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Auch im Augenoptiker:innen Alltag

Resilienz trainieren

Wir Augenoptiker kennen uns mit Resilienz eigentlich doch ganz gut aus, zumindest wenn wir die Resilienz meinen, die ursprünglich aus der Werkstoff-Physik kommt. Also Materialien, die nach Momenten der extremen Spannung wieder zurück in ihren Ursprungszustand finden. Wenn wir aber heute von Resilienz sprechen, dann meistens in Zusammenhang mit globalen und sonstigen Krisen, die von allen Seiten an uns nagen. Manchem mag Yoga, Meditation oder die Erkenntnis, dass Krisen nur vorübergehende Phasen sind, helfen. Anderen bleibt zudem die berechtigte Hoffnung, dass einschneidende Ereignisse – auch und gerade im Job und in der Berufskarriere – nicht das Ende der Welt, gar nicht selten sogar tolle Chancen für bessere Zeiten sind. Nikola Doll hat als Führungskräfte-Trainerin und -Beraterin ihre Erfahrungen dazu für eyebizz aufgeschrieben.

Resilienz c Pixabay Gerd Altmann
Bild: Pixabay / Gerd Altmann

In der modernen Arbeitswelt müssen Menschen heutzutage neue Aufgaben beherzt angehen und mit Stress-Situationen einigermaßen relaxt umgehen können. Sonst schlägt ihr Gefordert-sein allzu oft in ein Überfordert-sein um. Unterschiedliche Menschen reagieren im Betriebsalltag auf dieselben Herausforderungen und Belastungen unterschiedlich. Während zum Beispiel der eine Mitarbeitende bei neuen Aufgaben sofort sagt „Das kann ich nicht“, denkt ein anderer vielleicht „Wow, endlich kann ich mich beweisen“ und begibt sich voller Zuversicht auf die Suche nach passenden Problemlösungen.

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Ein anderes Beispiel: Ein Kollege erleidet bei einer länger andauernden Mehrbelastung aufgrund der „stressigen Arbeitsbedingungen“ einen Burn-out und fällt für längere Zeit aus. Eine Kollegin von ihm klagt zwar auch ab und zu über zu viel Stress, doch sie macht sich voller Elan ans Werk und arbeitet mit System die anstehenden Aufgaben ab.

Warum dies so ist, damit beschäftigt sich die Resilienz-Forschung, die zu dem Schluss kommt: Manche Menschen haben eine höhere „Widerstandsfähigkeit“ als andere. Sie haben sozusagen eine „dickere Haut“, wenn es um den Umgang mit herausfordernden Situationen geht. Deshalb perlen Belastungen an ihnen anscheinend ab, während sie bei anderen zu einer Überforderung führen können.

Acht Persönlichkeits-Merkmale für Resilienz

Die Resilienz-Forschung zeigt, dass Menschen mit einer hohen Resilienz beziehungsweise Widerstandsfähigkeit in der Regel folgende Eigenschaften und Persönlichkeits-Merkmale haben:

  1. Positives Denken: Widerstandsfähige Menschen reagieren auf neue An- und Herausforderungen nicht panisch. Sie denken vielmehr: Irgendwie schaffe ich das schon – auch wenn ich noch nicht weiß, wie.
  2. Selbstwertgefühl: Sie glauben an sich und an das, was sie können und tun.
  3. Problemlöse-Fähigkeit: Sie denken lösungsorientiert und planen ihre Zukunft. Sie blicken ihr nicht besorgt entgegen.
  4. Selbstverantwortung: Sie nehmen ihr Leben und Schicksal in die Hand und lassen sich nicht in eine Opferrolle drängen.
  5. Selbstwirksamkeit: Sie akzeptieren (negative) Dinge und Umstände zunächst, so wie sie sind. Sie lassen diese aber nicht so: sie verändern sie.
  6. Soziale Kompetenz: Sie bleiben bei Stress im Dialog mit ihrer Umwelt. Sie bitten bei Bedarf um Unterstützung oder organisieren diese selbst.
  7. Achtsamkeit: Sie haben ein Gespür für sich selbst. Sie wissen, was ihnen (nicht) gut tut, und spüren, wann sie an ihre Belastungsgrenzen stoßen.
  8. Stress-Bewältigungs-Strategien: Sie haben Strategien entwickelt, um auch in Stresszeiten für die nötige Entspannung zu sorgen und, soweit möglich, die Balance in ihrem Leben zu wahren.

Die Resilienz-Forschung zeigt: Die genannten Fähigkeiten und Eigenschaften schlummern in beinahe allen Menschen. Ohne eine externe Unterstützung fällt es ihnen aber oft schwer, diese zu aktivieren. Denn dies setzt ein Bewusstsein darüber voraus: Wie reagiere ich regelmäßig in gewissen Situationen, zum Beispiel bei neuen Herausforderungen? Oder wenn wichtige Entscheidungen anstehen? Oder wenn das Arbeitsvolumen steigt? Außerdem: Warum reagiere ich so und nicht anders?.

Diese Fragen kann sich jeder Mensch allein stellen. Doch faktisch tun dies viele nicht. Und wenn doch? Dann finden sie oft nicht die richtigen Antworten. Zum Beispiel, weil sie nicht registrieren, dass sie in vergleichbaren Situationen stets ähnlich reagieren. Oder weil ihnen ihr Verhalten so selbstverständlich erscheint, dass sie sich nicht vorstellen können, anders zu reagieren.

Drohende Überforderung frühzeitig erkennen

Um Resilienz zu fördern und sich zu schützen, gibt es auch entsprechende Seminare, die zum Beispiel von Unternehmen möglich gemacht werden können. Manchmal wird den Mitarbeitenden sogar im Arbeitsalltag ein Coach zur Seite gestellt, der sie dabei unterstützt, die für sie typischen Denk- und Verhaltens- sowie Reaktionsmuster auf gewisse Impulse von außen zu erkennen und gegebenenfalls zu verändern. Natürlich ist das auch initiativ für jeden Menschen außerhalb eines Unternehmens und unabhängig davon möglich.

Ein weiteres Ziel einer Unterstützung ist es, die Selbst-Achtsamkeit zu erhöhen – also die Sensibilität dafür, wann jemand zum Beispiel in eine Situation gerät, in der eine Überforderung droht. Denn das ist der Moment, in dem sich noch gegensteuern und zum Beispiel Hilfe organisieren lässt, so dass ein „Ausbrennen“ – der Burn-out – vermieden wird.

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Resilienz Coaching Nikola Doll
Nikola Doll (Bild: Doll Coaching)

Nikola Doll arbeitet als Führungskräfte-Trainerin und -Beraterin mit ihrem Mann Klaus Doll für die Doll-Organisations-Beratung (www.doll-beratung.de), Neustadt an der Weinstraße. Außerdem begleitet die Diplom-Soziologin und -Sozialpädagogin beruflich stark engagierte Personen als Coach bei ihrer persönlichen Entwicklung (www.doll-coaching.de).

 

Artikel aus der eyebizz 2.2025 (März/April)

 

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