Als James „Jim“ Jannard 1975 seinen Verkaufsjob für Motorrad-Ersatzteile an den Nagel hängt, um seine Ideen zu verwirklichen und eine eigene Marke aufzubauen, startet er mit Oakley eine Reise zu einem weltweit agierenden Sportbrillen-Unternehmen mit Kultstatus.
Seit mittlerweile 50 Jahren arbeitet das kalifornische Unternehmen an seiner eigenen Vision, ohne sich um Trends zu kümmern. Oakley schafft in dieser Zeit eine unverwechselbare Ästhetik und Performance in der Sportwelt: mit einer immerzu neuen provokanten Denkweise, einem disruptiven Design mit viel Do-it-Youself-Mentalität und Entwicklungen neuer Technologien und Materialien.
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Alles beginnt mit einem Motorrad-Lenkergriff: Jannards Hund, ein English Setter namens Oakley Anne, dient als Namensgeber, und das erste Produkt ist keine Brille, sondern ein Lenkergriff für eine Motocross-Maschine: mit einer exklusiven Gummimischung, die unter dem Namen „Unobtainium“ registriert wird und ein ergonomisches Noppendesign aufweist. Es folgen Schutzbrillen für den Motocross- und BMX-Sport, entwickelt von Mitarbeitern, die selbst damit erfolgreich Rennen fahren. Die ersten Oakley-Athleten werden als „Factory Pilot Team“ bekannt, eine besondere Gemeinschaft, „die die gemeinsame Liebe zum Trailfahren und dem Sprengen von Grenzen eint“, wie es in der Firmen-Historie heißt.
Mehr Gewicht auf Gläser
Mitte der 1980er Jahre befasst sich Jannard vermehrt mit dem Thema Sonnenschutz und begründet mit dem Modell Eyeshade das Segment der Performance-Sportbrillen. Mit Erfolg: Greg LeMond gewinnt damit 1986 die Tour de France. Auch Golf, Radfahren und Tennis werden erobert. 1986 führt Oakley weitere Sonnenbrillen ein, die erstmals ein echtes Wechselglas-System bieten. Die als „Blades“ und „Razor Blades“ bezeichneten Modelle sind die Vorläufer der 1989 erscheinenden „Mumbos“, die später in „M Frame“ umbenannt werden.
Ein Jahrzehnt später gibt es Sportmodelle mit RX-Verglasung und 2001 die erste Kollektion mit Korrektionsfassungen. „Over the Top“ ist sicher das radikalste Eyewear-Modell, mit dem der Sprinter Ato Boldon 2000 Aufsehen erregt. 2014 sorgt die Brillenglas-Technologie der speziellen „Prizm Lenses“ auch glas-technisch für einen Höhenflug.
Ab 2020 setzt dann das aerodynamische Modell Kato ein Performance-Ausrufezeichen, spätestens jetzt gerät zunehmend der Radsport in den Fokus der Marke. Mit der verfeinerten Velo Kato und neuen futuristischen Helmen wird in diesem Jahr auch das „Velo Programme“ für hohe Geschwindigkeiten gefeiert.
Oakley: Auf dem Weg zur „Head-to-Toe“-Marke
Inzwischen hat Oakley seinen Hauptsitz neben Südkalifornien (Foothill Ranch) auch in Mailand, denn seit 2007 ist die Marke für den damaligen Kaufpreis von 1,5 Mrd. Euro Teil der Luxottica-Familie und damit von EssilorLuxottica. Das typische ovale „O“ ist auf fast allen Produkten mit dem futuristischen Design zu finden. Die Sportbrillen-Marke hat ihr Portfolio längst auch auf Bekleidung und weitere Accessoires wie Taschen, Schuhe und Helme ausgeweitet. Ungewöhnliche Marketing-Aktionen unterstreichen aber auch heute noch den unorthodoxen Spirit, den sich Oakley über die Jahrzehnte erhalten hat. Zuletzt das „Oakley Exoplanetary Outpost“, ein der Oakley-Zentrale nachempfundener brutalistisch inspirierter Rückzugsort für die Athleten des Oakley-Teams bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris, der auch die vergangenen Erfolge der Marke feiern sollte.
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Interview mit Mirco Trendel, Brand-Manager von Oakley
„Unsere Vision der Zukunft gestalten“
eyebizz: Mirco, wie lange bist du schon bei Oakley und was fasziniert dich an der Marke?
Mirco Trendel: Ich bin jetzt ziemlich genau vier Jahre bei Oakley, im Vergleich zu unserer Historie also ein minimaler Bruchteil. Oakley begleitet mich allerdings schon seit den 1990er Jahren, als ich angefangen habe, Basketball zu spielen und als Fan von Michael Jordan immer wieder seine Oakleys haben wollte. Das erste eigene Produkt war dann allerdings eine „Oakley A-Frame Snow Goggle“, im Pro-Model-Design von Shaun White.
Die Faszination an sich entstand eigentlich durch die technischen Innovationen und die hohe Qualität, die Oakley ausmacht. Dabei zeigt die Brand bis heute, dass es auch um disruptive oder innovative Designs geht und Oakley der Zeit immer einen Schritt voraus ist und die Zukunft selbst gestaltet, anstatt auf Trends zu reagieren.
Wo würdest du Oakley einordnen, was Performance und Bandbreite angeht?
Oakley ist bekannt für einen sehr hohen Performance-Anspruch, um insbesondere unsere Athleten dabei zu unterstützen, das Maximum herauszuholen, ohne sich dabei Gedanken über das Produkt machen zu müssen. Wir tun dies mit einer breiten innovativen Produktpalette, im Bereich der Sportbrillen und -bekleidung, die speziell für verschiedene Sportarten wie Radfahren, Laufen, Golf und Wintersport entwickelt wurden. Hinzu kommen Produkte für den Alltag mit unseren Lifestyle-Kollektionen.
Was wären deine drei Highlights aus den 50 Jahren?
Mich auf drei Highlights festzulegen ist natürlich bei den zahlreichen Innovationen nicht ganz so einfach, aber die wohl wichtigste war und ist wahrscheinlich die Entwicklung unserer „Prizm Lens“-Technologie, auf die wir auch einige Patente halten.
Dann kann ich noch „Unobtanium“ nennen, was aus Oakleys erstem Produkt, einem Motocross-Griff, entstanden ist und immer noch an Nasenpads oder Bügelenden verwendet wird. Dann wird es schon eng … aber ich nenne hier noch die „Over the Top“ – die in meinen Augen ein Sinnbild ist, wie wir uns als Marke verstehen, Produkte sehen und entwickeln.
Was plant Oakley fürs Jubiläumsjahr?
2025 ist definitiv ein Jahr, in dem wir eigentlich in jedem Quartal ein Highlight setzen: ob es das kürzlich vorgestellte, von uns schnellste Helm-Eyewear-System im Radsport ist, das zu erwartende Update im Bereich der Verglasung oder unsere neue Snow Goggle mit einem 64 Prozent größeren Sichtfeld im Vergleich zu unserer „Line Miner“. Dieses Jahr folgt ein Highlight dem nächsten. Und wir haben noch das eine oder andere Ass im Ärmel, zu denen ich allerdings heute noch nicht mehr teilen kann.
Zur Zukunft der Marke: Welchen Bereichen werdet Ihr euch besonders widmen?
Wir werden weiterhin mit disruptiven Styles unsere Vision der Zukunft gestalten. Brillen werden dabei weiterhin den Kern ausmachen, allerdings verstehen wir uns mehr und mehr als „Head-to-Toe“-Marke, weshalb die Weiterentwicklung unserer Helme (Bike & Snow) und auch unserer Apparel-Kollektionen essentiell sind. Haltet die Augen offen nach unseren nächsten Innovationen, da lassen sich weitere Zukunftsthemen ableiten.