Brillenglashersteller haben mehr zu bieten als Standortdiskussionen
Zeitgemäß: Goldener Schimmer und digitale Preislisten
von Ingo Rütten,
Die gewiss berechtigte Diskussion um den Produktionsstandort Deutschland, die sich auch im Extra dieser Ausgabe Platz geschaffen hat, ist glücklicherweise nicht das einzig Interessante, das es in punkto Brillenglas zu berichten gibt. Neben den Entwicklungen bei den biometrischen Brillengläsern sind es in diesem Jahr auch Beschichtungen, die einen großen Stellenwert in der Kommunikation und in den neulich versendeten Produktkatalogen der Brillenglashersteller genießen. Dass die Preislisten nun öfter rein digital zur Verfügung gestellt werden, ist zeitgemäß. Auf dieser Doppelseite möchten wir uns dem Brillenglas einmal im Detail widmen. Dazu haben wir uns sechs Beispiele herausgepickt, weitere gibt es auf den anderen Extra-Seiten dieser Ausgabe zum Beispiel im Rodenstock-Beitrag oder im Interview mit dem Co-Gründer von VIU, Peter Kaeser.
Neue Wege bei der Preisliste geht ab diesem Jahr Rupp + Hubrach: Ressourcenschonend und praktisch nennen die Bamberger Brillenglasproduzenten die neue digitale Preisliste. „Mit dieser digitalen Version wird das R+H-Kompendium flexibel und individuell auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Optikers anpassbar und ist sehr einfach und intuitiv verständlich“, heißt es seit Jahresbeginn. Die digitale Preisliste soll als Ergänzung zum digitalen Beratungstool „iSights“ im R+H-Partnerportal dienen und zukünftig jährlich bis zu acht Tonnen Papier einsparen.
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Rupp + Hubrach stellt produktseitig zudem die neue Kinderbrillenkollektion „Junior“ heraus, die von Markengläsern von R+H bis hin zu Essilor Stellest reicht. Das Komplettbrillenangebot kommt immer mit Polycarbonat Gläsern, immer mit UV-Schutz und immer vollveredelt daher. Dank der transparenten Komplettpreise sollen Eltern laut R+H sofort wissen, was sie erwartet – ohne preisliche Überraschungen befürchten zu müssen. Die Junior-Brillengläser sind auch rohrund erhältlich.
„Auf der Höhe der Zeit“
Inspiriert durch den Horizont und seine Grenzenlosigkeit bietet Optiswiss seit Anfang März eine neue Generation biometrischer Gleitsichtgläser Made in Switzerland an: Biometrics Horizon sei perfekt auf den individuellen visuellen Bedarf jedes Einzelnen abgestimmt. Zur Produktvorstellung hieß es: „Auf Basis neuester Entwicklungserkenntnisse und mit einem Fundament aus technologischer Expertise, Qualität und Präzision perfektioniert Optiswiss sein Biometrics-Konzept“.
Die Schweizer sehen das Besondere in dem neuen Brillenglas in dem adaptiven Brillenglasdesign, das sich dynamisch an die individuelle Fehlsichtigkeit und das Alter des Trägers anpasse und für größtmögliche, nutzerrelevante Sehbereiche sorge. Die Technologie von Biometrics Horizon verfolgt hohe Ziele: exzellenten Spontankomfort, eine optimale Sehleistung in allen Sehsituationen und ein Plus an Verträglichkeit.
Augenoptikerin Sabine Siegmund zeigt sich begeistert: „Die neuen Gleitsichtgläser sind einfach großartig. Seit dem ersten Aufsetzen begeistern mich die Tiefenschärfe und die räumliche Wahrnehmung. Die positiven Reaktionen unserer Kundschaft bestätigen und unterstreichen die hohe Spontanverträglichkeit. Für mein Team und mich ist es eine große Freude, die Brillengläser aus Überzeugung anzupassen und auf der Höhe der Zeit zu sein.“
Goldener Schimmer voll im Trend
Wer nun denkt, solche Superlative seien nur etwas für die Schweizer Kollegen, der irrt. Aus Aalen wird ab diesem Jahr der „neue Goldstandard für Brillenglasbeschichtungen“ geliefert; so umschreibt Zeiss Vision Care, „das neueste und hochwertigste Produkt der „DuraVision-Beschichtungsfamilie, Zeiss DuraVision Gold UV“. Scharfes Sehen stehe immer an erster Stelle für Brillenträgerinnen und -träger. Um während des gesamten Tages und über die gesamte Lebensdauer ihrer Brille klar zu sehen, benötigten sie Gläser, die langlebig, schmutzabweisend und einfach zu reinigen seien. „Zeiss DuraVision Gold UV“ sei die hochwertigste Brillenglasbeschichtung aus Aalen.
Dazu nutze man die „CleanGuard-Technologie“, die Brillengläser widerstandsfähiger gegen Fingerabdrücke und Schmutz mache. Das bringe eine schnellere Reinigung mit sich, „und der modische goldene Schimmer liegt voll im Trend“. Die Beschichtung soll Staub und Schmutz fern halten und Wasser noch besser abweisen als das bislang von Zeiss-Brillengläsern bekannt sei. Durch die antistatischen Eigenschaften könnten die Gläser bis zu dreimal schneller gereinigt werden.
Im praktischen Selbstversuch konnten sich viele Fachleute von den Eigenschaften der neuen Beschichtung bereits bei der opti überzeugen. Sie zeigten sich angetan von dem dezenten Goldschimmer, der harmonieren soll mit trendigen Brillenfassungen – insbesondere mit Fassungen in Gold, Braun und Schwarz. Besonders gut komme auch an, wie der Farbton Haarfarben und Hauttöne perfekt zur Geltung bringe.
Neues vom Niederrhein
Apropos Farbe: Seiko stellte vor Kurzem einen neuen Farbton im Portfolio der selbsttönenden Brillengläser aus Mönchengladbach vor: Der Brillenglashersteller erweiterte seine „Sensity 2 Range“: Neben klassischen Farbtönen Grau, Braun und Grün gibt es seit Anfang April dieses Jahres einen trendorientierten Blauton im Programm. Die phototropen Gläser böten eine angenehm kurze Aufhellphase, und sie sollen sich auch hinter einer Autoscheibe verdunkeln.
Für noch mehr Vielfalt decken die Varianten Sensity Fast und Sensity Dark das Produktportfolio ab. „Die erst kürzlich eingeführten Sensity-Fast-Brillengläser sind aufgrund der schnellen Aufhellung in Highspeed ideal geeignet für Personen, die erstmalig selbsttönende Brillengläser tragen oder die sehr anspruchsvoll sind“, verlautbart Seiko dazu.
Die Kollegen und Kolleginnen von Hoya gleich nebenan am Niederrhein legen ihren Fokus auf die neue Produktkategorie „Advanced Focus Brillengläser“, die speziell auf die Bedürfnisse von Kunden im Alter von Ende 30 bis Mitte 40 zugeschnitten seien. Sie gibt es in zwei Varianten und stellen eine neue Lösung für Kunden dar, „die ersten Anzeichen von Presbyopie wie verschwommenes Sehen oder Kopfschmerzen erleben, besonders bei häufiger Naharbeit an digitalen Geräten“.
Hoya nimmt mit „VisuPro All Day“ und „VisuPro Flex“ sowohl Brillenträger als auch Kontaktlinsenträger oder Lasik-Patienten in den Blick. Augenoptikerinnen und Augenoptiker könnten „dieser Kundengruppe nun immer die richtige Lösung anbieten – für mehr Komfort und weniger Anstrengung beim Sehen. Damit verfügen sie über erweiterte Beratungsoptionen, die den Übergang zum Gleitsichtglassegment kundenfreundlich erleichtern“.
„Zukünftig andere Möglichkeiten“
Da Hoya vor nicht allzu langer Zeit die DAO gekauft hat, wächst das Brillenglas-Sortiment von Mutter und Tochter derzeit zusammen. Die DAO habe im letzten Jahr erstmals seit 2010 im Bereich Brillenglas wieder ein Wachstum zu verzeichnen gehabt, erklärt DAO-Geschäftsführer Stefan Rüdiger, „aber zukünftig haben wir ganz andere Möglichkeiten, vor allem im Außendienst.“ Die Rezeptgläser der DAO werden zukünftig in die Hoya-Gruppe verlagert, die Designs und die Gläser der DAO bleiben aber eigenständig. Lagergläser gibt es in Zukunft nicht mehr von der DAO.
Rund 15 bis 20 Mitarbeitende – einige davon in Teilzeit – werden bei der DAO ihren Job verlieren, der „Stellenabbau wird aber natürlich sozialverträglich ablaufen. Wir sind dann auch zukünftig keine AG mehr, bleiben als GmbH aber eine eigenständige Firma“, stellt Rüdiger klar. Auch Miriam Rösch als Geschäftsführerin von Hoya freut sich auf die Verbindung. „Wir haben vor 25 Jahren zuletzt Geräte verkauft. Unsere Mitarbeitenden und unsere Kunden und Kundinnen sind Feuer und Flamme, dass wir jetzt wieder welche anbieten.“