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Designers Lounge

Werner Aisslinger designt für Silhouette

Der Designer Werner Aisslinger hat für Silhouette ein „Point of Sale“-Display-Konzept entwickelt, sein erster richtiger Ausflug in die Augenoptik. Mit eyebizz sprach er über den Entwurfsprozess, seine Idee von Nachhaltigkeit und seine Lieblingsprojekte.

Silhouette Shop in Shop Display
„Empowered by Lightness“: das neue POS-Display-Konzept von Silhouette in modularer Bauweise

Der deutsche Designer setzt auf experimentelle Gestaltung, den innovativen Einsatz von Materialien und die Verbindung von Technologien mit Emotionen. Mehrfach wurde der 58-Jährige mit Designpreisen ausgezeichnet, seine Möbel sind in der permanenten Collection des MoMA zu sehen.

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eyebizz: Für Silhouette haben Sie ein „Point of Sale“-Display-Konzept mitentwickelt und designt. Wie war Ihre Herangehensweise?

Designer Werner Aisslinger c Nicolo Lanfranchi
Werner Aisslinger

Werner Aisslinger: Man muss sich als Designer schnell in die Marke, die Thematik und die Industrie, für die man jeweils arbeitet, hineindenken. Egal, ob ich in der Schwerindustrie unterwegs bin und eine Badewanne entwerfe, die aus drei Millimeter Stahl gepresst wird, oder ob ich für Nomos ein Modell mit neuem Uhrwerk gestalte, das mikroskopisch kleine Zahnräder hat, die Herausforderung ist immer dieselbe: Relativ schnell zu verstehen, wo die Problematik liegt, wie die Rahmenbedingungen sind, was das Briefing ist und was gewünscht wird.

Im Fall von Silhouette war zu berücksichtigen, dass die optischen Brillen und Sonnenbrillen, die zu inszenieren waren, sehr zart, fein, minimalistisch und auch sehr technologisch sind. Unser Ziel war es, den Markenkern mit unserem Shop-in-Shop-System zu transportieren, zu verstärken und nicht zu überladen. Die Produktpräsentation sollte klar im Vordergrund stehen. Natürlich müssen die Fassungen gut zu sehen sein, auch von der Seite, sodass man sie leicht herunternehmen kann. Alles muss so durchdacht gestaltet sein, dass Brillen und Marke von dem Ladenbau getragen, aber nicht überstrahlt werden.

Die Fassungen der Linzer stehen für Leichtigkeit, Minimalismus, Reduktion. Der von Ihnen 2003 entworfene mobile Wohnwürfel Loft Cube geht konzeptionell in dieselbe Richtung.

Das stimmt. Doch Minimalismus oder Purismus allein funktioniert nicht. Man muss immer das Emotionale, die Komponente der menschlichen Natur mit hineinnehmen, sonst bekommt man am Ende nur Sterilität und Nüchternheit. Für das PoS-Konzept haben wir uns dahingehend gebrieft, dass wir weiche Formen und Wellenbewegungen aufnehmen wollten. Von der Seite betrachtet sieht man am Display etwa eine leichte Schwingung, ein bewusst gesetztes Spiel mit Licht und Schatten.

W Aisslinger Loftcube
Der futuristische, mobile Wohnwürfel „Loft Cube“ von Werner Aisslinger, eine Mini-Suite (39 qm), die sich komplett individuell gestalten lässt

Wie kann ich mir den Entwurfsprozess vorstellen?

Die erste Präsentation waren acht verschiedene Grundideen, die auf Handskizzen beruhten. Davon wurden drei als 3D-Entwürfe am Computer realisiert. Damit hatten wir schon die Originalanmutung. Dann spielten wir wochen-, ja monatelang mit den Proportionen. Es ging um Breiten, Höhen, Tiefen und Abstände. Dann wurde es technisch. Wie baut man das Licht ein? Wie sind die Halterungen?

 

„Der Ladenbau darf die Brillen nicht überstrahlen“

 

Das nächste Thema waren Kosten und Lieferfähigkeit. Anfangs experimentierten wir mit Massivholzleisten. Aber wir sahen das Risiko, dass sich die Hölzer beim Versand im Container nach Brasilien oder Asien aufgrund wechselnder Klimabedingungen verziehen könnten. Man sieht: Selbst bei einem kleinen Shop-in-Shop-System sind Entwurf und Herstellung ein vielschichtiger Prozess. Es geht um Verpackung, Transport, Materialbeschaffenheit, Konsistenz, Langlebigkeit.

Spielt die modulare Bauweise bei dem Shop-System eine Rolle?

Ja, es gibt halbe Panels mit 50 cm und 1-Meter-Panels. Augenoptiker können also frei auswählen, wie viel Platz sie brauchen, wie viel sie von der Marke zeigen möchten und können das Shop-in-Shop-System additiv vergrößern. Die modulare Bauweise ist hier wichtig, denn je unflexibler das System ist, umso weniger wird der Augenoptiker damit arbeiten.

Silhouette Shop in Shop von Aisslinger
Silhouette Shop in Shop

Die modulare Bauweise ist in aller Munde, wird sie überschätzt?

In der industriellen Realität, in der Fertigung, Verpackung und im Transport ist Modularität heute ein Muss. Doch niemand möchte, dass modulare Dinge auch modular aussehen. Man will, dass es so wirkt, als wäre das Modulare ein Teil der Innenarchitektur. Es darf keinesfalls nach einer Baukastenlösung aussehen.

Sie sind der Überzeugung, dass sich Innovationen häufig aus neuen Materialien ergeben. Haben Sie da Beispiele?

Nicht bei jedem gelungenen Design-Projekt muss zwanghaft neues Material dabei sein. Es ergibt sich oder es ergibt sich nicht. Wenn man sich jedoch mit der Designgeschichte beschäftigt, sieht man, dass epochale Innovationen in der Regel nicht nur aus formalen Änderungen bestanden, sondern immer auch technologische oder Material-Innovationen waren. Man denke an die Bauhaus-Stühle aus Stahlrohr aus den 20er-Jahren.

 

„Ein überzeugendes Nachhaltigkeits-Konzept ist für mich Re-Use.“

 

Heute sind nachhaltige Materialien das Riesenthema. Sie müssen UV-beständig, lichtecht und langlebig sein. Sie dürfen nicht an Stabilität verlieren, wie es z.B. bei vielen Kunststoffen aus den 60er-Jahren der Fall war, die aufgrund der Weichmacher mit der Zeit bröselig wurden. Nicht jedes neu gefundene Material ist also per se auch langlebig.

Ein Konzept, das mich überzeugt, weil es funktioniert, ist Re-Use, also Wiederverwendung. Re-Use meint etwa, wir sollten keine neuen Gebäude bauen, sondern zunächst die vorhandenen umrüsten und aufrüsten, aber die Struktur behalten. Dann müssen auch keine 20 Hektar Wald für ein neues Gebäude gefällt werden.

Von den vielen Aufträgen, die Sie und Ihr Designbüro bislang ausführten, was hat Sie am meisten begeistert?

W Aisslinger Hemp Chair
„Hemp Chair“ aus vollständig biologisch abbaubarem Hanf und ökologischem Kleber

Briefings, die ich mir selbst auferlegt habe, wie etwa das transportable Haus, den Loft Cube. Wie geht zeitgemäßes Wohnen auf minimalem Raum? Das Thema habe ich mir selber gestellt. Ein ähnliches, selbst gewähltes Projekt war der Hemp Chair, den ich in Zusammenarbeit mit BASF weiterentwickelt habe. Der Stuhl besteht aus verdichteten Naturfasern wie Hanf oder Kenaf und bekommt seine Stabilität dank eines umweltfreundlichen, wasserbasierten Bindemittels – auch das eine Material-Innovation.

Projekte, wo ich nicht Auftragnehmer der Industrie bin, sondern jemand, der Dinge selbst empirisch ausprobiert, wie Künstler es eben tun, mache ich am liebsten.


/// Die Fragen stellte Jürgen Bräunlein.

 

 

Silhouette: „Der Markenauftritt muss frisch und attraktiv bleiben“

Begegnung mit Michael Schmied, Chief Marketing Officer, Silhouette Group

Silhouette: Michael Schmied
Michael Schmied, Chief Marketing Officer, Silhouette Group, Enkel der Gründer

Erst im nächsten Jahr können wir gratulieren. Dann feiert Silhouette den 60. Geburtstag. Noch immer hält der Premiumbrillen-Hersteller aus Linz seine österreichischen Wurzeln hoch. 1964 gründeten Anneliese und Arnold Schmied das bis heute familiengeführte Unternehmen.

Mittlerweile ist mit Enkel Michael die dritte Generation im operativen Geschäft tätig. Seit November 2019 ist er Chief Marketing Officer. Sein Vater Arnold ist im Aufsichtsrat. „Ich schätze seine Erfahrung und sein Know-how, das noch aus einer anderen Zeit stammt und auch deshalb hilfreich ist“, erzählt Michael Schmied im Gespräch mit eyebizz auf der Mido in Mailand.

Der jugendlich wirkende 39-Jährige, der in Salzburg aufwuchs, ging beruflich zunächst seinen eigenen Weg. Er studierte in Wien BWL, Wirtschaft und Recht und heuerte dann bei Hipp an, dem namhaften Schweizer Hersteller von Säuglingsnahrung, dessen erstes Produkt ein Zwieback war. Drei Jahre lang war Michael Schmied dort International Communication Manager.

Direktmarketing als Chance

Im Segment schnelllebiger Konsumgüter („fast moving consumer goods“) könne man, so Schmied, die Reaktionen des Endkonsumenten schnell sehen und entsprechend darauf reagieren. „Was in diesem Bereich intensiver war, das Direktmarketing, das sehe ich auch als Chance bei Silhouette. Wir müssen lernen, wie wir mit dem Endkonsumenten noch besser kommunizieren, und zwar zum richtigen Zeitpunkt.“

Schmied spricht von der Notwendigkeit, digitale Prozesse im eigenen Unternehmen weiter voranzutreiben, und über den Click & Collect Service und die „Buy Local Initiative“, welche die Linzer zunächst in der DACH-Region einführten und mittlerweile auch in anderen Ländern verfügbar ist. Entscheidend sei für ihn, dass der Produktkauf beim stationären Händler stattfindet. „Wir glauben ganz stark an die augenoptische Qualität und die geht nur physisch vor Ort, wo man sich in die Augen schauen kann. Das wird auch in Zukunft so bleiben.“

70 Weltraum-Missionen

Die Silhouette Group strebt nach Wachstum und hat 2019 in China eine eigene Tochtergesellschaft gegründet, um den Vertrieb dort in der eigenen Hand zu haben. Ein wichtiger Markt sei auch Amerika. Die Brillen aus Linz hätten mittlerweile über 70 Weltraummissionen begleitet, speziell in den USA sei das ein tolles Aushängeschild, das Kunden für die Marke begeistern lasse, so Schmied.

Strategisch gehe es in Zukunft auch darum, neue Generationen an Brillenträgern und Brillenträgerinnen zu erreichen. „Wir bieten heute ein jüngeres Produktportfolio an und sind auch mit unserer Kommunikation verjüngt. Unser Auftritt ist am Zeitgeist, doch ihn frisch und attraktiv zu halten, ist eine ständige Herausforderung.“

/// Jueb


 

Fotos: Silhouette, Nicolo Lanfranchi, Michel Bonvin, JanManu (Wikipedia)

Artikel aus der eyebizz 3.2023 (April/Mai)

 

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