopie-Expertin bei EssilorLuxottica, stellte die Besonderheiten des Brillenglases Stellest vor und präsentierte erstmals öffentlich die Ergebnisse einer zweijährigen klinischen Studie, die einen deutlichen Nachweis für die Wirksamkeit des Glases erbrachte.

Wie Geräte gesteuertes „Myopie-Management mit dem Lenstar Myopia“ funktioniert, demonstrierten Marcus Zander, Vertriebsleiter bei Visionix, und Denny Grimm vom Marketing/Produktmanagement Haag-Streit Deutschland. Je früher eine progressive Myopie startet, desto extremer die Steigerung, so Grimm. Funktioniere eine Therapie-Variante nicht, sei ein schneller Wechsel ratsam. Um den Wirkungsgrad besser einschätzen zu können, sind etliche Studien in der Software des Lenstar hinterlegt. Neuester Clou: AMMC nach Kaymak; die „Age Matched Myopia Control“ gibt eine Prognose zur Progression der Myopie bezüglich der Achslängenentwicklung.

Marc von der Burg, Augenoptikermeister und Key-Account-Manager D-A-CH Myopie Management bei CooperVision, stellte in seinen Workshop das Kundengespräch in den Mittelpunkt. Wie kommunizieren Augenoptiker am geschicktesten, wenn Kinder und Eltern unterschiedliche Vorstellungen haben? Oder Kontaktlinsen abgelehnt werden? In Gruppenarbeit wurden Lösungen erarbeitet.

Claudia Wagner, Head of Operations Myopia Management, und Marcel Zischler, Head of Business Development Myopia Management bei Menicon, stellten zwei verschiedene, für Myopie-Kontrolle geeignete Kontaktlinsen vor. Wichtiger Bestandteil des Konzepts sind digitale Hilfsmittel wie die Anpass-Software Menicon Bloom Easyfit und die Menicon Bloom App. Diese helfen bei der Anpassung, verbessern die Kommunikation zwischen Träger und KL-Spezialisten und ermöglichen eine genauere individuelle Verlaufskontrolle.

„Immer durch die Spaltlampe schauen!“

Thorsten Boss, Augenoptikermeister und Leitung Vertrieb Inland bei Oculus, analysierte Fallbeispiele myoper Fehlsichtiger. Die beiden Augenoptiker Jean-Pierre Schwalb und Dieter Mattern erzählten ihre persönlichen Erfolgsgeschichten mit Myopie-Management als Bestandteil des Geschäftskonzeptes. Letzterer gab den Praxistipp: „Immer auch durch die Spaltlampe schauen!“.

Jutta Heinrichs und Martin Neitz von MPG&E stellten ihr Myopie-Management-Konzept mit Ortho-K-Kontaktlinsen vor. Je früher mit Ortho-K gestartet wird, desto größer ist die Risikominimierung.

Patrick Bartz, technischer Produktmanager, und Pascal Blaser, Global Medical Affairs Manager, beide Hoya, spielten sich die Bälle zu bei einem intensiven interaktiven Austausch mit dem Publikum, der sich zu einem unterhaltsamen Lernprogramm auswuchs. Was ist für Sie Myopie-Management? Nach welchen Kriterien starten Sie es? Es zeigt sich, wie komplex scheinbar einfache Fragen zum Thema sind.

Netzwerken und Austausch im Ella & Louis Jazzclub
Dagmar Schwall, eyebizz, und Cathleen Kabashi, Leitung opti, begrüßen die Gäste zum Abenddinner mit Klaviermusik (Bild: Alexander Schwer)

Zum Abschluss des ersten Tages war die Abendveranstaltung im JazzClub Ella & Louis ein großes Highlight: Bei Live-Musik vom Klavier konnten die Besucher köstlich speisen und ihr Networking fortsetzen.

Drei Experten liefern Grundlagenforschung

Die Vorträge am Samstag begannen kompakt. Der erste Block brachte Grundlagenforschung zum Thema. Was ist die Basis der optischen Myopie-Kontrolle? Was ist der aktuelle Forschungsstand? Was sind Folgeschäden einer im jungen Alter fortschreitenden Myopie? Und welche Korrektions- und Behandlungsmethoden gibt es?

Prof. Dr. Hans-Jürgen Grein beim Vortrag auf der Optics Conference by eyebizz
Die ersten drei Vorträge am Samstag brachten die wissenschaftlichen Grundlagen und den aktuellen Forschungsstand zum Thema Myopie-Management, im Bild: Prof. Dr. Hans-Jürgen Grein, Professor TH Lübeck Bereich Medizinische Optik (Bild: Dagmar Schwall)

Die drei unangefochtenen Experten des Vormittags waren Dr. Martin Lörtscher, Optometrist Pallas Kliniken, Prof. Dr. Hans-Jürgen Grein, Professor TH Lübeck Bereich Medizinische Optik, und nicht zuletzt Dr. Michael Bärtschi, Inhaber der Eyeness AG in der Schweiz, Stiftungsrat und Vorstandsmitglied der „Swiss Academy of Ophthalmology“.

Der humorbegabte Bärtschi lieferte auch die beste Definition, was Myopie-Management bedeutet: „Kontrollierte Anwendung präventiver Maßnahmen zur nachhaltigen Hemmung des Längenwachstums des Auges zwecks Minimierung krankhafter Folgeschäden.“ Ohne Verlaufskontrolle und damit Messung der Augenachslänge, so das Fazit der Forscher, ist kein wissenschaftlich kontrolliertes Myopie-Management möglich.

Optics Conference eyebizz Myopie-Management: Michael Bärtschi
Dr. Michael Bärtschi, Inhaber der Eyeness AG in der Schweiz, bei seinem Vortrag zum Myopie-Management (Bild: Selim Gecgin)

Robert Mergenthal, Inhaber Sehenswert-Göttingen, und David Gerlach, Inhaber draeger + heerhorst, beide auch Gründer von neyece, zeigten, wie sich das Myopie-Management in die Augengesundheitsvorsorge einbinden lässt. Ihr Motto: „Verkaufe nicht das Produkt, verkaufe den Nutzen.“ Sie legten den Augenoptikern das Abo-System ans Herz.

Brückenbauerin Elke van Alen

Eine ausschließlich weiblich besetzte Diskussionsrunde thematisierte die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Myopie-Management. Augenoptikerin Cornelia Hermann von Optik Eberle erwies sich als Skeptikerin. Die Kooperation mit Augenärzten verliefe oft zäh, sie kennt sogar welche, die Kontaktlinsen für Kinder ablehnten. Auf die Frage des Moderators Ingo Rütten, wer beim Thema Myopie-Management die Führung übernehmen sollte, antwortete sie, sie sehe den Augenoptiker in der Verantwortung, er müsse alle Fäden zusammenziehen.

Diskussionsrunde zur Kooperation zwischen Augenoptiker und Augenarzt
Diskussionsrunde zum Thema Kooperation von Augenoptikern und Augenärzten beim Myopie-Management: Moderator Ingo Rütten mit (v. li.) Cornelia Hermann (Optik Eberle), Gudrun Westenberger (EssilorLuxottica), Petra Zapsky (CooperVision) und Elke van Alen (Orthoptistin in Hamburg) (Bild: Selim Gecgin)

Elke van Alen, leitende Orthoptistin in einer Augenarztpraxis in Blankenese, plädierte hier fürs Brückenbauen: „Es geht nicht um Führung, sondern Kooperation und die gemeinsame Verantwortung für das Wohlergehen der Kinder, die alle übernehmen müssen.“ Das Thema sei noch nicht in seiner ganzen Breite in der Gesellschaft angekommen, deshalb bräuchte man noch etwas Geduld.

Am Nachmittag setzte sich Elke van Alen in ihrem Solo-Vortrag nochmals nachdrücklich für eine interprofessionelle Zusammenarbeit im Myopie-Management ein. Die „Kinderaugen im Auge behalten“, dafür sei ein Austausch zwischen den Berufsgruppen notwendig und sollte ausgeweitet werden etwa auf Kinderärzte und Pädagogen. Mehr Wertschätzung für die Arbeit der anderen Berufsgruppen zeigen, so ihr Appell. Das Publikum in Mannheim applaudierte spontan. Die Optics Conference habe diese erste Brücke gebaut; aber es brauche noch mehr gemeinsame Fortbildungen. Die Orthoptistinnen (tatsächlich fast nur Frauen) stünden der Augenärzteschaft nahe und können dabei Vermittler und Multiplikatoren sein.

Asiatische Studien auch für Europa relevant?

Im Vortrag „Quo vadis myopia“ nahm sich Pascal Blaser der Mythen und Evidenz im Myopie-Management an. Dass vielzitierte Studien dazu aus Asien für europäische Kinderaugen keine Rolle spielten, widerlegte der Medical Director Myopia bei Hoya mit einem Zahlenvergleich zwischen Taiwan und den Philippinen, der, obwohl beide asiatische Studien, dennoch große Unterschiede bezüglich der Myopie-Entwicklung zeigte. Die unterschiedlich hohe Zahl an myopen Kindern läge vielmehr an anderen Lebensumständen, der Einführung eines staatlichen Schulsystems etwa und stärkerem Leistungsdruck als in ethnischen Unterschieden oder der übermäßigen Nutzung von Handys.

Am Beispiel seiner Tochter zeigte Blaser die Notwendigkeit eines Myopie-Managements anhand des Indikators Augenlänge. Das neue Ziel sei, exzessives Wachstum zu reduzieren und ein gesundes physiologisches Wachstum zu ermöglichen, statt es komplett zu stoppen, wie etwa mit höherer Dosierung von Atropin.

Die abschließende Diskussion „Messmethodik, Konzepte, Korrektionen“ fasste unter der Moderation von Ingo Rütten den Tag noch einmal zusammen. Fazit: Jetzt ist der beste Zeitpunkt, Myopie-Management anzubieten, da noch nicht jeder Augenoptiker das Thema aufgegriffen hat. Dabei sollte man vor allem eine sinnvolle interdisziplinäre Begleitung der Kinder und Jugendlichen über einen langen Zeitraum anstreben. Das Thema, da war man sich einig, werde sich weiterentwickeln. Neue Messgeräte würden kommen, auch bessere Messmethoden, so Blaser.

Robert Fetzer, Augenoptik Schmuck Fetzer, provozierte mit dem Satz, dass es für Augenoptiker strafbar sei, die Folgeschäden einer hochgradigen Myopie nicht verhindert zu haben. Pascal Blaser beschwichtigte: Augenoptiker sollten sich als Sehexperten verantwortlich fühlen. Das Schlusswort kam von Jutta Heinrichs: Plattformen wie die Optics Conference sind wichtig für den Austausch unter den Branchen – alle mit in einem Boot!

Nächster Termin: 15. und 16. Juni 2024

So ging die zweitägige Optic Conference von eyebizz zum Thema Myopie-Management mit viel Applaus und positivem Feedback der Teilnehmer zu Ende. 14 Kooperationspartner, darunter die opti als exklusiver Eventpartner, waren dabei. Zwölf Hersteller aus der Industrie zeigten ihre Produkte, auch das Norddeutsche Optik Colleg mit Inhaber Thomas Nagel hatte einen Stand.

Save the Date 2024
Dagmar Schwall, Objektleiterin eyebizz, beim Schlusswort und Verabschiedung der ersten Optics Conference (Bild: Selim Gecgin)

Dagmar Schwall, Objekt Manager eyebizz, verabschiedete das Publikum mit der guten Botschaft: 2024 geht die Optics Conference in die zweite Runde, dann am Wochenende vom 15. und 16. Juni. Thema: noch offen.

/// JUEB, PE

 

Artikel aus der eyebizz 4. 2023 (Juni/Juli)

 

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