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Welche Rolle spielt KI, welche die Zahl der Augenärzte?

Ist es nötig, dass Augenoptik-Betriebe Netzhaut-Screenings anbieten?

RetinaLyze feiert in diesem Jahr 10-jähriges Jubiläum, das Team um Distributor Michael Anthonsen verfolgt in der DACH-Region seit einem Jahrzehnt die Vision, „eine effiziente und zuverlässige Methode für Augen-Screenings zu schaffen, unterstützt durch Künstliche Intelligenz und Telemedizin“ – was durch die Integration eines Augenarzt-Back-ups geschieht. Es gibt mittlerweile etliche Anbieter, RetinaLyze hat seit vielen Jahren Verstärkung, die alle gemeinsam ähnliche Modelle anbieten und die dabei wahlweise sowohl auf Künstliche Intelligenz (KI) als auch ein Augenärzte-Netzwerk setzen.

Rodenstock DNEye-Scanner
Die Technologie ist mitverantwortlich für medizinische Fortschritte in der Augenheilkunde. (Bild: Rodenstock)

In der aktuellen „Masterclass Screening“ von partnerauge (akademie.partnerauge.de) zeigt sich das Interesse der Augenoptikerinnen und Augenoptiker am Screening und jenes der Hersteller diverser Technologien und Lösungen gleichermaßen eindrucksvoll. Die Webinarreihe setzt sich mit den Expertinnen und Experten und den Anbietern intensiv mit dem Top-Thema der Augenoptik auseinander und trifft dabei offensichtlich das nicht müde werdende Interesse an besagten Technologien und Möglichkeiten, Chancen und Herausforderungen. Nicht zuletzt verfolgt sie aber auch die Fragen: Welche Rolle kann, darf oder muss die KI spielen, und ist es überhaupt nötig, dass jeder Augenoptikbetrieb zukünftig Netzhaut-Screenings anbietet?

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Diese beiden Fragen in einem Beitrag wie diesen zu beantworten, ist schier unmöglich. Ein Blick auf die grundsätzliche Kommunikation in unserer Branche lässt aber zumindest für die zweite Frage ein geringfügig pauschalisiertes Ja als Antwort für wahrscheinlich halten. Wenngleich in jeden Betrieb dann aber auch die nötige Expertise vorhanden sein muss. Bleiben wir bei diesem Gedanken und lassen wir die KI für einen Moment außen vor. Oft ist davon die Rede, dass ein Augenoptiker, der zukünftig erfolgreich sein möchte, nicht ohne das Angebot von optometrischen Dienstleistungen auskommen wird. Auch davon abgesehen, ob die Kundschaft eine solche Dienstleistung und Vorsorge beim Augenoptiker erwartet, stellt sich die Frage nach dem Bedarf.

27.500 Auffälligkeiten frühzeitig erkannt

Ocumeda berichtet auf seiner Website: „Mit Hilfe unseres Augen-Check-Ups konnten bereits über 27.500 Auffälligkeiten frühzeitig erkannt und ernste Folgen für die Augengesundheit unserer Kunden vermieden werden.“ Deswegen sei Augenvorsorge so wichtig. Dr. med. Imke Domianus (Tele-Augenärztin im Ocumeda-Team) bekräftigt: „Als Augenärztin erlebe ich oft, dass viele Patienten zu spät einen Termin bekommen. Ocumeda ermöglicht schnelle Vorsorge und kann Sehverlust verhindern. Ich bin stolz, Teil der Teleophthalmologie zu sein und zur Erhaltung des wichtigsten Sinns beizutragen.“

In der Masterclass Screening hat das Ocumeda Ende April noch einmal live erklärt. Und in demselben Webinar erzählte unter anderem Daniela Steinkämper im Interview, warum die Viehoff Gruppe, in deren Geschäftsleitung sie sitzt, gerade nach umfangreicher Planung und Konzeption das Netzhaut-Screening als neue Gesundheitsdienstleistung mit Hilfe von Bon Optic sukzessive in allen Betrieben der Gruppe implementiert. Eyetec und Epitop unterstrichen ihrerseits mit ihren Präsentationen die Chance für Augenoptiker und Augenoptikerinnen, aber eben auch jene für das Gesundheitssystem generell.

OCT Scan Screenings Screenshot partnerauge
OCT-Scans sind wohl der Goldstandard in der Augenheilkunde. Die KI von RetinaLyze anlysiert auch OCT-Aufnahmen. (Bild: partnerauge)

Der Berufsverband der Augenärzte (BVA) macht in seiner Broschüre „Augenheilkunde in Deutschland“ unter anderem darauf aufmerksam: „Durch die demographische Entwicklung werden in Zukunft Augenärzte in erhöhter Zahl gebraucht, um die alternde Bevölkerung zu versorgen. Dadurch wird bis zum Jahr 2030 die Nachfrage nach Leistungen der Augenheilkunde selbst bei einem Bevölkerungsrückgang um 3,5 Prozent um zehn Prozent wachsen. Noch stärker aber sorgt der medizinische Fortschritt für einen erhöhten Bedarf an Augenärzten. Denn die enormen medizinischen Fortschritte in Therapie und Diagnostik haben völlig neue Möglichkeiten geschaffen, den Verlauf von Augenkrankheiten aufzuhalten oder sogar zu verbessern.“

Kein Bedarf für Netzhaut-Screenings in der Augenoptik

Wohlgemerkt, die Broschüre ist aus dem Jahr 2017. Weitaus aktueller ist da die Information des BVA als Reaktion auf das Essay aus eyebizz 2.2025 „Blick in die Zukunft oder Einblick in die Gegenwart“. Das Schreiben macht nicht zuletzt deutlich, dass der BVA keinen Bedarf für Netzhaut-Screenings in der Augenoptik sieht. Insbesondere deswegen, weil die Zahl der niedergelassenen Augenärzte nicht wie im genannten Essay in den vergangenen zehn Jahren um 30 Prozent gesunken sei, wie es in einem Zitat von Christian Müller hieß.

Entgegen dieser Einschätzung des Präsidenten des Zentralverbands der Augenoptiker und Optometristen, die sich erklären lässt, was aber den Rahmen sprengt, stellt der BVA klar, dass die Zahl der berufstätigen Augenärzte in den vergangenen zehn Jahren gestiegen sei, genauso wie die der ambulant tätigen Augenärzte, die sich aus den niedergelassenen und angestellten Augenärzten zusammensetze. Richtig sei daher, dass die Zahl der niedergelassenen Augenärzte zwar abgenommen habe, aber die Zahl der angestellten Augenärzte dafür umso deutlicher zugenommen habe. Im Gesamten also stünden mehr Augenärzte für die Versorgung der Patienten zur Verfügung. Das gelte auch für die Augenärzte mit einer GKV-Zulassung.

Zahl berufstätiger Augenärzte steigt

Seit über zehn Jahren steige die Zahl der bestandenen Facharztprüfungen in der Augenheilkunde. „Da nur wenige Augenfachärzte im berufstätigen Alter nicht als Augenärzte tätig sind, ist klar, dass die Zahl der berufstätigen Augenärzte insgesamt und im ambulanten Bereich gestiegen sein muss und mittel- bis langfristig steigen wird“, heißt es. Letztlich wird der BVA Recht haben mit seiner Meinung, dass die Patientenversorgung nicht abhängig ist, ob Augenärzte als Selbstständige oder als Angestellte arbeiten.

Und doch ist auch bei den Augenärzten unter anderem der Fachkräftemangel ein Thema. Zum einen – wie in der Augenoptik auch – werden die heute Selbstständigen und Angestellten grundsätzlich nicht jünger. Und zum anderen haben die noch jungen Leute eine andere Vorstellung von ihrer Work-Life-Balance – auch hier unterscheiden sich die Berufe wenig. Eine Umfrage der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) brachte bereits Anfang 2023 zutage, dass die Befragten tendenziell eine Reduktion der Arbeitszeit anstreben. 47 Prozent der Frauen reiche demnach eine Wochenarbeitszeit von 21 bis 30 Stunden, 48 Prozent der männlichen Befragten können sich dagegen Arbeitszeiten zwischen 31 und 39 Stunden in der Woche vorstellen. „Im Durchschnitt zeigte sich, dass 5 bis 6 Arbeitsstunden täglich beziehungsweise eine 3- bis 4-Tage-Woche der von einer Mehrheit präferierte Arbeitsumfang wäre“ heißt es in der Presseinformation der DOG.

Professor Dr. med. Alexander Schuster von der Universitätsmedizin Mainz kommt als DOG-Experte zum Schluss, dass die die Versorgungsprobleme tendenziell verschärfen könne. „Der Versorgungsbedarf steigt durch eine Zunahme an Augenerkrankungen in Folge des demographischen Wandels und des medizinischen Fortschritts stetig an. Da führt uns die Work-Life-Balance in neue Herausforderungen.“

Wenn also trotz einer gestiegenen Zahl der Augenärzte größere Probleme in der Versorgung entstehen, könnten an dieser Stelle Augenoptiker und Optometristen bestimmt unterstützen, und natürlich auch die KI. In einer gemeinsamen Stellungnahme der DOG und des BVA ist die Rede davon, dass KI die Augenheilkunde nachhaltig verändern könne und nicht zuletzt auch der Fachkräftemangel „abgefedert werde“. In den Ethischen Leitlinien für KI in der Augenheilkunde fordern DOG und BVA aber einen verantwortungsvollen Einsatz von Künstlicher Intelligenz, die nicht fehlerfrei sei.

In den Leitlinien heißt es: „Systematische Verzerrungen in den Trainingsdaten wie die unzureichende Berücksichtigung bestimmter Altersgruppen oder ethnischer Hintergründe können zu falschen Ergebnissen führen.“ Es bestehe das Risiko, dass Algorithmen seltene Krankheitsbilder übersehen oder aufgrund unvollständiger Daten falsche Diagnosen stellen könnten. Es liege demnach in der ärztlichen Verantwortung, diese potenziellen Fehlerquellen zu erkennen und bei der Anwendung von KI-Systemen kritisch zu hinterfragen.

Ärztliche Erfahrung bleibt unverzichtbar

Die Verantwortung für Diagnosen und Therapien, betonen DOG und BVA, müsse stets bei Ärztinnen und Ärzten liegen. Während KI-Systeme Muster erkennen und präzise Analysen liefern können, bleibe es Aufgabe der Behandelnden, diese Ergebnisse im Kontext der individuellen Patientensituation zu bewerten. „Das ärztliche Erfahrungswissen ist dabei unverzichtbar, auch im Zeitalter der KI“, sagt DOG-Experte Professor Dr. med. Nikolaos Bechrakis.

Die Ethischen Leitlinien für KI in der Augenheilkunde mahnen den verantwortungsbewussten Umgang mit der Technologie, ohne die Chancen derer herunterzuspielen. Sie sind eigentlich auch ein Argument für die in der Augenoptik zunehmend verfolgten Modelle, die das Fachwissen der Augenoptiker, die Technologien samt KI und die angeschlossenen Augenärzte-Netzwerke vereinen. Auch die Masterclass Screening wird nach etlichen Live-Events Anfang Juli am Ende wieder zu dem Schluss kommen, dass das letzte Wort ohnehin immer dem Augenarzt gehört – und zwar zunächst dem, bei dem man einen Termin bekommt.

/// IR

 

Artikel aus der eyebizz 3.2025 (Mai/Juni)

 

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