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Christian Tannek von Optik Tannek in Dachau

Als Augenoptiker ab ins Kloster: Mehr Werte, Ziele, Visionen

Man kann Augenoptiker beim Altbekannten bleiben oder neu- und querdenken. Querdenker stellen vermeintlich Selbstverständliches infrage und suchen neue Lösungen. In lockerer Folge stellt eyebizz Querdenker vor, die für die augenoptische Branche interessant sind. Diesmal ist es Christian Tannek von Optik Tannek in Dachau.

Arkaden im Kloster

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Nein. Er ist kein Mönch, nicht mal besonders katholisch. Auf Augenoptik hatte er auch keine Lust. Schon Vater und Bruder bröckelten Glas. Wie abstoßend das auf den damals 14-Jährigen wirkte, weiß Christian Tannek noch heute: „Tag ein Tag aus, am Abendbrottisch immer die gleichen Themen: die Geschäfte, Kunden, Mitarbeiter. Nein, alles, aber nicht das!“

Mit dieser Überzeugung startete Christian Tannek nach der mittleren Reife außerhalb des elterlichen Metiers bei einem großen Versicherungskonzern in München. Im wahrsten Sinne des Wortes, eine sichere Nummer für ein solides, sicheres Berufsleben. Doch er wendete sich ab, setzte auf mehr Risiko. Denn Blut ist dicker als Wasser, kommentiert er seinen Schwenk im Rückblick.

Als sein Bruder Frank nach der Krankenkassenreform seine Hilfe brauchte, sprang er im elterlichen Betrieb in Dachau ein. Der große Gewinn dabei, so urteilt er, ist unter anderem, dass er nicht mehr nur ein kleines Rädchen im großen Getriebe ist. Keine Nummer unter vielen. Sondern Chef? Nein, gerade das ist es nicht. Ein sicheres Indiz dafür mag sein, dass ihn seine Mitarbeiter heute beim Vornamen nennen. Den gängigen Hierarchien hat das Brüder-Duo Christian und Frank ade gesagt. Der Weg dorthin war aber alles andere als einfach.

Harte Zeiten durch Krankenkassenreform

Nach der Krankenkassenreform 2003/04 kam der Umsatzeinbruch auch an die Münchener Straße 42 – wie bei vielen anderen Augenoptikern. Erst standen die Leute Schlange, weil sie vor Jahresende auf Kassenkosten eine Brille ergattern wollten, dann kam 2004 das bundesweite Nachfrageloch. Das Gespann ging durch eine harte Zeit. Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld – solche Benefits waren aufgrund der schlechten Umsatzlage nicht mehr möglich, erinnert sich der Augenoptiker. Aber die Mitarbeiter zeigten nur wenig Verständnis. Es hatte sich eine regelrechte Front gebildet. Die zwei jungen, unerfahrenen Chefs liefen vor eine Wand, ein unterschwelliger Generationskonflikt wirkte verstärkend. Was tun?

Als Augenoptiker über den Tellerrand hinweg schauen

Um eine Lösung zu finden, mussten vertraute Pfade verlassen werden. Wenn Christian Tannek heute über den typischen Augenoptiker nachdenkt, fällt ihm auf, dass das Gros zwar eine gute fachliche Basis hat, aber viele eher in diesem, ihrem Metier bleiben und denken. Nur wenige nehmen sich Zeit, regelmäßig über den Tellerrand hinweg zu schauen. Der Blick über die Branche hinaus in ganz andere Gefilde, brachte für die Tanneks aber genau die notwendige Wende.

Die drei Schlüssel zum Besseren fand der gebürtige Dachauer einmal in dem Buch von Bodo Jansen „Die stille Revolution“ und als Zweites in seiner Ausbildung im Rahmen einer Münchener Unternehmensschulung mit dem bezeichnenden Namen „Corporate Happiness“ von Dr. Oliver Haas.

Augenoptiker Christian Tannek - beim Meditieren
Augenoptiker Christian Tannek – beim Meditieren

Von Anfang an begleiteten ihn zudem Bücher und Seminare von Mönch und Philosoph Anselm Grün. Denn Psychologen wissen, dass unser Glück zu 50 Prozent durch unser Erbmaterial beeinflusst wird. Weitere Zehn Prozent sind von äußeren Faktoren abhängig, wie Gehalt, Auto, sozialer Status usw. Der Rest, 40 Prozent, hängt von unserer inneren Einstellung ab (Quelle: Lyubomirsky, S., King, L. A., & Diener, E., 2005).

Der Prozess hält an, denn Tannek hat den Wandel zum Geschäftsprinzip gemacht. Deutliches Zeichen dafür sind noch heute die jährlich stattfindenden Klosteraufenthalte in der Abtei Münsterschwarzach bei Anselm Grün.

Ungewöhnlich für einen augenoptischen Chef. Wer aus den Top Ten von Fielmann bis Abele hat schon Klosteraufenthalte auf dem Plan? Wer lädt seine Mitarbeiter zu solchen fachfremden, aber Persönlichkeits bildenden Maßnahmen ein, die immerhin zwischen 300 bis 800 Euro kosten. Aber nicht jeder Mitarbeiter zieht bzw. zog sofort mit, was Tannek auch so akzeptiert: „Diesen neuen Weg darf jeder begleiten, nachkommen oder auch fernbleiben. Ganze ohne Wertung.“

Angekommen

Doch das ist eher die Ausnahme. Wenn ein Azubi nach einem unternehmenseigenen Workshop heute zum Chef sagt: „Das war toll! Ich weiß jetzt, dass ich beruflich angekommen bin!“, sind dies Momente, in denen Tannek weiß, dass sie auf dem richtigen Weg sind. Der unternehmerische Kompass muss allerdings immer wieder neu justiert werden. So beispielsweise zum kommenden Jahresanfang, wo innerhalb eines Workshops wieder Werte, Visionen und Ziele auf dem Prüfstand stehen.

Und worum geht es dabei konkret, welche Werte sind zentral? – Wird nicht verraten. Betriebsgeheimnis, nur so viel: Es ist die Wissenslust, die das 18-köpfige Team nach vorn treibt. Und ein Stück bayrisches Selbstverständnis: Mia san mia.

Highlight: DOM

Bleiben wir beim Bild der Wanderung, dann ist die „Dachauer Optik Messe“, kurz DOM, sicher eine der anstrengenden Bergwände, die es zu meistern gilt. Trotzdem, nicht nur die Chefs sind begeistert, das Publikum strömt in Scharen ins Dachauer Ludwig-Thoma-Haus, die Außendienstler machen mit und Fassungshersteller rufen an, um zu den zehn Ausstellern zu gehören.

Das Team von Optik Tannek
Das Team von Optik Tannek um Christian (Mitte, mit Hund) und Frank Tannek (eine Reihe darüber)

Worum geht es? Einmal im Jahr veranstaltet Tannek in stilvollem Ambiente eine Brillenmesse. Praktisch wie die Copenhagen Specs oder ehemals die Hall of Frames, präsentiert wird auf Tischen, nur halt von Tannek für Tannek und seine Kunden und die, die es vielleicht werden wollen. Nur Korrektion, keine Sonnenbrillen, keine Brillengläser: „Eine reine Modemesse“, sagt Tannek. Den Werbetrommeln folgen im Schnitt 750 Besucher, freut sich der zweifache Familienvater. Jeder Interessierte kann sich zwei Brillen aus dem Portfolio von zehn Markenherstellern aussuchen, die dann speziell für ihn und unverbindlich im Laden warten. Auf die Brillen, fertig, los!

Klar, dass der Umsatz nach dem Event in Tanneks drei Filialen nach oben schnellt. Das betriebswirtschaftliche Herz macht einen Sprung. Was für andere zu viel Aufwand ist, da greift beim Tannek-Team das unternehmenseigene Motto: Auf geht’s, pack ma’s! Einfach mal machen, aber anders!

Yin und Yang

Und was hält die beiden Brüder beisammen? Christian Tannek: „Wir sind wie Yin und Yang, so unterschiedlich wie Feuer und Wasser.“ Die Antwort lautet: „Wir brauchen uns gegenseitig, und klar abgegrenzte Kompetenzbereiche sind hilfreich.“ Frank ist für alles Fachliche zuständig, Christian für Mode, Marketing und Personal. Und ab und an schaut halt jeder Mal über den eigenen Horizont hinaus. Frank war beispielsweise noch nicht im Kloster.

// CH

ID [9749]

 

Frank Tannek ist im Führungsteam mit seinem Bruder Christian derjenige, der sich um die ureigenen augenoptischen Belange kümmert, und das mit großer Leidenschaft. Er prägt den Weg von Tannek mit seinem Fachwissen, seiner Präzision und seinem starken Wunsch, den eigenen und den geschäftlichen Horizont zu erweitern, ganz entscheidend. Im August 2019 beendet er den Masterstudiengang in Aalen.

 

Christian Tanneks Part sind die wirtschaftlichen Belange, aber auch ganz stark die Kommunikation und Außendarstellung des Unternehmens. In vielerlei Hinsicht hält er Frank und den Augenoptikern im Team den Rücken frei, so dass sie sich ganz auf das gesunde und stressfreie Sehen ihrer Kunden konzentrieren können. Durch seine Fähigkeiten als Netzwerker ist er im steten Austausch mit Branchen- und Unternehmerkollegen und bringt so immer wieder Ideen und Konzepte ein, die die zwei Brüder manches Mal heiß diskutieren – und letztlich oft auch gemeinsam zum Erfolg führen.

 

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