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Softwareanbieter mit KI und Kamera

Telemedc: Screening mit doppeltem Boden

Die „Zeit ist reif“ titelte die Presseinformation, mit der Telemedc kurz vor der opti auf sich aufmerksam zu machen versuchte. Der Titel dürfte auch für das internationale Unternehmen selbst gelten, wenn es jetzt auf dem deutschen Markt Fuß fassen möchte.

TeleMedC: Messung
Die Hardware in Gestalt einer Funduskamera ist nur Mittel zum Zweck. Telemedc ist von Hause aus Softwareanbieter. (© Telemedc)

Gründer und CEO Para Segaram ist indes in der Augenoptik hierzulande kein Unbekannter mehr, auch wenn viele seiner Kontakte bei der opti erstmals ein Gesicht zu Telemedc präsentiert bekamen. Segaram war für die Messe aber nicht zum ersten Mal in Deutschland: Der in Brisbane, Australien, sesshafte Unternehmer arbeitet mit seiner deutschen Niederlassung, die wohl nicht zufällig in Hamburg residiert, schon seit geraumer Zeit mit den Augenärzten am UKE der Hansestadt zusammen. Die Augenärzte der Augenklinik spielen auch eine entscheidende Rolle beim Angebot des Technologie-Unternehmens, das nun dem deutschen Markt zur Verfügung gestellt wird.

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Segaram kann es auf der opti nicht entgangen sein, dass Netzhaut-Screenings und optometrische Dienstleistungen auch ohne einen weiteren Anbieter derzeit in der deutschen Augenoptik die Themen schlechthin sind. Der Bedarf an Screenings durch Augenoptiker und Optometristen ist unstrittig, das erklärt auch Segaram zu jeder Gelegenheit: „Gerade in Deutschland, das eine der ältesten Bevölkerungen der Welt beheimatet, sehen wir, dass Telemedc mit seinem Eintritt in den Markt neben der Augengesundheit der Menschen auch ausdrücklich das Wohl der Augenoptiker und Optometristen im Blick behalten kann. Dafür bieten wir eine einfache, sichere und nicht zuletzt sehr günstige Lösung.“

Ocumeda und Fielmann haben der Branche in Sachen Screening vor gut einem Jahr einen nachhaltigen Schub verschafft, und auch das Kaufverhalten der Verbraucher ändere sich, nicht nur in Deutschland, weswegen Segaram mit seinem Team diesbezüglich auch seine internationalen Erfahrungen mit in die Waagschale werfen könne. „Die Veränderungen am Markt sprechen eine deutliche Sprache: Selbst Kunden, die den Augenoptikern bislang schon vertraut haben, erwarten heute eine einfache Gesundheitsvorsorge, so wie sie vielleicht anderswo bereits angeboten wird. Die Zeit ist reif für Augenoptiker, sie müssen mit Gesundheitsdienstleistungen ihre Angebote erweitern, um eine stärkere Kundenbindung und -beziehung zu schaffen und nicht zuletzt mit jährlichen Screenings zusätzliche Einnahmequellen zu generieren.“

Lebensqualität und Augengesundheit

Telemedc agiert global als Unternehmen für medizinische Geräte, das sich zum Ziel gesetzt hat, mit KI-Unterstützung Lebensqualität und Augengesundheit zu sichern und einen einfachen Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Augengesundheitsvorsorge zu ermöglichen. Das in den USA vor mehr als zehn Jahren gestartete Unternehmen ist heute unter anderem in den USA, Australien, Singapur und seit Anfang 2021 von Hamburg aus in Deutschland aktiv. Als Entwickler der weltweit ersten tragbaren Funduskamera nennt sich der Hersteller mittlerweile „branchenführend in der Entwicklung hochqualitativer und revolutionärer KI-gestützter Lösungen zur Erkennung und Behandlung von Augenkrankheiten, die über eine vernetzte Plattform und die kostengünstige automatisierte Hardware zugänglich“ seien.

Auf dem deutschen Markt geht Telemedc jetzt den nächsten Schritt. Nicht zuletzt, weil die Themen Augenscreening und die Augengesundheitsversorgung beim Augenoptiker hierzulande mittlerweile anerkannt scheinen. Mit der opti intensivierte der „neue“ Anbieter seine Kommunikation in Deutschland. Zwar ohne eigenen Messeauftritt in München, aber mit vielen Terminen des CEO mit Augenoptikern und Mitstreitern, die Interesse an „einer einfachen, aber exakten und auch rechtlich sicheren Lösung in Sachen Augenscreenings“ gehabt hätten, wie Segaram der eyebizz nach der opti offensichtlich zufrieden mitteilte.

TeleMedC: Para Segaram
Para Segaram, Gründer und CEO von Telemedc, bei einem Netzhautscreening. Er lebt in Australien und hält seit vielen Jahren engen Kontakt zu den Augenärzten am UKE in Hamburg. (© Telemedc)

Die Soft- und Hardware versetze Augenoptiker und Optometristen in die Lage, unabhängig von ihrer Geschäftsphilosophie ihren Beitrag zur Augengesundheitsversorgung in Deutschland leisten sowie neue Dienstleistungen auf höchstem Niveau anbieten zu können. Dafür sorge die auf einem deutschen Server liegende selbstentwickelte Künstliche Intelligenz und insbesondere das langjährig bestehende angeschlossene Netzwerk von ausschließlich in Deutschland ansässigen Augenärzten.

Sichere Handhabung und Kommunikation

Die rechtlich sichere Handhabung und Kommunikation der optometrischen Dienstleistung stehe im Fokus des Angebots für deutsche Augenspezialisten. Segaram: „Auch wenn es sich bei unserer Software um eines der genauesten Produkte der Welt handelt, geben wir den Kollegen in Deutschland mit dem angeschlossenen Augenärztenetzwerk noch mehr Sicherheit an die Hand – zum Beispiel für die Kundenkommunikation. Wir verfolgen das Ziel, auch lokale Ärzte für die Zusammenarbeit mit Augenoptikern zu gewinnen.“

Die vollautomatischen Augenscreenings unter Verwendung von KI (Medizinprodukt der Klasse II) liefern einen Ergebnisbericht im bekannten Ampelsystem. Durch die zusätzliche Befundung durch einen Augenarzt erhalten diese Resultate einen doppelten Boden: das betreffe sowohl die Ergebnisse und die Aussagekraft der Resultate als auch deren Kommunikation durch den Augenoptiker an dessen Kundschaft. „Der Bericht wird nicht direkt an den Kunden geschickt, sondern immer erst zum Augenoptiker, der wiederum die Handlungsempfehlungen aufnehmen und die geeigneten Schritte einleiten kann“, betont Segaram, der in den USA vor Jahren seine ersten unternehmerischen Schritte gegangen und Erfolge gefeiert habe. Den Screeningbericht könne der Augenoptiker per Post, per E-Mail, über eine App oder persönlich im Geschäft an seine Kunden weitergeben.

Die Kommunikationshoheit und die daraus resultierende Sicherheit beim Kunden, der konkrete Handlungsempfehlungen von seinem Augenoptiker erhält, könnte ein Pluspunkt für diese Lösung werden. Sofern der Augenoptiker sich in der Kommunikation sicher fühlen kann, wird er die Rolle des Lotsen in Sachen Augengesundheit übernehmen können. Das soll bei Telemedc einerseits die moderne Soft- und Hardware gewährleisten, aber andererseits vor allem das bereits erwähnte angeschlossene Netzwerk erfahrener Augenärzte. Dieses überprüfe die Ergebnisse und gewährleiste eine nahtlose Weiterbehandlung der Patienten. Und darüberhinaus soll die Kommunikation zwischen Augenoptiker und Kunden dadurch „vertrauensvoll und rechtlich abgesichert“ bleiben.

Zwischen Augenarzt und Augenoptiker versieht – sofern man das möchte – eine Künstliche Intelligenz ihren Dienst, schließlich ist Telemedc ein Software-Unternehmen, die Hardware dient nur als Mittel zum Zweck. Die KI-Lösung – RetinoScan – erkennt automatisch Anzeichen von diabetischer Retinopathie (DR), altersbedingter Makuladegeneration (AMD) und Glaukom – „sowie beinahe jede Augenkrankheit, die von einem Augenarzt untersucht werden sollte“. So schließe man Versorgungslücken in der Augengesundheit. Die KI erledige ihre Aufgabe in wenigen wenigen Minuten und könne den Bericht ebenfalls optional zur Überprüfung an den Augenarzt weiterleiten, um innerhalb von 48 Stunden einen Bericht mit den Handlungsempfehlungen des Ophthalmologen zu erhalten.

„Mit RetinoScan können Augenoptiker ihre Rolle als erste Anlaufstelle für gutes Sehen auf die Augengesundheit ausweiten. Wir glauben, dass das Niveau der KI-Diagnose, das wir anbieten, beispiellos ist, mit einer proprietären 5-Level-KI-Lösung, die Qualität, Genauigkeit und Benutzerfreundlichkeit für Anbieter gewährleistet. Unsere Software arbeitet nahtlos mit Funduskameras von Drittanbietern und ist vollständig in die TeleEye-Scan-Netzhautkamera von Telemedc integriert – für maximale Flexibilität und Effizienz“, erklärt der Gründer, der Interessenten in den Augenoptikbetrieben zum Deutschlandstart einen kostenlosen Test der gesamten Funktionalität und des als „denkbar einfach“ beschriebenen Ablaufs für Augenoptiker und Optometristen anbietet. Egal, ob Einzelunternehmen oder Filialist, wer die Kamera, die Software und auch die Augenärzte testen möchte, solle sich dazu einfach melden (info@telemedc.de). „Jeder wird dann sehen, dass die Zeit reif dafür ist und die Kunden eine einfache Möglichkeit, etwas für die Augenvorsorge tun zu können, zu schätzen wissen“, sagt Segaram.

/// IR

 


Screening-Webinarreihe

Netzhaut-Screenings und optometrische Dienstleistungen sind derzeit das beherrschende Thema in der Augenoptik. Telemedc werden weitere Anbieter folgen, zudem werden zusätzliche Kooperationen wie jene von Zeiss mit Ocumeda von sich reden machen. Einen Überblick über die derzeitigen Möglichkeiten in Sachen Screening bietet die von Ingo Rütten moderierte Webinarreihe auf partnerauge, mit Telemedc, mit Zeiss und Ocumeda und vielen anderen Anbietern, Lösungen und Themen. eyebizz wird als Medienpartner darüber berichten, wer live dabei sein möchte, meldet sich auf der Website akademie.partneraug.de zu den meist kostenfreien Events an.


 

Interview

„Niederschwellige Möglichkeit, ein Screening durchführen zu lassen, ist schon ideal“

Prof. Dr. Martin Spitzer plädiert für die Zusammenarbeit von Augenarzt und -optiker und die Nutzung von Künstlicher Intelligenz.

Prof Dr Martin Spitzer c UKE Hamburg
Prof. Dr. med Martin Spitzer, Chefarzt und Klinikdirektor am UKE in Hamburg. (© UKE)

Das UKE in Hamburg ist eine der modernsten Kliniken Europas und bietet ideale Bedingungen für eine enge Vernetzung von Spitzenmedizin, Forschung und Lehre. Rund 15.300 Mitarbeitende sind in Hamburg im Dienst der Gesundheit am UKE tätig. Universitäts-Professor Dr. med. Martin Spitzer ist Zentrumsdirektor und Klinikdirektor der Augenklinik am UKE. Mit seinem Team führt der Chefarzt jährlich mehr als 7.000 Operationen durch, jede siebte davon ist eine anspruchsvolle Netzhaut-OP. Neben etwa 6.000 stationären Patienten werden über 25.000 ambulante Patienten behandelt: jedes Jahr!

Spitzer kennt die Künstliche Intelligenz von Telemedc so wie einige andere, er weiß um die generellen Möglichkeiten der KI und kennt deren Schwächen – weswegen er von dem „doppelten Boden“, den Telemedc in der Augengesundheitsversorgung bieten möchte, begeistert zu sein scheint. Die Zusammenarbeit zwischen Augenoptikern und Augenärzten in Verbindung mit der Nutzung von Künstlicher Intelligenz stellt Spitzer im Interview mit eyebizz als ein mögliches Versorgungsmodell der Zukunft heraus.

eyebizz: Herr Professor Spitzer, wie sicher sind die Resultate von Künstlichen Intelligenzen beim Netzhautscreening?

Prof. Dr. Martin Spitzer: Bei der diabetischen Retinopathie funktionieren die KIs in der Regel gut, die klaren Kriterien der Krankheit sind solide erkennbar. Dagegen ist ein Glaukom nicht so gut definierbar anhand eines Bildes. Auch bei der altersbedingten Makuladegeneration kann es schnell zu falsch positiven beziehungsweise falsch negativen Befundungen kommen.

Das heißt, ein Screening alleine mit Künstlicher Intelligenz ist nicht anzuraten?

In der jetzigen Form ist es in den allermeisten Fällen nicht sinnvoll, nur auf die Resultate der KI zu vertrauen. Für Diabetiker ja – wenn man das Screening auf die reine Detektion der diabetischen Retinopathie limitiert –, aber in allen anderen Fällen sollte noch einmal ein Augenarzt untersuchen oder direkt eine größere Untersuchung gemacht werden.

Die Nutzung einer KI mit der gleichzeitigen Zusammenarbeit von Augenoptiker und Augenärzten scheint sich bei den Technologie-Anbietern derzeit durchzusetzen, die Angebote sprechen eine deutliche Sprache in diese Richtung. Was halten Sie davon, dass die Augenoptiker einen Teil der Gesundheitsvorsorge übernehmen?

Grundsätzlich muss man dazu sagen, dass sich beim Augenoptiker überwiegend gesunde Menschen mit gutem Sehvermögen vorstellen. Hier muss die Frage geklärt werden, wie gut ein Screeningsystem sein muss, wenn die untersuchte Gruppe hauptsächlich aus gesunden Leuten besteht. Schließlich sollten nur die Kranken erkannt werden und nicht Gesunde durch falsch positive Befunde verunsichert werden. Aber, der Augenoptiker macht eine ordentliche Refraktionsbestimmung, eine gute Aufnahmequalität der Bilder von heutigen Funduskameras ist zudem wahrscheinlich. Und die niederschwellige Möglichkeit für die Menschen, ein Screening durchführen zu lassen, ist im Prinzip ideal, sofern das Screening zuvor ausreichend wissenschaftlich evaluiert wurde. Es ist aber so: Ohne ausreichende evidenzbasierte Daten kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, ob ein Screening beim Augenoptiker sinnvoll ist oder nicht.

Trotzdem scheint es, dass Netzhaut-Screenings zu den zukünftigen Aufgaben der Augenoptiker gehören!

Es ist doch so: Ein Teil der Betroffenen kommt heute einfach zu spät zu uns Ärzten. Die Entwicklung der Demografie lässt zudem Augenerkrankungen immer häufiger werden. Und außerdem haben die meisten Leute bei uns in den Wartezimmern nichts, sie sind nicht krank sondern gesund. Ein System, in dem der Augenoptiker die Bilder macht, eine KI vorab prüft und ein Human Grader das wiederum überprüft – und gegebenenfalls an einen lokalen Augenarzt weiterleiten kann – entlastet das Gesundheitssystem und schafft ein niederschwelliges Angebot. Die Strukturen müssen aber seriös und fachmännisch aufgebaut werden: Wenn jede zweite Befundung falsch ist, dann wird die Bevölkerung verunsichert, auch wenn sie derzeit ein solches System geradezu fordert. Folglich müssen solche Screeningverfahren zum jetzigen Zeitpunkt solide wissenschaftlich evaluiert werden. Dies fördert auch die langfristige Akzeptanz – bei allen Beteiligten.

Ist denn ein Vorsorge-Screening alleine beim Augenoptiker – ohne Mitwirkung eines Augenarztes – aus Ihrer Sicht ein verunsicherndes Konstrukt?

Der Augenoptiker darf keine Diagnose stellen, die KI erkennt nicht alles, und der Augenarzt operiert keine OCT- oder Fundusbilder. Es ist etwas anderes, wenn der Patient vor einem sitzt, ein Bild alleine kann das nicht ersetzen. Für ein Screening mag es reichen, für Ältere und für Diabetiker, aber grundsätzlich ist die Zusammenarbeit zwischen Augenoptiker und Augenarzt, insbesondere auch dem lokalen, in der Augengesundheitsvorsorge angeraten.

Bleibt für alle Beteiligten nur noch die Frage zu klären, an welcher Stelle Geld für die Dienstleistung bezahlt werden muss.

Klar, wenn der Kunde schon einmal beim Augenoptiker bezahlt hat, wird es beim Arzt zu einem Konflikt kommen. Die Fundusfotografie wird von den Krankenkassen nicht übernommen, OCT-Untersuchungen in Einzelfällen. Das zu ändern, wäre Möglichkeit Nummer eins. Bis dahin sollte aber auch die Zusammenarbeit zwischen Augenärzten und Augenoptikern gut möglich sein. Viele meiner Kolleginnen und Kollegen in den Niederlassungen berichten positiv davon. Sie haben entsprechende Modelle in ihrem Sinne gefunden, mit denen auch die Kunden und Patienten gut leben können.


/// Das Gespräch führte Ingo Rütten.

 

Artikel aus der eyebizz 2.2025 (März/April)

 

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