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Umbau zum ganzheitlichen Sehhilfe-Unternehmen

Die neuen Ziele von Warby Parker

Der US-amerikanische Brillen-Anbieter Warby Parker befindet sich offenbar an einem Wendepunkt. Das Unternehmen gilt als Vorreiter im Bereich des Direktvertriebs an den Verbraucher. Nach dem Börsengang im vergangenen September hat sich Mitbegründer und CEO Dave Gilboa offenbar neue Ziele gesetzt.

Warby Parker Inc New York: Showroom und Headquarter
Warby Parker New York: Showroom und Headquarter (Bild: Warby Parker)

Die Lifestyle-Marke Warby Parker mit Hauptsitz in New York City hatte sich seit seiner Gründung 2010 auf die Fahnen geschrieben, Ideen, Produkte und Technologien, die Menschen beim Sehen helfen, ohne großen Aufpreis anzubieten, wie z.B. Brillen in Designerqualität (ab 95 US-Dollar) und Kontaktlinsen bis hin zu Augenuntersuchungen und Sehtests, die online und in mehr als 160 Einzelhandelsgeschäften in den USA und Kanada erhältlich sind.

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Kunden in den USA können beispielsweise die Warby Parker Web Applikation nutzen. Um eine neue Brille kaufen zu können, benötigt man in den USA ein Rezept vom Arzt. Der US-Konzern biete in diesem Zusammenhang einen einfachen digitalen Sehtest: Sollten sich die Sehtest-Ergebnisse nicht geändert haben, bekomme man durch Ärzte von Warby Parker ein neues Rezept für 40 Dollar und könne gleich auf der Webseite einkaufen.

Für jede verkaufte Brille oder Sonnenbrille wird eine Brille gespendet an eine bedürftige Person im Rahmen ihres Charity-Programms „Buy a Pair, Give a Pair“. Gerade vermeldete Warby Parker, dass in Zusammenarbeit mit seinen gemeinnützigen Partnern die Marke von 10 Mio. gespendeten Brillen erreicht wurde.

Neue Ausrichtung bei Warby Parker

Nach dem Börsendebüt am 29. September 2021 hat Warby Parker offenbar neue Ziele, wie amerikanische Medien melden. So äußerte Mitbegründer und Co-CEO Dave Gilboa vergangene Woche in einem Interview: „Wir befinden uns in einer interessanten Übergangsphase, in der wir in der Vergangenheit ein Brillenunternehmen und eine Brillenmarke waren, und jetzt gehen wir dazu über, ein ganzheitliches Sehhilfe-Unternehmen zu werden. Eine wachsende Zahl unserer Kunden lässt sich bei uns auch untersuchen und verschreiben.“

Warby Parker - CEO Dave Gilboa
Dave Gilboa, seit 2010 Mitbegründer (mit Neil Blumenthal, Jeff Raider und Andy Hunt) und Co-CEO zusammen mit Neil Blumenthal (Bild: Warby Parker)

Die Kunden von Warby Parker hätten 2020 im Durchschnitt 218 US-Dollar ausgegeben, verglichen mit 188 US-Dollar in 2018. Das Unternehmen erwarte laut einer Investoren-Präsentation aus dem vergangenen Jahr, dass ein enormes Wachstumspotenzial zu erwarten sei von Menschen, die neben den Brillen z.B. „Multifokallinsen und Augen-Untersuchungen“ konsumierten. Diese „ganzheitlichen Sehkunden“ könnten 500 US-Dollar und mehr im Jahr nach ihrem ersten Kauf ausgeben, mehr als doppelt so viel wie ein reiner Brillenkäufer.

Der Ausbau der physischen Verkaufsstellen biete weitere Umsatzsteigerungen. Derzeit hat Warby Parker 160 Standorte in den USA und Kanada, laut CEO Gilboa sei eine Steigerung auf 900 langfristig durchaus möglich.

Konkurrenz für EssilorLuxottica?

Die Marktkapitalisierung von Warby Parker liegt derzeit bei 3,37 Mrd. US-Dollar, aber einige Analysten glauben, dass das Unternehmen auch mit dem 85 Mrd. Dollar schweren französisch-italienischen Riesen Essilor-Luxottica mithalten könne. Denn Warby Parker sei „ein Disruptor in einem sehr profitablen Segment“.

Das Modell von EssilorLuxottica ist ein Mehrmarkenmodell: Das Unternehmen stellt seine eigenen Marken wie Ray-Ban her und arbeitet in Lizenz für einige der weltweit größten Luxusunternehmen wie Chanel, Versace und Ralph Lauren. Außerdem betreibt das französisch-italienische Unternehmen auch Optikketten wie Sunglass Hut und kaufe weitere auf – gerade im vergangenen Jahr den niederländischen Brillenhändler GrandVision in einem 8,5-Mrd.-Dollar-Deal. Zudem gehörten dem europäischen Konzern Sehhilfen-Versicherungen, darunter EyeMed.

Während Warby Parker sein Wachstum auf dem heimischen Markt sehe, konzentriere sich EssilorLuxottica laut Analysten mehr auf China und Lateinamerika und die dortige alternde Bevölkerung. Innovationen wie Ray-Ban Stories – die Zusammenarbeit mit Facebook im Bereich der intelligenten Brillen – und das Stellest-Brillenglas zum Myopie-Management stünden im Vordergrund.

CEO Dave Gilboa sehe die Zukunft von Warby Parker gelassen: „Wir verbringen nicht viel Zeit damit, über andere in diesem Bereich nachzudenken, und als Unternehmen, das direkt an den Verbraucher geht, erhalten wir viel Feedback darüber, was gut funktioniert. Wir gehen davon aus, dass wir in den kommenden Jahren und Jahrzehnten deutlich schneller wachsen werden als die gesamte Branche.“

Die nächsten Finanzergebnisse, für das vierte Quartal und das Geschäftsjahr 2021, gibt Warby Parker am 17. März 2022 bekannt.

 

 

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