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Interview mit Johannes Schubart von Optiswiss

360-Grad-Konzept fürs Myopie-Management

Man merkt Johannes Schubart schnell und deutlich an, dass er für das Thema brennt. Als Augenoptiker und Master in Optometrie/ Vision Science behält er sich seine Begeisterung für die Sache. Überzeugung und auch ein bisschen Stolz liegen in der Stimme des Head of Global Marketing, Product Management & Tools von Optiswiss, wenn er über die Lösung aus der Schweiz fürs Myopie-Management zu sprechen kommt.

Optiswiss Basel: Johannes Schubart
Johannes Schubart, Head of Global Marketing, Product Management & Tools von Optiswiss (© Optiswiss AG)

Johannes Schubart ist seit 2021 für den unabhängigen Brillenglas-Hersteller Optiswiss in Basel tätig und hat die Philosophie der Eidgenossen verinnerlicht. Seine Antworten auf die eyebizz-Fragen zu „SMYLE“ (Swiss Myopia Lens Experience) fürs Myopie-Management sind durch seine Position und durch seine Mitarbeit am Launch des Produkts sicher gefärbt, aber sie sind auch durch sein Fachwissen geprägt.

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eyebizz: Anfang März wurde SMYLE gelauncht, mit dem Hinweis, dass Optiswiss damit ein innovatives 360°-Konzept für ein professionelles Myopie-Management auf den Markt bringt. Was ist das Besondere an dem Brillenglas, abgesehen von der Kunden-Kommunikation, auf die ich später noch zu sprechen kommen möchte?

Johannes Schubart: Es gibt einige Besonderheiten, angefangen mit dem Brillenglasdesign, das essentielle Features aus der jahrelangen Forschungsarbeit des renommierten Brien Holden Vision Institutes enthält. SMYLE wurde auf deren Vorgaben exakt abgestimmt, die Technologie offiziell lizenziert. Angrenzend an einen zentral vollkorrigierenden Bereich folgen die Technologiezonen, deren Besonderheit darin liegen, dass die Anordnung auf die natürliche Asymmetrie der Netzhaut abgestimmt ist.

 

Wir wollten dann nicht einfach etwas machen, sondern das Thema mit der gebotenen Seriosität angehen.

 

Durch den erzeugten peripheren myopen Defokus kann das Augenwachstum nachweislich verlangsamt und mit der integrierten Addition gleichzeitig die Akkommodation unterstützt werden. Zudem bietet die SMYLE-Freeform-Technologie den Vorteil, dass die Brillengläser nicht von normalen Einstärkengläsern nach außen hin zu unterscheiden sind und in einer großen Materialvielfalt zur Verfügung stehen – sogar als Sonnenschutzvariante.

Es gibt schon einige Brillengläser fürs Myopie-Management, warum konnte Optiswiss diesbezüglich jetzt erst in diesem Frühjahr nachlegen, gefühlt also relativ spät?

Wir haben bereits vor über zwei Jahren begonnen, uns mit dem Thema intern intensiv zu befassen und unter anderem erste Gespräche mit dem Brien Holden Vision Institute geführt. Damals hatten sich die ersten Brillenglasdesigns gerade erst in Europa etabliert, nachdem Myopie-Management vorher aufgrund der dortigen Prävalenz hoher Myopien eher ein Thema in asiatischen Ländern war. Wir wollten dann nicht einfach etwas machen, von dem wir nicht überzeugt sind, sondern das Thema mit der gebotenen Seriosität angehen. Dies bedeutet Entwicklungsarbeit aber bei einem derartigen Produkt auch, die Notwendigkeit, den Nachweis zu erbringen, dass es wirksam ist.

Optiswiss SMYLE Brillenglas Myopie-Management Broschüre
Die an Kinder gerichtete SMYLE-Broschüre macht aus Betroffenen echte Superhelden (© Optiswiss AG)

Die Resultate der einjährigen Studie erhielten wir schließlich im November 2023 und diese waren so gut, dass wir das Konzept unbedingt zur opti vorstellen und das Brillenglas zum Frühjahr launchen wollten. Und nun freue ich mich, dass wir mit SMYLE, einer gemeinsamen Entwicklung von Indizen Optical Technologies, Optiswiss und eben jenem Brien Holden Vision Institute ein aus unserer Sicht sehr gutes Produkt für das Myopie-Management anbieten können. So spät sind wir also nicht dran.

Was besagen die Studienergebnisse?

SMYLE-Brillengläser verringern laut der Ergebnisse das Fortschreiten der Myopie im Vergleich zu Einstärkengläsern um 39 Prozent nach 12 Monaten. Sämtliche der zwischen fünf und zwölf Jahre alten Kinder, die an der Studie teilgenommen haben, berichteten zudem von einer hohen Sehschärfe und einem hohen Sehkomfort in allen Entfernungen. Dazu muss man wissen: Während sich bisherige Studien zur Effektivität verschiedener Behandlungsmöglichkeiten der Myopieprogression bei Kindern vornehmlich auf den asiatischen Raum beziehen, liegen für unsere Brillengläser durch diese groß angelegte randomisierte Doppelblindstudie erstmalig derartig gewonnene umfangreiche Ergebnisse aus Europa vor. Und es hat sich auch hier wieder bestätigt, dass die Datenlage von Probandenkollektiven unterschiedlicher Herkunft entsprechend unterschiedlich bewertet und gelesen werden muss.

Was steckt hinter dem 360°-Konzept, ist es die Kombination aus dem erzeugten peripheren Defokus und der Akkommodationsunterstützung, oder gehört noch mehr dazu?

Nein, noch mehr. Aber diese Kombination ist momentan einmalig und wird so auch den Kindern eine Unterstützung bieten, die an Vergenz- und Akkommodationsstörungen leiden, was bei progressiven Myopien nicht selten der Fall ist. Beim Konzept selbst geht es darum, dass das Brillenglas zwar eine elementare Säule darstellt, es aber eben nicht damit endet, sondern es eine Reihe weiterer Bausteine umfasst.

Welche Bausteine sind das konkret?

Myopie-Management darf sicher nicht nur ein reiner Produktverkauf sein. An dieser Stelle möchten wir ein Partner sein. Das beginnt mit Schulungen, Tutorials, Webinaren und weiteres und wird begleitet mit zielgruppengerechten Kommunikationsmaterialien. Einen wichtigen Part spielt im gesamten Prozess die Highend-Mess- und Analysetechnologie unseres Premiumpartners Oculus in Gestalt des Myopia Master und der Pentacam AXL Wave. Mit Hilfe dieser Tools werden alle relevanten Daten für das Myopie-Management erhoben und die jungen Klienten können absolut professionell versorgt und langfristig betreut werden.

Ein Wort noch zu den Kommunikationsmaterialien …

Die Ansprache in den unterschiedlichen Broschüren holt die Zielgruppen bestmöglich ab und die spielerische Komponente bei den zu versorgenden Kindern kommt nicht zu kurz. Uns war eine schnelle, einfache Erklärung für alle Beteiligten wichtig – auch die Elternbroschüre erklärt den Sachverhalt sehr einfach und ohne überbordenden Lexikonanspruch. Wir haben zuvor alle Materialien auf dem Markt gesichtet und sind auf die Idee gekommen, eine auf die Kids selbst gerichtete Kommunikation zu entwerfen, inklusive Begleitheft für die Dokumentation der Verlaufskontrollen sowie Tipps und Tricks und netten Gimmicks.

/// Die Fragen stellte Ingo Rütten.

 

Artikel aus der eyebizz 3.2024 (April/Mai)

 

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