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Ein freundschaftliches Gespräch eines Augenoptikers mit einer Freundin

Onlinebrillen? Klar bekommst du bei mir auch!

Eine Glosse von Augenoptiker und Autor Dietmar Böhm:

Ich habe nicht wirklich lange überlegt, ob ich dies schreiben soll. Ich lache noch immer beim Tippen. Also, wenn Schreibfehler drin sind könnt ihr sie behalten, aber ich hatte einen Mordsspass. In den kommenden Wochen werde ich wieder verstärkt in das operative Geschäft einsteigen und als Optiker arbeiten, zum Teil wegen Beratungsresistenz und daraus resultierend weniger Aufträge als Berater und zum anderen, meine Produkte und neuen Sichtweisen zu testen, um dann wieder auf Roadshow zu gehen. Übrigens, wer es noch nicht weiß, ich bin in Österreich.

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Also nun zu der Geschichte. Ich hatte in meinem Bekanntenkreis davon berichtet, dass ich wieder ins operative Optikergeschäft einsteigen werde. Schon kam die erste Meldung:

Freundin:      Wieso tust du dir das noch an? Mittlerweile kaufen doch viele Online. Ich habe meine auch online gekauft!

Ich:     Ja, sieht man. Hauptsache, du bist glücklich (soll ich jetzt wirklich eine Diskussion anfangen?)

Freundin:      Die hat alles in allem nur € 40.- gekostet!

Ich:     Ja? Super! Bekommst du bei mir auch für den Preis.

Freundin:      Glaub ich nicht. Die ist dünner, entspiegelt und verkratzt nicht so schnell.

Ich:     Oh ja. Die gleichen Eigenschaften und auch die Qualität der Brille. Nicht genau die, aber für den gleichen Preis mit den gleichen Leistungen aber auch mit den gleichen Voraussetzungen.

Freundin:      Welche Voraussetzungen?

Ich:     Nun, hat der Onlineoptiker deine Augen vermessen?

Freundin:      pfft, natürlich nicht!

Ich:     Und wo hast du dann die Daten her?

Freundin:      Na, ich habe online gesehen, dass die mit XYZ (Name der Redaktion bekannt) zusammen arbeiten. Da bin ich hin, die haben meine Augen vermessen und auch gesagt, dass das mit der PW oder so wichtig wäre und haben dazu was notiert. Dann bin ich wieder heim und habe das dann eingegeben. Brille hatte ich mir vorher schon ausgesucht.

Ich:     Aha, ok. Du hast dir also den Optiker rausgesucht, bist dort hin und hast gesagt, dass du dir eine Brille online bei Mister ABC kaufen willst. Die haben dich also freundlich bedient, beraten und vermessen? Und übrigens, dass eine heißt PD und steht für Pupillendistanz (PW für Pupillenweite ist vielleicht was neues?). Das bedeutet, wie weit die Augenmitte von der Gesichtsmitte entfernt ist, mal so grob gesagt, dass du weißt, was gemeint ist.

Freundin:      Ja, die waren freundlich. Wollten aber dennoch eine Brille aus ihrem Sortiment verkaufen. Wollte ich aber nicht. Dann wurde es eher sachlich.

Ich:     Aber du hast deine Brille jetzt und bist zufrieden?

Freundin:      Ja, blöd nur, dass ich wieder hin musste um die Brille einzustellen.

Ich:     Naja, die muss schon eingestellt werden, sonst rutscht sie dir ja sonst wo hin.

Freundin:      Habe ich gemerkt. Konnte aber erst vier Tage nach Erhalt hingehen, da ich vorher keine Zeit hatte.

Ich:     So, und jetzt sage ich dir, dass du das bei mir auch genau so haben kannst.

Freundin:      Echt?

Ich:     Ja, und zwar so: du kommst zu mir ins Geschäft, bringst mir ein Rezept oder die Messung von einem Optiker mit. Zusätzlich solltest du auch das PD-Maß mit dabei haben. Anstatt vier, darfst du bei mir acht Brillen aufsetzen und probieren. Also doppelt so viele. Mehr nicht, denn ich muss ja alle wieder reinigen. Es wird nur niemand, auch ich nicht bei der Auswahl helfen oder beraten. Du findest deine Brille selbst, bestellst und bezahlst gleich vor Ort sofort. Dann wartest du ca. 12 Tage und du bekommst deine Brille. Entweder bei mir oder ich schicke sie dir. Dann fährst du zu dem anderen Optiker, der sie dir einstellt. Solltest du Reklamationen haben, musst du zu dem anderen Optiker gehen und dort abgeben. Der schickt sie dann zu mir und du bekommst in ca. 10 Tagen Bescheid. Sollte eine Schraube fester gemacht werden, oder ein Nasensteg ausgewechselt werden müssen, darfst du gerne auch zum anderen Optiker gehen, der macht dir das sicher gerne. Auch wenn sie mal gereinigt werden muss.

Freundin:      Bitte? Und was machst du?

Ich:     Na, ich mache das gleiche wie dein Online-Optiker. Ich nehme deine Bestellung und dein Geld entgegen. Nagut, ich gewähre dir die doppelte Anzahl an Brillen zum Probieren, weil ich dich kenne.

Freundin:      Aber das ist doch blöd. Ich habe da keinen Service und so weiter. Also warum sollt ich dann zu dir kommen?

Ich:     Du warst doch beim Online-Optiker und das ist nichts anderes. Warum regst du dich jetzt auf?

Freundin:      Ja aber von einem Fachoptiker erwarte ich mehr!

Ich:     Jetzt bist du auf dem richtigen Weg. Klar ich als Fachoptiker kann dir alles, wirklich alles aus der Optik, bieten. Doch das ist nicht kostenlos. Weiterbildung, neueste Waren mit modernsten Materialien, modernste Technik, neueste Erkenntnisse kosten Geld. Dein Sehen ist nicht ersetzbar und braucht fachliche Obsorge. Und die gibt es nicht für Dumping.

Freundin:      Ich fühle mich gerade nicht gut mit meiner Brille.

Ich:     Noch etwas zum nicht gut fühlen: hast du gesehen, dass deine Brille einen Zusatz hat? Und zwar, dass die Brille nicht uneingeschränkt für den Verkehr geeignet ist?

Freundin:      Was? Ne, muss ich nochmal schauen.

Ich:     Komm mit deiner Brille zu mir und ich schau mir das mal an. Unsere Brillen sind uneingeschränkt für den Straßenverkehr zugelassen. Tag und Nacht. Sie sind auf deine Bedürfnisse abgestimmt du kannst dich immer darauf verlassen. Und ein Service ist immer dabei.

Wenn du allerdings einen Service für deine Onlinebrille willst, kostet das bei mir € 15.-. Warum? Na, warum soll ich die Arbeit für einen Fremden kostenlos machen, ggf. eigene Ersatzteile kostenlos austauschen, reparieren usw.? Schließlich kosten mich Ersatzteile, Strom usw. auch Geld. Und wenn ich 10 von solchen Kunden am Tag habe, komme ich ja gar nicht mehr zu meiner Arbeit und zahle nur drauf. Würdest du das machen?

Freundin:      Nö. Ich glaube, das mit den Brillen ist doch nicht so einfach.

Ich:     Doch, ist es. Nur bitte beim Fachoptiker oder wenigstens bei einer der bekannten Ketten. Nur nie online. Du hast nur zwei Augen. Das Vorletzte und das Letzte.

Autor: Dietmar Böhm

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Vielen Dank für den Artikel. Das Feld der Optiker ist heutzutage hart umkämpft. Ich denke am Ende des Tages müssen die Konsumenten einfach selber entscheiden. Ich kenne einige, die Brillen online bestellt haben und danach so unzufrieden waren, dass sie seitdem nur noch zum Optiker gehen.

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  2. Sehr geehrter Herr Lotz,
    leider ist es meist genau so, wie Sie es beschreiben! Solange manche Augenärzte nicht verstehen oder verstehen wollen, dass beide Berufsgruppen dem Patientenwohl in gleicher Weise verpflichtet sein sollten, sondern sich stattdessen mit unqualifizierten Äußerungen zu Dingen äußern, von denen sie schlicht zu wenig verstehen (“Warten sie mit der ersten Gleitsichtbrille möglichst lange”, “die Brillenfassung für Gleitsichtgläser sollte möglichst groß sein”, “Nach der Katarakt-OP brauchen Sie nur eine Lesebrille (bei Visus s.c. < 0,6!), die bekommen Sie auch bei Aldi", usw.,usw.) wir sich leider nichts ändern!
    Der fiktive Dialog von Herrn Böhm ist sehr nett geschrieben, funktioniert aber nur, wenn der onlinekaufende Gesprächspartner bereit ist, in einen Dialog einzusteigen.

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  3. The song remains the same……solang´ “die optiker” und “die ophthalmologen” ihre “profilneurosen ” pflegen ,werden sich” Mr.Internet” und “Seh-Supermärkte”über die “schützenhilfe” freuen. Für “gutes sehen” gibt´s ja App`s – und das wird ihnen “ihre freundin” bei der nächten “gratis-zugabe-sonnenbrille” auch wieder “erklären” -wetten dass!! Mit dem “untergehendem schiff” für echte optometrische und optopathologische “versorgung und vorsorge” werfen sich die belangreichsten “capitäe” die rettungsringe aus BLEI zu. Und die POLITIK?? so what!!!!

    Regards
    Pete Mocan

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  4. Bericht ist gut, aber es geht doch auch gleich ein Schritt weiter, denn ein Optiker ist nur ein Optiker und NICHT Dr. Optiker. Am besten geht man als erstes zum Augenarzt, denn ein Auge ist mehr als nur evtl. nicht mehr richtig sehen zu können. Wie viele gehen gleich zum Optiker, lassen sich da Kontaktlinsen anpassen oder mittlerweile auch den Augendruck messen usw. alles gut und schön, aber wenn dann ein Hornhautgeschwür oder ein doch nicht erkanntes Glaukom da ist, ist das Geschrei groß und dann geht man zum Arzt. Ich denke jeder sollte bei seinem Gebiet bleiben. Eine Optiker ist eben K E I N Arzt, sondern eben nur ein Optiker.

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    1. Sehr geehrter Herr Dr.Nübbel,
      da ist er ja wieder: Der belehrende besserwisserische Gutmensch im weissen Kittel. Was für ein Problem haben Sie eigentlich? Wenn Sie nichts Besseres zu bieten haben als Selbstverständlichkeiten, sparen Sie sich doch bitte Ihre Belehrungen. Aber so funktioniert die Medizin wahrscheinlich: Immer schön den Teufel an die Wand malen! Und “an der Gesundheit sollte man nicht sparen…”, Patienten, die monatelang auf einen Termin warten, um dann dreistellige Euro-Beträge im Voraus zu zahlen, damit die Sprechstundenhilfe bei den computergenerierten automatischen Augeninnendruck- und Gesichtsfeldmessungen assistiert. Ach ja: Und dann schaut sich der Doktor noch mal schnell die Netzhaut an. Aber Entschuldigung: Bei Ihnen ist das natürlich ganz anders, schon klar.
      Ein Augenarzt ist eben auch nur E I N Mensch und Geld verdienen müssen wir ja alle. T`schuldigung für diesen sarkastischen Kommentar, aber ich bin ja N U R Optiker und N I C H T Dr.Optiker.

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    2. Sehr geehrter Herr Dr. Nübbel,
      ich gebe Ihnen absolut recht. Ein Optiker ist “NUR” ein Optiker.

      Ja, und ein Augenarzt ist eben auch “NUR” ein Augenarzt. Aus meiner Erfahrung, der Augenarzt misst Addition 2,00 dpt und schickt den Patienten zu Aldi oder Müller. Der Augenarzt empfiehlt, ach die Brille reicht noch (10 Jahre alt), der Augenarzt passt ohne medizinische Indikation Kontaklinsen an, der Augenarzt eröffnet sein eigenes Optikgeschäft, der Augenarzt empfiehlt dem Patient “Lassen sie sich bloß noch keine Gleitsichtbrille aufschwatzen.” und so weiter und sofort.
      Der Augenarzt mischt sich in unser Berufsfeld ein und das seit Jahren, lange bevor Augenoptiker angefangen haben, den Augeninnendruck zu messen oder sich die Netzhaut anzuschauen. Und hier gibt es einen gewaltigen Unterschied. Während der Augenarzt eben “NUR” Augenarzt geblieben ist und ohne fachliche Weiterentwicklung dem Handwerker das Leben schwer macht, haben sich die Optiker weiterentwickelt und sind eben nicht mehr “NUR” Optiker oder Optikermeister. Es sind Optometristen mit Studienabschluss, mit Ausbildung in Anatomie und Patologie und klinischer Erfahrung. Leider ist es in Deutschland oft schwierig oder sogar unmöglich, dies anerkannt zu bekommen. So schaut man sich die Augen an, erkennt einen pathologischen Befund und schickt den Kunden sogleich zum Augenarzt. Ernüchternd bekommt man dann vom Kunden das Feedback, der Augenarzt sagt, sie hätten gar nicht dürfen und, und, und. Nein, ich gebe meinem Kunden keine Diagnose oder einen Befund. Ich gebe meinem Kunden die Empfehlung, gehen sie zum Augenarzt, es ist sicherer, sie haben nur zwei Augen. Dies mache ich gern, weil für mich der Kunde und dessen Wohlergehen im Fordergrund steht. Ich bin kein Brillenverkäufer (wie es von der Ärzteschaft gern gesehen wird). Ich bin studiert, genau wie Sie es sind. Gern möchte ich im vernünftigen Verhältnis auf Augenhöhe mit dem Augenarzt zusammenarbeiten. Dies funktioniert aber nur dann, wenn der eine den anderen respektiert und ihm sein Arbeitsfeld überlässt. Leider muss ich aus meiner Erfahrung sagen, dass dies nicht der Fall ist. Und bitte, so lange sich die Ärzteschaft herausnimmt in meinem Bereich herumzupfuschen und das auch noch schlecht, nehme ich mir die Freiheit heraus meinen Kunden die Augen zu prüfen und Kontaktlinsen anzupassen, ohne einen Augenarzt um Erlaubnis zu fragen. Außerdem steht es den Menschen doch frei, sich beim Optiker die Refraktion bestimmen zu lassen und für gesundheitliche Aspekte zusätzlich den Augenarzt aufzusuchen. Eine Myopie, Hyperopie, ein Astigmatismus, eine Presbyopie oder eine Heterophorie sind keine Erkrankungen, es sind Abweichungen vom Idealzustand, die mit Hilfsmitteln versorgt werden können.

      Zum Schluss, ich spreche aus meiner Erfahrung. Dies ist keine allgemeingültige Feststellung und ich lasse mich auch gern eines Besseren belehren. Nichts wäre mir lieber, als eine gute Zusammenarbeit zwischen Mediziner und Handwerker, denn es geht um das Wohlergehen des Patienten/Kunden und nicht um Eitelkeiten der beiden Berufsfelder. Im Ausland habe ich hier die besten Erfahrungen machen dürfen, es wäre wünschenswert, wenn auch endlich in Deutschland zu einem Miteinander gefunden wird.

      Mit besten Grüßen
      Alexander Lotz

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  5. Hallo,
    der Bericht ist gut und realitätsnah !!! Schade ist das am Schluß noch mal ein kleiner Seitenhieb richtung Ketten kommt naja damit müssen wir leben!! Fakt ist doch das wir alle egal ob Tradi oder Filialist auf den gleichen Schulen lernen und die gleichen Meisterschulen besucht haben. Frage am Schluß was macht euch denn Besser und Fachlicher.

    Trotzdem guter Bericht

    Beste grüße

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    1. Hallo Herr Gehre,

      dafür gibt es keine pauschale Antwort. Mich als Tradi stört allein, dass ich die großen Rabatte finanziere, von denen der Filialist lebt. Ich als Tradi finanziere also die Dumpingpreise, mit denen sich der Filialist brüstet günstiger und besser zu sein, als ich.

      Beste Grüße

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