Die erste eyebizz war vor zwei Jahrzehnten nicht das einzige einschneidende Ereignis für die Branche. Denn sie kam pünktlich zur Gesundheitsreform und konzentrierte sich von Beginn an auf die Chancen der Änderungen für Augenoptikerinnen und Augenoptiker.
Martin Graf, vor 20 Jahren erster eyebizz-Chefredakteur, wusste zwar um die Unsicherheit mancher Kolleginnen und Kollegen, hatte aber gute Argumente an der Hand, diesen Unsicherheiten zu begegnen. So schrieb er in seinem ersten Editorial:
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„Liebe Leser, seit wenigen Tagen haben Sie unternehmerische Freiheiten wie noch nie zuvor. Ich weiß, dass dieser provokante Satz im Moment (noch) nicht branchenweit auf Gegenliebe stößt: So sehr man sich in der Vergangenheit über das Diktat und die Einflussnahme der Krankenkassen und den Aufwand für Rezepthandling und -abrechnung geärgert haben mag, wünscht sich doch mancher Kollege die Zeiten zurück, in denen einmal im Monat eine mehr oder weniger große Zahl auf dem Kontoauszug stand, wenn die Kassen (endlich) bezahlt hatten. Aber ob mit oder ohne Bedauern: Die GKV ist (bis auf die bekannten kleinen Ausnahmen) unwiederbringlich Vergangenheit, und nur Ewig-Gestrige sollten im Jahr 2004 noch darüber klagen, wie gut es früher doch war.“
Gesundheitsreform: Wegfall eines Umsatzgaranten
Heute muss man kaum noch darüber diskutieren, ob der nahezu komplette Wegfall der Brille aus dem Leistungskatalog der Gesetzlichen Kranken-Versicherungen eine gute oder eher schlechte Sache gewesen ist. Vor 20 Jahren war das für manche aber gleichbedeutend mit dem Wegfall eines liebgewonnenen Umsatzgaranten, für den man sich eine gewisse Vormundschaft der Krankenkassen gefallen ließ.
Andere hingegen freuten sich, was auch die Umfrage in der ersten Ausgabe der eyebizz verdeutlichte. Die meisten Augenoptikerinnen und Augenoptiker begrüßten die Reform von Beginn an: „Denn nie zuvor waren die Chancen größer als jetzt, dass die Brille als wirkliches Mode- und Konsumprodukt behandelt und wahrgenommen wird“, heißt es im Text von damals.
Wie denken Sie heute über die Gesundheitsreform beziehungsweise über die Brille im Leistungskatalog der Gesetzlichen Kranken-Versicherungen? Das Thema bleibt ja auch bei den Ausnahmefällen ein aktuelles und diskutiertes. Schreiben Sie gerne eine E-Mail an chefredakteur@eyebizz.de.
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Brille aus einer Hand
Zu Beginn des Jahres 2004 schrieb eyebizz in ihrer zweiten Ausgabe: „Vor dem Hintergrund der Gesundheitsreform haben im November und Dezember 2003 rund 72 Prozent der Brillenträger ihre Brille direkt beim Augenoptiker, also ohne vorherigen Arztbesuch, bestimmen lassen, wie der ZVA festgestellt hat. Üblicherweise liegt diese Quote bei etwa 55 %. Der ZVA sieht dies als klares Zeichen dafür, dass die „Brille aus einer Hand“ immer beliebter wird und erwartet eine Fortsetzung des Trends. ZVA-Präsident Thomas Nosch ist optimistisch: „Die Kunden schätzen die Qualität und den Komfort der augenoptischen Leistungen. Beim Augenoptiker gibt es keine Praxisgebühr, keine Terminvereinbarung und keine Wartezeiten“.
Anmerkung: 20 Jahre später gibt der Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen im aktuellen Branchenbericht 2022/23 die Zahl der Brillenverordnungen beim Augenoptiker mit 87 Prozent für das Jahr 2022 an.
Drei Stimmen aus der damaligen Zeit
Reinhard Otte – Augenoptik Bleibtreu, Berlin:
„Ich begrüße die Neuregelung, sie war seit Jahren überfällig. Der Verwaltungsaufwand, um 15 Euro mit der Kasse für eine Einstärken-Brille abzurechnen, war größer als der Nutzen. Ich bin der Meinung, dass jemand, der eine einfache Nahbrille benötigt, auf diese 7,16 Euro pro Glas verzichten kann. Wenn nicht, geht er sowieso zu einem Discounter.“
Willy Zauser, Petra Halbritter – Brillen Oase, Nürnberg:
„Ja zur Neuregelung – die GKV war und ist eine Hemmschwelle für Kunden. Daraus entstehen neue Chancen – und das endlich ohne Vormund für mündige Bürger. Denn Brille ist Mode, Ästhetik, Gutes Sehen. Fachberatung findet ohne Vorurteile statt.“
Lutz Heeling – Heeling Optik, Bottrop:
„Ich wäre lieber beim alten System geblieben. Besonders Menschen mit geringem Einkommen werden die Verlierer der Reform sein. Gut ist, dass der Null-Tarif verschwinden wird, aber was kommt dann? Kampfpreise?“