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Oliver Fischbach im Gespräch mit Christine Höckmann

Interview mit Hoya: Scan für die Zukunft

Geschäftsführer (DACH) Oliver Fischbach (49) und EYEBizz-Chefredakteurin Christine Höckmann sprechen über aktuelle und künftige Herausforderungen für das Unternehmen, die Branche und die mittelständischen Augenoptiker. 

Montag, 11 Uhr an der Krefelder Straße in Mönchengladbach. Betriebsames Schaffen im Flachbau 350: In der Residenz von Hoya werden die letzten Vorbereitungen für die Silmo und die „Zukunftstage“ des japanischen Brillenglasherstellers getroffen. Anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Mutterkonzerns startet eine Roadshow quer durch die Republik.

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EYEBizz: Herr Fischbach, Zukunft ist ein Riese, hat mal jemand geschrieben. Was ist Ihnen – Sie sind ja auch Vater zweier Kinder – zunächst einmal ganz persönlich dabei wichtig?

Oliver Fischbach: Vor allem merkt man mit zwei Kindern, wie schnell die Zukunft da sein kann. Mir persönlich ist privat und auch geschäftlich die jetzige Aufgeschlossenheit für die zukünftigen Entwicklungen wichtig, denn das bedeutet Abwechslung und Bewegung, nicht aber Stillstand.


„Gute Fachkräfte zu halten und zu bekommen, ist sicher

für alle Unternehmen der Branche in Zukunft ein Problem.“


Hoya feiert sein 75-jähriges Bestehen. Wir beide waren damals noch gar nicht geboren. Es tobte der zweite Weltkrieg, und die Zukunft sah alles andere als rosig aus. Was verbinden Sie mit dem Gründungsdatum der Hoya Group in Tokio?

Hoya Lens-Oliver FischbachOliver Fischbach: Das ist in der Tat weit weg. Für japanische Unternehmen war es nach dem Krieg eine sehr schwierige Phase. Insbesondere für Hoya, denn bereits kurz nach der Gründung musste sich das Unternehmen neu erfinden. Bis heute ist das eine wichtige Eigenschaft und unsere DNA. Der Neustart erfolgte mit zwei Sparten: der Produktion von hochwertigem Bleikristall und Brillengläsern. Im Laufe der 70er Jahre diversifizierte sich das Unternehmen mehr und mehr. Neben der Entwicklung von Speichermedien, wie den ersten Festplatten oder Chips, mit denen sich Hoya sehr profiliert hat, investierte das Unternehmen auch in die Entwicklung von Flachbildschirmen. Wenn Sie ein Mobiltelefon haben oder einen großen Monitor, einen Fernseher für das Wohnzimmer, kann es gut sein, dass der Rohling für den Flachbildschirm aus dem Hause Hoya kommt.

EYEBizz: 1979 startete Hoya in Deutschland. Wenn auch mittlerweile von hier aus nur noch für die DACH- Region produziert wird, brauchen Sie doch auch in Zukunft hochqualifiziertes Personal – und zwar in allen möglichen Bereichen: sei es in der Entwicklungsabteilung, beim Marketing oder im IT-Bereich. Wie gelingt es Ihnen, Ihre Fachleute am linken Niederrhein zu halten?

Oliver Fischbach: Gute Fachkräfte zu halten und zu bekommen, ist sicher für alle Unternehmen der Branche in Zukunft ein Problem. Wir schaffen zum einen ein vernünftiges Arbeitsklima und setzen dazu extrem stark auf Ausbildung. Sehr viele unserer Mitarbeiter sind bei uns ausgebildet worden, in den klassischen kaufmännischen Bereichen, aber auch im Handwerk. Häufig kommen diese Mitarbeiter nach Ausbildungsabschluss auf uns zu und erklären, dass sie gern ein Studium aufnehmen wollen. Dann ermöglichen wir dies berufsbegleitend. Ein Vorteil ist, dass wir als internationaler Konzern auch dahingehend Perspektiven ermöglichen. Ein Kollege aus dem New-Media-Bereich war beispielsweise gerade drei Monate in der Hoya-Weltzentrale zum Praktikum in Singapur. Aber auch im europäischen Ausland gibt es bei uns Möglichkeiten, in andere Märkte und Sparten hineinzuschnuppern.

Was die Sicherung von gutem Personal angeht, muss die Branche insgesamt aktiv werden, um den Beruf des Augenoptikers attraktiver zu gestalten. Die Altersstruktur der Inhaber hat sich laut der ZVA-Branchenstrukturanalyse praktisch parallel verschoben, die Branche braucht Nachwuchs. Fachkräfte sind ein Zukunftsthema, das uns begleiten wird.

EYEBizz: Beschäftigen Sie auch schon Flüchtlinge oder denken Sie über solche Schritte nach?

Oliver Fischbach: Derzeit beschäftigen wir Mitarbeiter aus 16 Nationen in unserem Unternehmen. Wir suchen immer qualifizierte und engagierte Mitarbeiter und natürlich sind uns auch Flüchtlinge willkommen.

EYEBizz: Seit 2009 sind Sie jetzt hier in Mönchengladbach bei Hoya als Geschäftsführer tätig. Es gab einiges Auf und Ab. Was haben Sie für die Zukunft daraus gelernt?

Oliver Fischbach: Eine sehr harte Bewährungsprobe war im Oktober 2011 die Jahrhundertflut in Thailand. Die Überschwemmungen erreichten das dortige Hoya-Werk, und von einem auf den anderen Tag war unsere Brillenglasproduktion an diesem Standort lahm gelegt. Eine komplexe Situation, die das Team aber auch zusammengeschweißt hat.

Wir haben dabei gelernt, wie wichtig eine intakte Kundenbeziehung ist. Denn unsere Partner sind uns treu geblieben. Es war schwierig, auf der anderen Seite aber auch sehr motivierend, sodass Lösungen gefunden und umgesetzt werden konnten. Innerhalb eines Jahres kamen wir zu normalen Abläufen zurück.

Ein Highlight war natürlich der Aufbau der Region DACH durch die Expansion nach Österreich und durch die Akquisition der Knecht & Müller AG auch in die Schweiz. Unser Geschäftsführer vor Ort, Martin Decker, hat diese Entwicklung vom ersten Tag an begleitet, und wir freuen uns auch dort auf die kommenden Entwicklungen.

EYEBizz: Gibt es als Ergebnis dieser gelungenen Erweiterungen weiterführende Visionen für die Zukunft von Hoya? Vielleicht haben Sie dabei auch das neue Brillenkonzept, das Hoya auf der opti in München für den deutschen Markt vorstellen wird, mit im Visier?

Fischbach: Soviel können wir verraten: Spannende Neuigkeiten gibt es immer wieder, insbesondere auf der opti. Mit Yuniku werden wir dort unsere Vision der vollständigen Personalisierung der Eyeware an den Start bringen. Dies ist ein System, das übrigens in Belgien, den Niederlanden und Deutschland entwickelt wurde.


„Bis jetzt gibt es eben kein internetfähiges Konzept für Gleitsichtbrillen,

die eine ähnliche Qualität haben, wie sie der Augenoptiker liefert.“


Werfen wir einen Blick auf die Zukunft der mittelständischen Augenoptiker. Sie haben gerade mal wieder einen Spitzenplatz beim Servicebarometer Deutschland ergattert. Machen die Augenoptiker angesichts konkurrierender Ketten, neuer Vertriebsmodelle zwischen On- und Offline und des Internethandels alles richtig?

Oliver Fischbach: Allen Unkenrufen zum Trotz – sehr wohl! Wie oft wurde schon der Niedergang der unabhängigen Augenoptiker proklamiert. Hier beweisen die unabhängigen Optiker, dass ihr Geschäftsmodell erfolgreich ist. Sie punkten mit Bestnoten beim Endverbraucher.

Bis jetzt gibt es eben kein internetfähiges Konzept für Gleitsichtbrillen, die eine ähnliche Qualität haben, wie sie der Augenoptiker liefert. Auch wenn der eine oder andere Mitbewerber daran fleißig arbeitet. Auch der Marktführer auf Handelsseite, Fielmann, betont dies immer wieder. Der Endverbraucher hat’s auch erkannt. Zum zweiten haben wir in Deutschland immer noch nur weniger als zwei Brillen pro Endverbraucher. Der Otto-Normalverbraucher will seine ein, zwei Brillen schnell repariert haben, wenn sie mal kaputt sind. Dazu braucht er kurze Wege zu einem verlässlichen Partner vor Ort, dem Augenoptiker.

Die Marktforschung belegt, dass in der Augenoptik die Nähe ein sehr wichtiges Kriterium für den Endverbraucher ist. Wenn sich auch andere Einzelhandelsstrukturen wie die gesamte Textilbranche oder die Unterhaltungselektronik zurzeit dramatisch ändern, der Augenoptiker wird sich deshalb trotzdem behaupten.

EYEBizz: Manche schaffen es, andere tun sich schwer.

Oliver Fischbach: Natürlich muss jeder Inhaber eines augenoptischen Fachgeschäftes sein Ohr ganz nah an seinem speziellen Kunden haben. Er muss mit den Entwicklungen im Markt Schritt halten. Es gibt tolle Beispiele aus unserem Kundenkreis, Kandidaten, die eine sehr gute Profilierung hinbekommen haben. Natürlich gibt es auch immer Verlierer.

Die Entwicklung der digitalen Welt sollte der Fachhandel aber im Auge behalten. In England gibt es Studien zur Veränderung des Berufsbildes der Optometristen, die sehr weitreichend sind.

EYEBizz: Welche Konzepte halten Sie für besonders zukunftsfähig? Nehmen wir ein Beispiel: Ist es wichtiger, die richtige Fassungsauswahl für ein Geschäft zu finden oder den optometrischen Service nach vorn zu bringen?

Oliver Fischbach: Es gilt zu fragen: Was kann der Augenoptiker selbst besonders gut und mit welcher Differenzierungsstrategie kann er dem Kunden in seinem Umfeld am besten gegenübertreten?

Vor zehn Jahren hieß es noch, mit einer schönen Fassung gewinnst Du keinen Blumentopf, verdient wird im Refraktionsraum. Das stimmt heute nicht mehr. Es gibt tolle Konzepte, die von der Fassung kommen: Fashion und Fassungsauswahl taugen zur Profilierung. Was sich auch in den vielen deutschen Designern spiegelt, die in der Branche gute Namen haben. Aber auch das optometrische Konzept kann funktionieren. Hässliche Fassungen werden dort allerdings auch nicht mehr verkauft.


„Eine der Herausforderungen ist die

zunehmende Digitalisierung unserer Welt.“


EYEBizz: Kommen wir zurück zur Zukunft von Hoya: Wo steht das Unternehmen in drei Jahren?

Fischbach: Wir haben auch in der Vergangenheit unsere Entwicklung über organisches Wachstum nach vorn getrieben, nicht nur durch Zukäufe wie bei Knecht & Müller. Eine der Herausforderungen ist die zunehmende Digitalisierung.

Auf der Silmo sind wir schon mit einer ganz neuen Interpretation von Brille und Glas aufgetreten. Mit einem einfachen Knopfdruck scannt der Fachmann das Gesicht seines Kunden und fertigt die individuelle Fassung, passend zum individuellen Hightech-Glas. Die ersten Ergebnisse sind sehr vielversprechend!

Unsere Leser dürften gespannt sein, danke für die Ausblicke, Herr Fischbach!


Fragen am Rande

Welches ist Ihr Lieblingsfilm? Der Pate, Teil 1.

Sie sitzen allein im Wartezimmer: Süddeutsche oder Bild? Bild.

Wohin würden Sie auswandern? Nach Miami.

Der intelligenteste Mensch, den Sie kennen? Meine Frau.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren? In Mönchengladbach und noch nicht in Miami.

Kurzvita Oliver Fischbach

Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Uni Mannheim absolvierte der zweifache Familienvater mehrere Stationen im deutschen Einzelhandel. Nach Tätigkeiten als Filialgeschäftsführer bei Karstadt, Vertriebsleiter bei der Rewe Handelsgruppe und Leiter der Unternehmensplanung bei der Marktkauf/AVA AG übernahm er als Geschäftsführer die Verantwortung bei der Krane Optik, dem damals drittgrößten Filialbetrieb der deutschen Augenoptik. Nach der Veräußerung und Integration der ehemaligen Edeka-Tochter leitet Fischbach seit 2009 die Hoya Lens Deutschland GmbH.

Über Hoya

Hoya wurde im Jahr 1941 in Tokio gegründet und ist ein multinationales Medtech-Unternehmen und führender Anbieter innovativer Hightech- und Gesundheitsfürsorgeprodukte. Hoya ist in zwei Hauptgeschäftsfeldern tätig, dem „Life Care“-Segment (Brillengläser, medizinische Endoskope, Intraokularlinsen und optische Gläser) und dem Segment „Informationstechnologie“ (Schlüsselkomponenten für Semikonduktorgeräte, LCD-Displays und HDDs). Die Hoya Group umfasst über 150 Zweigniederlassungen und Tochtergesellschaften und beschäftigt ca. 34.000 Mitarbeiter weltweit.

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