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Kongress-Notizen Sicht.Kontakte

Technologien, die die Augenoptik prägen

Der Auftaktvortrag hätte die derzeitigen Entwicklungen und Diskussion kaum besser zusammenfassen können, zumindest wenn man sich den Titel mit etwas Fantasie ansieht. „Periphere Netzhaut, was gibt es da draußen zu sehen? – Was ist normal und was muss zum Augenarzt?“, fragte Prof. Dr. Nicolas Feltgen, der den Tag der Optometrie Mitte Oktober eröffnete. So wurde auch in diesem Veranstaltungssaal darüber diskutiert, welche Befunde ärztlich abgeklärt werden sollten – letztlich eine der zentralen Fragen beim Thema Screening in der Augenoptik und während der ganzen Abschlussveranstaltung der Sicht.Kontakte in Osnabrück, die die Diagnostik, Spezialanpassungen und praxisnahe Falldiskussionen unter die Lupe nahm.

Dr. Carolin Truckenbrod Sicht.Kontakte Augenoptik Wirksamkeit Atropin c ZVA Peter Magner
Dr. Carolin Truckenbrod beleuchtete die Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen der Therapie mit niedrig dosiertem Atropin. (Bild: ZVA / Peter Magner)

Aber, es gibt auch noch andere Themen, andere Tätigkeiten in der Optometrie als Augenscreenings und Netzhautbefundungen: Kontaktlinsenspezialist Gustav Pöltner präsentierte für sein Fachgebiet praxisnahe Anpassstrategien, mit denen bei komplexen Hornhautformen wie Keratokonus, nach Keratoplastik oder bei Ortho-K-Anwendungen eine Versorgung mit Speziallinsen gute Ergebnisse erzielen kann. Eine wichtige Aufgabe und Rolle des Augenoptikers und Optometristen bei komplexen Versorgungen.

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Eine fundierte Grundlage für Beratungsgespräche mit Eltern und jungen Patienten und Kunden bot der Vortrag „Atropin zur Myopieprävention – wirklich ohne Nebenwirkungen?“ von Dr. Carolin Truckenbrod. Die auf Myopie-Management spezialisierte Optometristin beleuchtete die Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen der Therapie mit niedrig dosiertem Atropin und legte den Fokus insbesondere auf deren Auswirkungen auf Akkommodation und Binokularsehen.

Eef van der Worp, PhD und international anerkannter Kontaktlinsenforscher, präsentierte den aktuellen Stand der Sklerallinsentechnologie. Besonderes Augenmerk legte er dabei auf die Sauerstoffversorgung oder die typischen Herausforderungen wie Midday-Fogging oder Druckveränderungen. Dr. Oliver Kolbe berichtete aus der stationären ophthalmologischen Rehabilitation und zeigte, wie optometrische Methoden Patienten mit Anopsien, Zentralskotom oder Hemianopsie unterstützen können. Und Loreen Roth verdeutlichte, wie eng Stereopsis und Raumwahrnehmung verknüpft sind – ein Thema, das auch praktische Rückschlüsse für die Alltagsberatung im Augenoptikbetrieb zulässt.

„Was würdest du tun?“

„Was würdest du tun?“ fragte Martin Kündig, klinischer Optometrist, das Publikum bei seinen interaktiven Fallbesprechungen, ehe in Prof. Dr. Dr. Ludwig Heindl ein Ophthalmologe mit Spezialisierung auf Iris- und Netzhauterkrankungen den Tag der Optometrie beenden durfte. Er präsentierte moderne Diagnose- und Therapiewege bei seltenen, aber potenziell bösartigen Irisläsionen.

Digitalisierung, Automatisierung und neue Versorgungsmodelle präsentierte auch bereits der Kongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) im September in Berlin. Diagnostik, Therapie und Pa­tientenkommunikation verändern sich zusehends. Aber wie viel Einfluss hat unser Lebensstil auf die Augen? Diese Frage stand vier Tage unter dem Leitthema „Prävention der Altersblindheit“ im Mittelpunkt.

Im Fokus: mediterrane Kost

„Wir wissen heute, dass die richtige Ernährungsweise nicht nur das Herz-Kreislauf-System, sondern auch die Netzhaut schützen kann“, betonte Professor Dr. Dr. med. Robert Patrick Finger, Direktor der Augenklinik am Universitätsklinikum Mannheim. Besonders im Fokus: mediterrane Kost. Grünes Blattgemüse, Obst, Fisch, Olivenöl und Nüsse können nachweislich das Fortschreiten von Netzhauterkrankungen verlangsamen. Ernährung und Bewegung sind nicht nur gut für Herz und Kreislauf – sie können auch das Risiko schwerer Augenerkrankungen wie AMD, Glaukom oder diabetischer Retinopathie deutlich verringern.

Dr. Oliver Kolbe Tag der Optometrie Augenoptik Wiederherstellung Sehfähigkeit c ZVA Peter Magner
Dr. Oliver Kolbe berichtete beim Tag der Optometrie aus der stationären ophthalmologischen Rehabilitation und stellte Methoden zur Wiederherstellung der Sehfähigkeit vor. (Bild: ZVA / Peter Magner)

Die DOG hob wissenschaftlich-klinische Fortschritte in Diagnostik und Therapie hervor und skizzierte, wie sich die Augenoptik mittelfristig verändern wird: von mobiler Diagnostik über vernetzte Softwarelösungen bis hin zu neuen therapeutischen Ansätzen. Immer mit dem Ziel, eine bessere Patientenversorgung bei gleichzeitig effizienteren Abläufen zu gewährleisten.

Klinisch geprägte Lösungen

So standen klinisch geprägte Lösungen im Fokus. Alcon präsentierte zum Beispiel ein neues Therapeutikum zur Minderung der trockenen AMD, das in Studien zu einer signifikanten Verbesserung des relevanten Visus um 0,3 bis 0,4 Punkte führte. iCare stellte mit ILLUME Connect eine intuitive Softwarelösung vor, die Überweisungsprozesse automatisiert und die Zusammenarbeit zwischen Augenärzten und Augenoptikern erleichtert. Sie ergänzt die Screening-Plattform ILLUME, die KI-gestützt Fundusaufnahmen in TrueColor Confocal Imaging liefert. Besonders bei der Früherkennung diabetischer Retinopathie bietet dies Potenzial für eine nachhaltige Patienten- und Kundenbindung beim Augenoptiker.

Ein weiteres Highlight war der erstmalige Deutschland-Auftritt von Topcons TERA, einem Diagnose­system für Hornhaut- und Tränenfilm-Analysen. Mit automatisierter Steuerung, HD-Display und integrierten Fragebögen bietet es umfassende Möglichkeiten für das Dry-Eye-Management.

Jen-Opthalmo überzeugte mit mobilen Lösungen auf Basis von Smartphone-Technologie. Neben Handheld-Systemen zur Spaltlampenuntersuchung präsentierte das Unternehmen die Handspaltlampe S150 sowie das QuikVue VPA-200 für die Betrachtung des vorderen Augenabschnitts. Diese Systeme erleichtern Hausbesuche und die Untersuchung von Kindern oder älteren Patienten und binden sich über Apps direkt in digitale Patientenakten ein.

Neu war auch der Miniphor 3, ein handgehaltenes Nahprüfgerät mit zirkular polarisierten Tests und vorgefertigter MKH-Sequenz. Mit dem 3D-Aufsatz lassen sich monokulare Refraktionen unter binokularen Bedingungen durchführen – gesteuert kabellos über Tablet und App. Und Oculus stellte beim Twinfield 3 eine überarbeitete Hard- und Software mit automatischer Sprachausgabe vor, die Anwender Schritt für Schritt durch die perimetrische Untersuchung führt und so die Handhabung deutlich erleichtert.

/// Redaktion und Thorsten Boss

 

Artikel aus der eyebizz 6.2025 (November/Dezember)

 

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