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Green Eye: Nachhaltigkeit in der Augenoptik

Safilo und die Plastik-Fischer

The Ocean Cleanup - FullCircle - Boyan Slat
The Ocean Cleanup: Gründer Boyan Slat hat sein Ziel der Kreislaufwirtschaft jetzt mit der Sonnenbrille gestartet (Bild: The Ocean Cleanup)

Nachhaltigkeit beschäftigt mittlerweile die ganze Gesellschaft – auch die Augenoptik. In unserer neuen Rubrik „Green Eye“ blicken wir auf Projekte und Persönlichkeiten, die das Thema in der Branche vorantreiben: Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit müssen keine Gegensätze sein. Diesmal geht es um Safilo und das Projekt „The Ocean Cleanup“. [14258]

Das Projekt „The Ocean Cleanup“ des Niederländers Boyan Slat will Ozeane mittels schwimmender Auffang-Barrieren vom Plastikmüll befreien. Um den Kunststoff wieder sinnvoll zu nutzen, recycelt man das Material und produziert mit Unterstützung von Safilo daraus Sonnenbrillen. Der Verkauf unterstützt weitere Ozean-Säuberungsaktionen.

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The Ocean Cleanup Stiftung mit Sitz in Rotterdam, 2013 von Boyan Slat gegründet, unternahm mehrere Anläufe mit extra dafür konzipierten Fanganlagen im größten der Plastikmüll-Inseln – dem „Great Pacific Garbage Patch“ –, bis im Herbst 2019 das Aufsammeln von Altplastik endlich klappte. Lange, schwimmende Barrieren in Halbkreisform, ähnlich einer künstlichen Küstenlinie, wirken wie ein Auffangtrichter. Der gesammelte Plastikmüll soll Rohstoff für neue Produkte werden, also eine Wertschöpfungskette aufbauen. Zum Start entschieden sich die Plastik-Fischer für ein zeitloses, langlebiges, nützliches, aber auch sichtbares Produkt: die Sonnenbrille.

Spuren der Herkunft

Die Qualität von recyceltem Kunststoff hängt unter anderem von der Reinheit des Altmaterials ab. Das Plastik aus dem Meer bereitete besondere Schwierigkeiten, da das Material „teils bereits seit Jahrzehnten da draußen war“, so Boyan Slat. „Ziemlich spröde, ziemlich degradiert und sehr gemischt.“ Den Brillen ist anzusehen, dass sie nicht aus frischem Kunststoff hergestellt sind. Das Material hat wellenförmige Strukturen und ist nicht ganz homogen. Für Slat kein Problem, erinnert es doch daran, woher der Kunststoff kommt.

Die Ende Oktober präsentierten Sonnenbrillen, entworfen vom US-Stardesigner Yves Béhar und in Italien von Safilo gefertigt (siehe Interview mit CEO Angelo Trocchia weiter unten), bestehen hauptsächlich aus Polyethylen, etwa von alten Fischernetzen. Für Materialien, die schwieriger zu recyceln sind, sollen weitere Verfahren entwickelt werden. Ein QR-Code im Bügel verrät die Herkunft des Plastiks. Auch Etui und Brillenbeutel sind aus Recycling-Kunststoff.

Recycling-taugliches Design

„From trash to treasure“: Der Gewinn aus dem Brillenverkauf geht zu 100 Prozent in die Projekte des gemeinnützigen Unternehmens, um auch weiterhin Plastikmüll aus den Ozeanen entfernen zu können. Jede Sonnenbrille zum Verkaufspreis von 199 Euro ermöglicht die Reinigung einer Meeres-Fläche von etwa 24 Fußballfeldern. Bei komplettem Verkauf der ersten Charge ein Gebiet von 500.000 Fußballfeldern.

The Cleanup Sunglasses - California vibes - Safilo Cooparation
The Cleanup Sunglasses: California vibes (Bild: The Ocean Cleanup)

„Das bedeutet, dass wir diesen Müll nutzen können, um noch mehr Müll zu beseitigen. So wird ein Problem in eine Lösung verwandelt: Der Kreis schließt sich immer und immer wieder, bis wir unser Ziel der sauberen Ozeane erreicht haben“, so Boyan Slat. „Da die meisten Menschen nie zum Great Pacific Garbage Patch kommen werden, wollen wir mit diesem Produkt jedem die Möglichkeit geben, sich an der Säuberung zu beteiligen.“

Die Cleanup-Sonnenbrillen wurden so entworfen, dass man sie leicht auseinandernehmen kann – fürs Recycling. Ein spezielles Scharnierdesign ermöglicht eine einfache Demontage. Kreislaufwirtschaft der besonderen Art.

 


21 Millionen Tonnen

Mikroplastik im Atlantik

gibt es laut einer Studie der britischen Biogeochemiker Richard Lampitt und Katsiaryna Pabortsava vom National Oceanography Centre in den oberen 200 Metern, etwa zehn Mal mehr als bisher geschätzt. Und nur bezogen auf die drei am meisten verbreiteten Kunststoffsorten Polyethylen (PE), Polypropylen (PP) und Polystyrol (PS). Sie machen etwas mehr als die Hälfte der weltweit produzierten Plastikmenge aus. Grundproblem bei früheren Schätzungen war die Annahme, dass Plastik immer an der Oberfläche schwimmen würde (nature.com/articles/s41467-020-17932-9).


 

Safilo: „Wir fühlten uns geehrt, Teil dieser Mission zu sein“

Für die Herstellung der Ocean-Cleanup-Sonnenbrille hat The Ocean Cleanup mit Safilo in Padua/Italien zusammengearbeitet. eyebizz hat bei CEO Angelo Trocchia nachgefragt.

The Ocean Cleanup Sunglasses- Safilo Product Development
The Ocean Cleanup Sunglasses – Product Development (Bild: Safilo)

Sie unterstützten Boyan Slat bei der Cleanup-Brille. Was imponiert Safilo an dem 26 Jahre jungen Erfinder?

Safilo - CEO Angelo Trocchia
Angelo Trocchia (© Safilo)

Vor mehr als einem Jahr rief Boyan uns an und erklärte das Projekt, das ihm vorschwebte. Wir fühlten uns geehrt, Teil dieser Mission zu sein. Boyans Plan, die Meere vom Plastik-Abfall zu befreien, ist sehr ehrgeizig, aber was mich am meisten beeindruckt hat, war seine klare Vision und Entschlossenheit. Die Aussage, „die Verschmutzung von gestern in die Reinigung von morgen zu verwandeln“, fand bei unserem eigenen Engagement sofort Anklang.

Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis und wie geht es weiter?

Sehr zufrieden! Das Recycling des aus dem Ozean gefischten Plastiks war nie zuvor in kommerziellem Maßstab durchgeführt worden. Es gelang uns, daraus ein tolles Brillen-Produkt zu machen. Die Partnerschaft mit The Ocean Cleanup ist ein greifbares Zeichen für Safilos weitere Fortschritte in seiner Nachhaltigkeitsstrategie und seinem Engagement, einer konsolidierten Industrie Innovationen zu bringen.

Wie aufwendig ist das Recyclingverfahren?

Sehr komplex. Hier wurde ein innovatives Upcycling-Verfahren für Kunststoffarten verwendet, die traditionell schwieriger zu recyceln sind. Die im Great Pacific Garbage Patch gesammelten Kunststoffe sind starre Kunststoffe und faserige „Geisternetze“. Deshalb müssen diese Fänge separat recycelt und verarbeitet werden.

The Ocean Cleanup - Safilo Base Material
The Ocean Cleanup – Base Material (© Safilo)

Der Kunststoff wird dann wieder zu Granulat geschmolzen – und die Sonnenbrille durch ein Injektionsverfahren hergestellt. Außerdem testeten wir alle Eigenschaften des Kunststoffs, um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen und eine sichere Verwendung der Sonnenbrille zu garantieren.

Inwieweit nutzt Safilo bereits Recycling- oder Bio-Kunststoffe?

Wir verwenden in vielen unserer Brillenkollektionen umweltfreundliche und biobasierte Materialien. Anfang dieses Jahres kündigten wir eine Partnerschaft mit Aquafil an, die den Einsatz von Econyl, einem patentierten regenerierten Nylon, in unseren Linien vorsieht. Wir haben die Absicht, die Verwendung nachhaltiger Materialien so weit wie möglich auszuweiten.


// PE

 

Beitrag aus der eyebizz 1.2021 (Dezember/Januar, erschien am 10. Dezember 2020)

 

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