Anzeige
Anzeige
ANFAO-Zahlen erstes Halbjahr 2025

Herausforderungen für Brillen-Markt Italien

Die erste Hälfte 2025 war für die italienische Brillen-Industrie von hoher wirtschaftlicher und politischer Instabilität geprägt, so die ANFAO. Die Branche exportiert etwa 90 Prozente ihrer Produktion und steht vor erheblichen Herausforderungen. Es gebe aber auch positive Signale.

Brillen Exporte 1-6 2025 Vergleich zu 2024 c ANFAO
Quelle: ANFAO

Schwierigkeiten gab es in Zusammenhang mit den von der Trump-Regierung eingeführten neuen Einfuhrzöllen und der nachlassenden Nachfrage in einigen Schlüsselmärkten. Gleichzeitig gab es ermutigende Signale aus Europa und mehreren Schwellenländern, die neue Wachstums-Chancen eröffnen könnten, so die ANFAO (Mailand), der italienische Verband der Hersteller optischer Produkte,

Anzeige

Gesamt-Exporte italienischer Brillen

Die Exporte erreichten zwischen Januar und Juni 2025 einen Wert von 2,8 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 3,7 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2024 entspricht. Der Rückgang betrifft vor allem das Segment Sonnenbrillen (–5,5 Prozent), das mehr als zwei Drittel der Gesamt-Exporte ausmacht. Bei Brillen-Fassungen (+0,1 Prozent) blieb es stabil, während bei Brillengläsern (+1,2 Prozent) ein leichter Anstieg zu verzeichnen war.

Exporte nach geografischen Gebieten

Betrachtet man die italienischen Brillen-Ausfuhren nach Wert unter Berücksichtigung der beiden Produktmakrosegmente – Sonnenbrillen und Brillenfassungen – nach geografischen Gebieten, lassen sich folgende Trends beobachten:

Europa (+8,0 Prozent) blieb mit einem Anteil von fast 60 Prozent an den Gesamt-Exporten die führende Region. Sowohl die traditionellen Märkte (Deutschland, Spanien, Großbritannien) als auch einige osteuropäische Länder (Polen, Ungarn) verzeichneten ein Wachstum, was auf eine zunehmend diversifizierte Kundenbasis hindeutet.

Amerika (–23,7 Prozent) war die am stärksten betroffene Region, was hauptsächlich auf den Einbruch der Exporte in die Vereinigten Staaten (–34,5 Prozent) zurückzuführen ist, die mit einem Anteil von fast 30 Prozent historisch gesehen der wichtigste Partner waren. Der Rückgang hängt mit dem neuen Einfuhrzollsystem zusammen (10 Prozent in den Zahlen für das Halbjahr, seit August dann auf 15 Prozent angehoben), das die italienischen Exporte weniger wettbewerbsfähig macht.

Brillen Exporte 1-6 2025 Geographical Area c ANFAO
Quelle: ANFAO

Asien (–7,2 Prozent) zeigte ein uneinheitliches Bild: Rückgänge in mehreren reifen Märkten, aber sehr positive Ergebnisse in China (+29,5 Prozent), das wieder zur treibenden Kraft der Nachfrage geworden ist.

Afrika (+5,2 Prozent) und Ozeanien (–21,3 Prozent) tragen weiterhin nur marginal zu den Gesamt-Exporten bei.

Exporte nach Ländern: Wichtigste Partner und Chancen

Eine Analyse der einzelnen Länder zeigte folgenden Trend für italienische Exporte in diesem Sektor.

USA: Der historisch führende Markt für italienische Brillen mit einem Anteil von fast 30 Prozent an den Gesamt-Exporten verzeichnete in den ersten sechs Monaten 2025 einen Einbruch von –34,5 Prozent. Der Rückgang spiegelt einerseits die Einführung von Zöllen durch die Trump-Regierung und andererseits ein Klima politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit wider, das den Konsum gebremst hat. Die USA bleiben zwar das wichtigste Einzelziel, doch hat ihr Gewicht deutlich abgenommen, was die Branche dazu zwinge, über eine strategische Diversifizierung der Märkte nachzudenken.

Frankreich: Verzeichnete ein moderates Wachstum (+2,5 Prozent) und bleibt ein wichtiger Partner. Allerdings haben interne politische Spannungen zu einer instabilen Lage geführt, die sich auch auf den Luxussektor und damit auch auf die Brillenbranche auswirken könnte. In jedem Fall bleibt das Land ein Markt mit hoher Wertschöpfung, auf dem das Made in Italy nach wie vor große Anerkennung genießt.

Deutschland: Verzeichnete ein solides Wachstum von +6,0 Prozent und bestätigte damit seine Position als einer der zuverlässigsten Märkte in Europa. Die Nachfrage, die hauptsächlich durch Brillenfassungen gestützt wurde, erwies sich in einem komplexen nationalen Wirtschaftskontext, in dem das Land weiterhin kurz vor einer Rezession steht, als widerstandsfähig.

Brillen Exporte 1-6 2025 Top 5 Partner c ANFAO
Quelle: ANFAO

Spanien: Übertraf mit einem zweistelligen Wachstum (+17,1 Prozent) die Erwartungen und signalisierte damit eine sehr positive Dynamik. Der iberische Markt zeigte ein wachsendes Interesse an italienischen Produkten, unterstützt durch eine Ausweitung des Vertriebs und eine stärkere Fokussierung auf Qualität und Design.

Großbritannien: Der positive Trend setzte sich trotz der Unsicherheiten nach dem Brexit mit +3,0 Prozent fort. Der britische Markt bestätigte seine solide Wertschätzung für italienische Brillen, insbesondere im Premium-Segment.

China: Verzeichnete ein deutliches Wachstum (+29,5 Prozent) und wurde damit zu einem der vielversprechendsten Wachstums-Motoren des ersten Halbjahres. Nach Jahren schwankender Ergebnisse ist die Erholung der chinesischen Nachfrage ein ermutigendes Zeichen für die Branche, insbesondere in den Segmenten Sonnenbrillen und Luxusgüter.

Mexiko: Mit außergewöhnlichen +47 Prozent war dies eine Überraschung für einen Schwellenmarkt. Das Wachstum könnte sowohl auf die steigende lokale Nachfrage als auch auf die mögliche Rolle des Landes als alternativer Hub zur Umgehung der US-Zölle angesichts der nordamerikanischen Handelslage zurückzuführen sein.

Osteuropa: Länder wie Polen (+21,3 Prozent) und Ungarn (+24,5 Prozent) stärkten ihre Position und zeigten, dass auch kleinere Märkte einen bedeutenden Beitrag zum Gesamtwachstum leisten können.

Türkei und Niederlande: Beide Länder verzeichneten ein zweistelliges Wachstum und bestätigten damit den Trend zur Diversifizierung der Exporte in nicht-traditionelle Märkte.

Der inländische Markt: Verkauf über Optiker-Kanäle

Laut den POS-Tracking-Zahlen von GfK-NIQ wuchs der italienische Optikkanal im ersten Halbjahr 2025 um +3,2 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum 2024 und erreichte 1,9 Milliarden Euro. Dies sei laut ANFAO ein positives Zeichen in einem nach wie vor fragilen Binnenkonsum-Umfeld, bestätigte jedoch die Widerstandsfähigkeit des Optiksektors.

Der Anstieg sei insbesondere auf das Segment der verschreibungs-pflichtigen Produkte (Brillenfassungen und Brillengläser) zurückzuführen, das nach wie vor den größten Teil der Ausgaben italienischer Verbraucher in Optik-Fachgeschäften ausmache. Die Nachfrage nach Sonnenbrillen war hingegen schwächer, was sowohl auf saisonale Faktoren als auch auf eine zunehmende Tendenz zu rationaleren und gezielteren Käufen zurückzuführen ist.

Optik-Markt Italien 1-6 2025 c ANFAO
Quelle: ANFAO

Diese Dynamik spiegelte die zunehmende Aufmerksamkeit der italienischen Verbraucher für das Preis-Leistungs-Verhältnis und ihre Sensibilität für Innovationen (Materialien, Design, Nachhaltigkeit) wider. Für die Branche hat die Widerstands-Fähigkeit des heimischen Marktes strategische Bedeutung: Obwohl Italien einen geringeren Anteil als die großen europäischen Märkte hat, sei es weiterhin ein wichtiges Testlabor für Trends und neue Produktvorschläge.

ANFAO-Ausblick für das zweite Halbjahr 2025

Das Umfeld bleibe laut ANFAO schwierig: Die US-Zölle und die politischen Spannungen in Frankreich stellten Risikofaktoren dar. Die Stärke des europäischen Marktes, Anzeichen einer Erholung in Asien (insbesondere in China) und das anhaltende Wachstum in den Schwellenländern könnten jedoch Anlass zu vorsichtigem Optimismus für das zweite Halbjahr geben.

ANFAO-Präsidentin Lorraine Berton kommentierte dies wie folgt: „Die Zahlen für das erste Halbjahr zeichnen ein komplexes Bild: einerseits der Rückgang in den Vereinigten Staaten, der durch die neuen Zölle beeinflusst wurde, und andererseits ermutigende Anzeichen aus Europa und den Schwellenländern. Die italienische Brillen-Industrie hat im Laufe der Zeit eine außergewöhnliche Widerstandsfähigkeit bewiesen, aber wir können ein so unsicheres globales Szenario nicht alleine bewältigen.

Wir fordern italienische und europäische Institutionen nachdrücklich auf, unsere Unternehmen mit angemessenen Industrie- und Handels-Politiken zu unterstützen, die das Made in Italy verteidigen und auf den internationalen Märkten wettbewerbsfähig machen. Wir brauchen praktische Instrumente, um Innovation, Nachhaltigkeit und Werbung im Ausland zu fördern.

Unsere Industrie ist weltweit für ihre Exzellenz bekannt und wird sich auch weiterhin um Wachstum und Innovation bemühen. Aber es bedarf eines gemeinsamen Engagements des öffentlichen und privaten Sektors, um dieses einzigartige italienische Erbe zu verteidigen und zu stärken.“

 

Quelle: ANFAO, Auswertungen zu Zahlen von ISTAT, Coeweb, Gfk-NIQ

 

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert