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Zusatzbrille fürs Autofahren

Autofahrer: Freie Fahrt für gute Sicht

Sehen ist für unfallfreie Fahrt genauso wichtig wie der einwandfreie technische Zustand eines Autos. Wenn ein Fußgänger übersehen wird und die Vollbremsung wegen mangelnder Sehfähigkeit zu spät erfolgt, können die Folgen dramatisch sein. Fast jeder neunte Verkehrsunfall lässt sich aber laut Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt, 2017) auf schlechtes Sehen zurückführen. Etliche Glas-Hersteller bieten Brillengläser speziell fürs Autofahren an: ein gutes Instrument für die Sensibilisierung der Autofahrer und ein Ansatz zum Mehrbrillenverkauf für den Augenoptiker.

light-Blendung Auto-Scheinwerfer
Problem vieler Autofahrer: Blendung durch Scheinwerfer

Blendung und Sehprobleme bei Nacht sind die häufigsten Störungen, die Autofahrer bemängeln. Das belegt ganz aktuell eine europaweite Studie, die von Marktforschung Elke Dobisch (München, siehe Grafik 1) im Auftrag von Hoya Lens durchgeführt wurde. Spezielle Brillengläser für Autofahrer sollen Abhilfe schaffen – und Augenoptiker beim Mehrbrillenverkauf unterstützen.

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Kampagnen wie die jährlich im Oktober initiierte Lichttest-Aktion „Freie Fahrt für gutes Licht“ vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) machen Autofahrer auf die Gefahren aufmerksam, die schlechte Sicht gerade in der dunklen Jahreszeit mit sich bringt. Dabei wird sogar ein kostenloser Check der Fahrzeugbeleuchtung angeboten. Damit auch die Sicht der Fahrer gecheckt ist, ruft der Zentralverband für Augenoptiker und Optometristen (ZVA) als Partner des ZDK jährlich zu Sehtest-Aktionen auf, um Fehlsichtigkeiten zu ermitteln oder bestehende Korrektionswerte zu überprüfen.

Deutschland ist Autofahrer-Land

Autofahrer sind laut einer repräsentativen forsa-Umfrage („Auto im Alltag“, 2017) im Auftrag der CosmosDirekt Versicherung durchaus bereit zu regelmäßigen Augen-Checks – zumindest theoretisch. 83 Prozent der deutschen Autofahrer unter 65 Jahren wären demnach einverstanden, ab dem 65. Lebensjahr Reaktions- und Konzentrationsvermögen, Sehfähigkeit und Hörvermögen regelmäßig prüfen zu lassen. Bei den Befragten ab 60 Jahren sind es laut Umfrage immer noch 75 Prozent. In der Praxis sieht es anders aus. Nur fünf Prozent der Autofahrer ab 60 Jahren absolvierten regelmäßig einen Test zur Fahrtauglichkeit.

Für viele Autofahrer ist das Thema Sehtest mit der Überprüfung vor dem Führerscheinerwerb erledigt, besonders die Nicht-Brillenträger lassen ihre Augen selten oder gar nicht testen. Der ZVA fordert seit längerem die Einführung eines regelmäßigen, verpflichtenden und altersunabhängigen Wiederholungssehtests für alle Führerschein-Inhaber. In 18 EU-Staaten gebe es bereits eine Sehtest-Verpflichtung unterschiedlicher Ausprägung.

Auch Glashersteller sprechen sich auf Nachfrage von eyebizz mehrheitlich für die Notwendigkeit dieser Wiederholungssehtests aus. Michael Okos, Direktor Marketing und Produktmanager von NIKA Optics: „Dieses Thema verfolgen wir seit jeher, und es sollte zur Pflicht werden, um die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer zur erhöhen.“ Ulrike Braig, Leitung Produktmanagement bei Stratemeyer, ergänzt: „Wir sprechen uns klar für Wiederholungstests aus. Studien belegen, dass sich das Sehverhalten im Alter enorm verändert. Anfang letzten Jahres zeigte die Allensbach-Brillenstudie wieder, dass 45 Prozent der befragten Kraftfahrer ohne Brille zwischen 40 und 59 Jahren ihren letzten Sehtest vor mehr als sechs Jahren gemacht hatten.“

Ob die Politik in absehbarer Zeit reagiert, ist mehr als ungewiss. Dementsprechend pessimistisch ist Heiko Giloj, Vertriebsdirektor von Seiko: „Deutschland ist Autofahrer-Land. Die Lobby der Autokonzerne ist sehr stark, das erleben wir gerade jetzt beim Dieselskandal. Die Parteien scheuen sich, das Thema Wiederholungssehtest anzufassen, weil sie keine Wähler verlieren wollen. Wir sehen die Chancen als gering an. Erst recht in einer zunehmend älteren Gesellschaft.“

Blendgefahr: Bis zu zwei Sekunden Blindflug

Um das Sehen beim Autofahren mit Brille zu verbessern und auch störende Blendeffekte durch Scheinwerfer und Signalleuchten wie Ampeln und Rücklichtern oder durch nasse Straßen zu minimieren, bieten immer mehr Hersteller Brillengläser speziell fürs Autofahren an. Sie heißen „Road“, „DriveSafe“, „Streetlife“, „EyeDrive“, „StreetHorizon Eye“, „EnRoute“, „RoadSafe“ oder hängen ein „Drive“ an den Markennamen dran – griffige Namen halt, die gleich auf den Zweck des Glases abheben.

eyebizz: Brillengläser fuer autofahrer - Grafik Dobisch aus der Hoya-Studie
Grafik 1: Chart aus Hoya-Dobisch-Markforschungsstudie

Die von Hoya in Auftrag gegebene Marktforschungsstudie vom Anfang des Jahres bei Autofahrern in Deutschland, Spanien und Großbritannien zeigt deutlich, wie sehr diese Beeinträchtigungen stören. Auch Zeiss legte dazu bereits 2015 Ergebnisse einer Online-Befragung vor. Untersuchungen zur Blendwirkung zum Beispiel machen deutlich, dass neben grellen Signallichtern besonders die neue Generation der Autoscheinwerfer Probleme bereitet: Durch diese werde das Auge zwar nicht geschädigt, aber Verkehrsteilnehmer so geblendet, dass sie nichts mehr sehen. Bernhard Lachenmayr, Sprecher der Verkehrskommission des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands und der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft, geht von einem „Blindflug“ von einer Sekunde bei 30- bis 40-Jährigen aus, und sogar von zwei Sekunden bei 60- bis 70-Jährigen. Neben der reduzierten Blendung sollen die Autofahrergläser auch das Sehen aufs Cockpit unterstützen, etwa durch kontrastreicheres Sehen der Anzeigen am Armaturenbrett oder im Rückspiegel.

Kritische Stimmen

Aber: Mancher Brillenträger, der diese Gläser schon nutzt, berichtet auch, dass die Probleme – etwa bei Nachtfahrten – nicht ganz behoben seien. Johannes Hoffmann vom Vorstand der Deutsche Augenoptik AG stellt klar: „Brillengläser allein reichen nicht. Nur eine gute Messung schafft Klarheit über die Höhe der Dämmerungsmyopie, sie kann deutlich variieren.“

Maik Hartung, Marketingleiter von Carl Zeiss Vision, sieht es so: „Der eine Autofahrer fühlt sich stärker geblendet als der andere, mancher auch gar nicht. Autofahrergläser nützen nicht jedem, dem überwiegenden Teil der Autofahrer aber schon. Daher empfehlen wir auch immer, sich beim Augenoptiker auf das Sehen in der Dunkelheit testen zu lassen.“

Sarah Thoma, PR-Managerin von Rodenstock: „Der Grund ist, dass viele auf dem Markt befindlichen Autofahrergläser mit blau-reflektierender Entspiegelung angeboten werden, die eher für andere Einsatzgebiete, beispielsweise Computerarbeit, geeignet sind. Konkret führt diese Entspiegelung oft zu Reflexen, die besonders beim Fahren in der Nacht als störend wahrgenommen werden.“

Jetzt ist der Augenoptiker gefragt

Ähnlich wie bei der Computerbrille soll der Brillenträger mit den Autofahr-Gläsern einen Zusatznutzen erhalten – für den Augenoptiker eine gute Möglichkeit, seine Kompetenz herauszustellen und neben der Alltags-Brille eine weitere Brille für besondere Sichtanforderungen anzubieten. Wie kann der Augenoptiker dieses Thema am besten aufgreifen und seinen Kunden nahebringen? Eigentlich angesichts der vielen Autofahrer in diesem Lande eine Steilvorlage für die Sehexperten: Schnell kann man selbst ermitteln, ob der Kunde automobil ist und ihn dazu weiter beraten oder mit entsprechenden Marketing-Aktionen ansprechen.

Die Glashersteller stellen vielseitiges Werbematerial zur Verfügung: Infobroschüren, Schaufenster-Deko, Give-Aways, Anzeigen-Vorlagen für On- und Offline usw. Rupp+Hubrach bietet zum Beispiel zusätzlich online eine Microsite zum Brillenglas und ein Erklär-Video auf Youtube. Darüber hinaus gibt es ein komplettes Sales-Training in einer Serie von Kurzvideos zum Thema Mehrbrillenverkauf. Auch individuelle Marketing-Maßnahmen sind möglich. Einige Glasfirmen trumpfen zur Einführung des neuen Produkts mit besonderen Preis-Aktionen auf.

Mehrbrillenverkauf für Augenoptiker: Enormes Potenzial für Autofahrer-Gläser
Mehrbrillenverkauf für Augenoptiker: Enormes Potenzial für Autofahrer-Gläser

Der Augenoptiker profitiert von reichweitenstarken TV- und Online-Kampagnen des ein oder anderen Glaskonzerns, wie etwa von Essilor mit seiner „Mehrbrillen-TV-Kampagne und bundesweiten 3.000 Schaltungen des Varilux-TV-Spots sowie Online-Schaltungen auf Facebook und Google-Adwords mit 830 Mio. Endverbraucher-Kontakten“, wie Sales Marketing Manager Tobias Kaiser von Essilor berichtet. Bereits im Herbst vergangenen Jahres hatte Rodenstock eine 360-Grad-Kommunikations-Kampagne (ihre größte überhaupt bis dato) zu seinem Autofahrerglas auf allen nur möglichen Kanälen gefahren (PoS-Materialien, Mailings, Online-Marketing, Radio- und TV-Spots, sogar eine Kooperation mit einer Auto-Service-Station war dabei) und damit nach eigenen Angaben mehrere Millionen Endverbraucher erreicht.

Großes Potenzial in den kommenden Jahren

Obwohl die Anbieter ihren Autofahrergläsern auch Alltagstauglichkeit bescheinigen, seien sie hauptsächlich für dieses bestimmte Einsatzgebiet konzipiert und für die Zweit- oder Drittbrille gedacht – sowohl in der Einstärken- als auch in der Gleitsicht-Variante. Zur Preisgestaltung – Sarah Thoma PR-Managerin von Rodenstock: „Die Autofahrergläser sind preislich ähnlich positioniert wie Gleitsichtgläser in der jeweiligen Kategorie.“ Bei manchen Anbietern gibt es für diese Gläser zusätzliche Angebote für die Zusatzbrille.

Zum Umsatzanteil der Fahrergläser machten die Hersteller keine Angaben. Einige gaben an, mit ihren Produkten noch nicht lange genug am Markt zu sein, um verlässliche Zahlen zu nennen.

Einig sind sich die befragten Anbieter, dass in dem Produkt „enormes Potenzial“ steckt. Frank Lindenlaub, Leiter Marketing: „Wir hatten damit den erfolgreichsten Produktstart aller Zeiten bei Rupp+Hubrach, und das Produkt hat sich vom Start weg als fester Bestandteil des Programms etabliert. Die Marktanteile von Produkten für definierte Einsatzgebiete werden zunehmen. Hier ist der Mehrwert für den Brillenträger durch einen eindeutigen Nutzen einfach nachvollziehbar, der Bedarf wird erkannt und das Produkt gekauft.“

Samuel Frei, Head of Marketing, E-Business und Product Management bei Optiswiss, betont: „Wenn das Thema gut und verständlich an den Konsumenten kommuniziert wird, liegt für Industrie und Augenoptiker viel Wachstumspotenzial in diesem Bereich.“

Hoya Lens Deutschland Marketing Planning Manager, Sandra Stockem, setzt auf die laufende Saison: „Wir erwarten höhere Zuwächse in der kommenden Herbst-/Wintersaison. Das volle Potenzial des Produkts zeigt sich erst in zwei bis drei Jahren, wenn das Produkt eine höhere Bekanntheit beim Endverbraucher erlangt hat und sich als Zweitbrille mit deutlichem Mehrwert etabliert hat.“

||| PE

 

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Interessant wäre ein Vergleich der angebotenen Brillengläser für Autofahrer. Gerade im Bezug auf Blendung sind diese Produkte nicht identisch! Welches Produkt ist wofür am Besten? Die Entwicklungsabsätze waren bekanntlich nicht für alle Hersteller dieselben. Ich würde deshalb gerne mehr über die Erfahrungen der Anwender wissen.

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