Die Mutter wurde 1961 im Herzen der Region Venetien in Italien gegründet und hat sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem weltweit führenden Unternehmen im Bereich der Augenoptik entwickelt. Im vergangenen Jahr verzeichnete der Big Player im Sektor Brillenfassungen erneut steigende Margen und schloss das Jahr mit einem bereinigten EBITDA von 85 Millionen Euro und einem Anstieg von 10,2 Prozent im Vergleich zu 2023 ab. Doch den Erfolg von Marcolin alleine auf seine Wirtschaftsdaten zu reduzieren, wird weder den in Longarone beheimateten Italienern, und auch nicht deren deutschen Kollegen im Büro in Köln gerecht. Deutschland nehme eine Schlüsselrolle ein, heißt es hier wie dort, seit mittlerweile vier Jahrzehnten: In diesem Jahr feiert Marcolin Deutschland seinen 40. Geburtstag.
Die Anfänge in Deutschland nahm Marcolin von Köln über Lörrach aus, um dann nach Ludwigsburg zu ziehen. 2017 ging es von Baden-Württemberg wieder ins Rheinland, in die Domstadt. Während in Lörrach 1985 eine Handvoll junger Mitarbeitende in einem kleinen Büro die Geschicke des noch jungen deutschen Ablegers leiteten, beschäftigt die Marcolin Deutschland GmbH am Rhein heute mittlerweile mehr als 50 Köpfe, von denen einige – vor allem im Außendienst – seit über 25 Jahren im Unternehmen sind.
Anzeige
Sie alle stehen seit dem Umzug 2017 unter der Leitung von North-EMEA-Manager Stephan Hinkerode. Ein Jahr später kam Arne Langhof als Branchenfremder zu Marcolin. Der 41-jährige Sales Director ist in Delmenhorst geboren und war nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre zunächst im B2B-Bereich in Sachen Büroartikel unterwegs. Wenn man sich mit dem verheirateten Vater zweier Kinder über die Augenoptik unterhält, merkt man schnell, dass zehn Jahre ausreichen, um die Herausforderungen und das Potenzial der Branche sehr gut kennen und verstehen zu lernen. Langhof macht sich aus gutem Grunde viele Gedanken, die über schicke Brillenfassungen hinaus gehen. Denn der zukünftige Erfolg Marcolins ist natürlich auch ein abhängig davon, wie sich die Branche weiter entwickelt.
Von Ehrlichkeit geprägte Führungskultur
Entwicklung, das ist für Marcolin und einen nach vorne blickenden Menschen wie Langhof von elementarer Bedeutung. Mit dem Umzug nach Köln mussten sich die Mitarbeitenden auf einige Änderungen einstellen. Auch Langhof selbst habe einige neue Prozesse und Strukturen eingeführt. Alles auf Transparenz und Effizienz ausgelegt, „wir pflegen eine sehr offene, von Ehrlichkeit geprägte Führungskultur, tauschen uns permanent aus, sind immer eng am Markt und versuchen uns ständig zu verbessern“, erklärt Langhof. Dabei halte das Führungsteam den Kollegen und Kolleginnen im Außendienst stets den Rücken frei, damit die sich ganz auf die Kunden konzentrieren könnten.
Zum Jubiläum gibt es für die Kunden, von denen viele seit etlichen Jahren an Bord seien, in jedem Quartal 2025 Überraschungen. „Damit möchten wir auch die Bedeutung von Beständigkeit und Zuverlässigkeit in der Augenoptikbranche hervorheben, insbesondere in Bezug auf langfristige Kundenbeziehungen und Lizenzen“, sagt der Sales Director. Viele Kunden in Deutschland sind seit 2005 mit Marcolin durch die Marke Tom Ford verbunden, aber auch Timberland und Guess sind Marken, die seit vielen Jahren recht beliebt seien. Neu bekannt gegeben wurde zuletzt die exklusive Vereinbarung mit Christian Louboutin, der französischen Marke, die ihre Premiere im Bereich Eyewear auf der MIDO 2025 gefeiert hat. Oder auch die mit K-Way, auch aus Frankreich und bislang bekannt für ihre ausgefallene Regenjacken. Marcolin übernimmt hierbei das Design, die Produktion und den weltweiten Vertrieb von Sonnenbrillen, Korrektionsfassungen, Skibrillen und Kinderbrillen.
Außerdem gibt es neuerdings eine Vereinbarung mit Abercrombie & Fitch Co., die das Design, die Produktion und den Vertrieb von Sonnenbrillen und Korrektionsfassungen unter den Marken Abercrombie, Abercrombie Kids und Hollister umfasst. Und nicht zuletzt wurde im vergangenen Jahr auch die kommerzielle Integration der neuen Hausmarke ic! Berlin in den Konzern fortgesetzt, mit zwei neuen Showrooms in New York und London. Dass ic! berlin seit Ende 2023 zu Marcolin gehört, zahlt natürlich auf das Geschäft in Deutschland ein. Doch zu der Marcolin-Erfolgsgeschichte gehören zudem noch die Stärkung der Verbindungen zu den deutschen Sportbekleidungs- und Luxusmarken adidas und MCM.
Die Historie und die Partnerschaften aber änderten nichts daran, Prozesse regelmäßig zu hinterfragen und zu verbessern, wie Langhof erklärt. „Ich schätze hier besonders die Möglichkeit, Veränderungen anzustoßen und umzusetzen. Die Zusammenarbeit im gesamten Unternehmen zielt darauf ab, als der beste Partner im Brillenmarkt angesehen zu werden.“ Dazu strebt Marcolin nach Unternehmensangaben stets nach Spitzenleistungen und kontinuierlicher Innovation, man zeichne sich durch eine einzigartige Fähigkeit aus, handwerkliches Können mit fortschrittlicher Technologie zu verbinden.
Wie das auch in Zukunft gelingen soll und wie Arne Langhof die Entwicklungen in der Branche sieht, das wollte eyebizz von ihm in einem Interview zum 40. Geburtstag der deutschen Vertretung Marcolins wissen.
///
„Das Bewusstsein für die Brille kann gehoben werden, es muss geschaffen werden.“
eyebizz: Herr Langhof, was sind die größten Herausforderungen für Marcolin und überhaupt in der Augenoptik hierzulande?
Arne Langhof: Das auch für uns zunächst große Feld wird kleiner. Das heißt, es gibt eine zunehmende Filialisierung, die Vielfalt bei den Augenoptikern nimmt dadurch ab, die zunehmende Konzentration sowohl auf Händler- als auch auf Industrieseite ist auffällig. In Deutschland haben wir es zudem bislang nicht geschafft, die Brille als Mode zu verkaufen. Die Besonderheiten des deutschen Brillenmarktes sind Herausforderung und Chance zugleich. Dazu gehören die Betonung von Qualität und Service, konservativere Fassungsformen und -farben sowie die Fokussierung auf Brillengläser im Vergleich zu südlichen Ländern. Deswegen nimmt Deutschland für uns auch weiter eine Schlüsselrolle ein, weil es hier noch viel Potential gibt. Grundsätzlich ist für uns auch von Bedeutung, die Geschwindigkeit in der Produktentwicklung zu erhöhen, um mit den schneller wechselnden Trends Schritt halten zu können.
Welche Chancen sehen Sie?
Das Bewusstsein für die Brille kann gehoben werden, es muss geschaffen werden. Hierzulande wissen die Kunden kaum, welche Brillenmarke sie auf der Nase haben, jeden Tag, mitten im Gesicht. Wir möchten unsere Kunden in die Lage versetzen, mit Marketingtools ein Einkaufserlebnis zu schaffen, mehr Brillen zu verkaufen, weiterhin qualitativ hochwertige Fassungen, aber auch Brillenmode zu verkaufen. Damit die Leute auf die Idee kommen, zu unterschiedlichen Anlässen auch mal eine andere Brille zu tragen!
Der deutsche Markt ist besonders, sagen Sie. Dennoch habe er eine Schlüsselrolle wegen des Potenzials. Welche Ziele hat Marcolin für die kommenden 40 Jahre?
Ja, in Deutschland werden die Brillen länger getragen, oft noch ein zweites Mal verglast. Und, da wiederhole ich mich, der Brillenverkauf hier ist sehr glaslastig. Die Fassungen sind konservativer als in südlichen Ländern, dort wird viel mehr Farbe getragen und auch ausgefallenere Formen. Hier können wir überall ansetzen. Trotz dieser Potentiale dürfen wir aber nicht vergessen, dass wir in der DACH-Region bereits ein erfreuliches Wachstum zu verzeichnen haben – aber wir möchten natürlich weiter wachsen. Uns in Zukunft weiter verbessern, den Service und unsere Qualität perfektionieren, damit wir unserer Vision, als der beste Partner im Brillenmarkt angesehen zu werden, näher kommen. Deswegen verbessern wir kontinuierlich unsere Prozesse.
Wenn wir es schaffen, uns nicht nur bei den Mitarbeitenden, sondern insbesondere bei den Kunden um ausreichend Nachwuchs zu kümmern, dann werden sie weiter hauptsächlich beim Augenoptiker verkauft werden. Wir müssen dazu die Sichtbarkeit für Marken erhöhen, potenziellen Kunden ein Einkaufserlebnis durch das Erzählen von Marken-, Herstellungs- und Produktgeschichten bieten und nicht zuletzt den Nutzen der Brillen für ihre unterschiedlichen Verwendungszwecke stärker verdeutlichen. Das versuchen wir bei Marcolin im Team mit dem Augenoptiker zu lösen, wir sind da auch in der Verantwortung und leisten schon jetzt vielfältige Verkaufsunterstützung. Wir müssen uns gemeinsam für die Zukunft aufstellen.
Denken Sie denn, wir sind nicht präpariert für die Zukunft?
Die Augenoptik ist mit den Angeboten von optometrischen Dienstleistungen auf einem guten Weg, einen Mehrwert für die Zukunft zu bieten und den Servicegedanken des Augenoptikers, der noch nicht bei allen Kunden bekannt ist, zu unterstreichen. Wir müssen den Leuten Gründe geben, regelmäßig die Geschäfte aufzusuchen. Wir müssen aber auch junge Leute einladen und sie binden, auch wenn es dann zunächst nur um eine Einstärkenbrille geht. Da liegt sicher noch Potenzial, sonst steht schon alles für eine gute Präparation zur Verfügung.
/// Die Fragen stellte Ingo Rütten.
Marcolin Deutschland Gründungsjahr: 1985 Mitarbeitende: > 50 Niederlassungssitz: Köln www.marcolin.com