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Studie: Falsche Entsorgung kann Meere belasten

Aus Linsen-Plastik kann Mikroplastik werden

Forscher haben sich auf einer großen Konferenz für Nanotechnologie besorgt gezeigt, dass neben Kosmetika auch Tages-Kontaktlinsen das Problem von Mikroplastik in den Gewässern verschlimmern könnten. Demnach entsorgten die Linsenträger ihre gebrauchten Kontaktlinsen gerne auch mal in Waschbecken oder Toilette und nicht im Hausmüll.

BUND: Mikroplastik
Mikroplastik (Bild: Stephan Glinka/BUND)

 

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Als Mikroplastik werden feste und unlösliche synthetische Polymere (Kunststoffe) bezeichnet, die kleiner als fünf Millimeter sind. Dass Mikroplastik vor allem in Kosmetika und Körperpflegemitteln genutzt wird, ist inzwischen auch bei uns bekannt.

Man unterscheidet zwischen bewusst erzeugten Mikroplastik-Partikeln zu Gebrauchszwecken, z.B. in Kosmetika, Babywindeln (als Superabsorber), und solchen, die durch den Zerfall von Kunststoffprodukten entstehen (Plastikmüll oder Abrieb von Autoreifen). Über die Gewässer landeten die Teilchen schließlich über die Nahrungsaufnahme seitens der Meeresbewohner zum Teil sogar wieder im Essen auf unserem Teller.

Und das hat es in sich. Prof. Gesine Witt, Expertin für Umweltchemie und Ökotoxikologin an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg, in einem ARD-Bericht: „Wenn Mikroplastik einmal in die Gewässer gelangt, zum Beispiel über die Kläranlagen, sammelt es dann im Wasser schwimmend, die Schadstoffe an und die können bis zum 100.000-fachen in der Mikroplastik im Vergleich zum Wasser angereichert sein und wenn die Muscheln das aufnehmen und wir die Muscheln essen, landet das wieder in unserem Magen.“

Neben Kosmetika auch Wegwerflinsen bedenklich?

In den USA schrillen gerade die Alarmglocken zum Thema Mikroplastik und Kontaktlinsen: Forscher der Arizona State University gingen der Entsorgung von Linsen nach, die ja überwiegend aus Kunststoff gefertigt werden und in der Wegwerf-Variante bei den Linsenträgern sehr beliebt sind. Ihre Ergebnisse präsentierten sie beim National Meeting and Exposition der American Chemical Society in Boston.

Augenheilkunde: Kontaktlinsen verändern die Bakterienflora des Auges

Einer Umfrage zufolge würden in den USA 15 bis 20 Prozent dieser Linsen nach Gebrauch durch die Abwasserleitungen von Waschbecken und Toilette gespült – und damit zum Problem der Mikrokunststoffe in den Gewässern beitragen.

Mikroplastische Verschmutzung: ein Problem für die Kläranlagen

Denn die Linsen können in den Kläranlagen nicht am Stück herausgefiltert oder anderweitig aufgelöst werden, sondern zerfallen durch den Einfluss der Bakterien in kleinste Teilchen. So gelangen sie entweder gleich in die Meere oder auf dem Umweg als Klärschlamm und dann als Düngemittel auf den Feldern wieder in den Gewässern.

Was das bedeuten kann, sieht man an diesen Zahlen aus den USA: 45 Millionen Menschen dort tragen Linsen, das seien mindestens 13 Milliarden Linsen im Jahr. Die Wissenschaftler sprechen von 20 Tonnen an Wegwerf-Linsen, die so jährlich im Abwasser landeten.

Hersteller und Verbraucher sensibilisieren

Die Forscher um Rolf Halden vom Center for Environmental Health Engineering des ASU und Charlie Rolsky, Doktorand an der ASU, wollen mit ihrer Studie sowohl Hersteller als auch Verbraucher aufrütteln. Die Kontaktlinsen müssten unbedingt ordnungsgemäß mit anderen festen Abfällen entsorgt oder recycelt werden, und darauf sollte ausdrücklich vom Hersteller und am besten auch noch mal vom Kontaktlinsen-Anpasser hingewiesen werden. Bisher hätte sich ein Hinweis auf die fachgerechte Entsorgung nur auf der Verpackung eines einzigen Kontaktlinsenherstellers gefunden, so Halden.

 

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