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Women-in-Optics und Brillentrends 2025

SILMO als Wegweiser

Die SILMO 2024 präsentierte sich Ende September als Wegweiser für die Zukunft des Sehens und eine bemerkenswerte Balance zwischen Innovation und Tradition. Und die Branche integrierte dabei neue Technologien, ohne dabei die handwerkliche Expertise und das Design zu vernachlässigen. Mit dabei auch: Women-in-Optics und Brillentrends 2025.

SILMO 2024 Trends
© SILMO

„Die Messe SILMO Paris 2024 hat sich einmal mehr als wichtiges Ereignis für die Augenoptik-Branche etabliert und bot ein reichhaltiges Angebot an aufkommenden Trends. Vier intensive Tage lang war die Messe der Treffpunkt für inspirierende Begegnungen, bahnbrechende Innovationen und bereichernde Gespräche und zog so die Fachleute der Branche in ihren Bann.“ So leitet die Messe ihre Presse-Information zur Show in Paris ein. eyebizz war vor Ort und ordnet das Geschehen an den vier Tagen auf diesen Seiten ein.

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32.125 augenoptische Fachleute besuchten die Messe laut SILMO in diesem Jahr, das sind 2,6 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Knapp die Hälfte (48 Prozent) der Interessierten kamen aus Frankreich, um die Neuheiten zu entdecken, die von etwas mehr als 900 Unternehmen auf 75.000 Quadratmetern in den Hallen 6 und 7 der Messe Paris Nord Villepinte präsentiert wurden.

Als eine Neuheit mag man das Kinderbrillen-Label Manti Manti beinahe gar nicht mehr bezeichnen, denn zumindest hierzulande haben die beiden Gründerinnen Susann Hoffmann und Philippa Koenig schon jede Menge Aufmerksamkeit erhascht. Zuletzt in der eyebizz 5.2024, als wir das Label bereits als Gewinner des vierten eyebuzz Award vorstellen durften. Und vielleicht noch ein bisschen mehr in der Jubiläumsstaffel zum zehnten Geburtstag der Fernsehserie „Die Höhle der Löwen“: Dort erreichten die beiden Frauen für ihre „leichten, flexiblen und coolen Kinderbrillen“ neben den Löwen und Löwinnen auch ein breites Publikum von rund 1,3 Millionen Menschen.

Aufmerksamkeit auf internationaler Plattform

Der eyebuzz Award ist eine Kooperation von eyebizz und der SILMO Paris. Er bietet jungen Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz jedes Jahr die Chance, sich auf dieser internationalen Bühne zu präsentieren. In Paris kamen im Vergleich zur TV-Einschaltquote nicht ganz so viele Leute an den Stand (der dem Sieger kostenlos zur Verfügung gestellt wird) von Manti Manti, trotzdem durften sich die Gewinner aus Berlin über viel Aufmerksamkeit und die Präsentation auf dieser internationalen Plattform freuen.

SILMO 2024 Manti Manti eyebuzz Award
Philippa Koenig (Gründerin Manti Manti), Eva Passmann (IMF), Susann Hoffmann (Mitgründerin Manti Manti), Dagmar Schwall (eyebizz), Eric Lenoir (SILMO-Direktor) bei der Übergabe des eyebuzz Awards (© SILMO)

Die eyebuzz-Jury war ebenfalls beeindruckt „vom durchdachten Konzept, dem fesselnden Storytelling und der robusten und nachhaltigen Fertigung in Europa“. Die Kinderbrillen-Marke Manti Manti komme mit viel positiver Energie herüber und treffe genau den Nerv der Zeit, besonders da das Myopie-Management für Kinder immer mehr an Bedeutung gewinnt.

/// Ingo Rütten

 


 

Weibliche Power für die Zukunft der Augenoptik

Starke Frauen, starke Vision

70 Prozent der Beschäftigten in der Augenoptik sind weiblich – doch nur fünf Prozent besetzen Führungspositionen. Eine Diskrepanz, die beim SILMO Talk „Empowering Vision: Women in Optics“ im Fokus stand. Unter der Moderation von eyebizz-Objektleiterin Dagmar Schwall diskutierten Branchen-Expertinnen, wie sich diese Quote nachhaltig verändern lässt.

SILMO Talk 2024 Women in Optics ©LaurinePaumardPhotographe
SILMO Talk „Empowering Vision: Women in Optics“ (von links): SILMO-Präsidentin Amélie Morel, Saskia Stepper (CEO Stepper Eyewear), Dagmar Schwall (Objektmanagerin eyebizz), Jamie Soon Kesteloot (Head of Innovation Protection EssilorLuxottica), Karin Stehr (TrueEyewear) und Marge Axelrad (Emeritus Editorial Director Vision Monday) (© SILMO)

Statistik: Zahlen. Daten. Fakten.

In der Augenoptik-Branche in Europa zeigt sich ein bemerkenswertes Ungleichgewicht: Während in Deutschland etwa 71 Prozent der Beschäftigten weiblich sind, spiegelt sich dies nicht in den Führungsetagen wider. Im Einzelhandel der Augenoptik sind nur etwa sieben Prozent der Geschäftsführungs-Positionen von Frauen besetzt. Bei den großen Konzernen und Filialisten sieht es ähnlich aus – dort liegt der Anteil weiblicher Führungskräfte bei circa acht Prozent.

In Frankreich, einem der größten europäischen Märkte für Augenoptik, sind etwa 65 Prozent der Beschäftigten Frauen, aber nur sechs Prozent besetzen Top-Management-Positionen. Italien zeigt ein ähnliches Bild mit 68 Prozent weiblichen Beschäftigten und einem Führungsanteil von etwa fünf Prozent.

Interessant ist der Blick in die skandinavischen Länder: In Dänemark und Schweden liegt der Anteil weiblicher Führungskräfte in der Branche mit 12 bis 15 Prozent etwas höher, aber immer noch weit unter dem Anteil der weiblichen Beschäftigten von etwa 75 Prozent.

Bemerkenswert, die Verteilung in der Industrie: In Forschung und Entwicklung sowie im technischen Management liegt der Frauenanteil in der Augenoptik europaweit bei nur etwa drei bis vier Prozent. (Hinweis: Diese Zahlen basieren auf Branchen-Erhebungen und können je nach Erhebungsmethode und Definition von Führungspositionen leicht variieren.)

SILMO Talk „Empowering Vision: Women in Optics“

„Diversität ist nicht nur eine wirtschaftliche Notwendigkeit, sondern ein fundamentales Menschenrecht – genauso wie gutes Sehen“, betonte Jamie Soon Kesteloot von EssilorLuxottica auf dem Podium. Die SILMO böte als internationale Plattform die perfekte Bühne, um weibliche Führungs-Persönlichkeiten sichtbar zu machen und Veränderungen anzustoßen. „Jede dieser Diskussionen kann einen Schmetterlings-Effekt auslösen, der langfristig die gesamte Branche transformiert“, so Kesteloot.

Die Transformation der Augenoptik mache dies besonders dringlich: Der klassische Brillenverkauf entwickelt sich laut Kesteloot zunehmend zu einer datengesteuerten, personalisierten Vision-Care-Journey. Sie verdeutlichte dies am Beispiel der Stellest-Gläser zur Myopie-Kontrolle von Essilor. „Diese technologische Evolution erfordert mehr denn je weibliche Perspektiven in Wissenschaft und Technik. Nur so können wir Innovation und Kundenbedürfnisse optimal verbinden.“

Gemeinsam stärker: Wie Networking die Zukunft prägt

Wie erfolgreiche Frauennetzwerke diese Entwicklung fördern können, führte Marge Axelrad aus, sie ist Gründungsmitglied der Optical Women‘s Association (OWA). Seit über 20 Jahren bietet die OWA in den USA eine Plattform für gegenseitige Unterstützung, Mentoring und berufliche Weiterentwicklung. Das Netzwerk möchte nun nach Europa expandieren. Pionierinnen wie Nancy Gries aus Italien machen vor, wie die internationale Vernetzung funktioniert.

SILMO-Präsidentin Amélie Morel unterstrich die Notwendigkeit solcher Netzwerke: „Wir brauchen mehr strukturierte Mentoring-Programme und Austauschplattformen, um die nächste Generation weiblicher Führungskräfte zu fördern.“ Saskia Stepper (Stepper Eyewear) und Brillenexpertin und Coachin Karin Stehr teilten ihre Erfahrungen aus der Führungsetage und ermutigten junge Kolleginnen, ihre Karriereziele selbstbewusst zu verfolgen und dabei mutig und authentisch zu sein.

„Der SILMO Talk hat deutlich gemacht: Die Zukunft der Augenoptik braucht mehr weibliche Führungskraft. Die Message ist eindeutig. Die Zeit ist reif für mehr Female Leadership in der Augenoptik“, meinte Dagmar Schwall nach der Diskussion. Die Expertise sei da, die Netzwerke wachsen, die Technologie fordere neue Perspektiven – da waren sich die beteiligten Frauen auf dem Podium mit den vielen interessierten Besuchern der Diskussion einig.

Jetzt gilt es, gemeinsam die Weichen für eine diverse Zukunft der Branche zu stellen. Mit der OWA steht ein erfolgreich erprobtes Netzwerk bereit, das Frauen auf diesem Weg unterstützt. Interessentinnen finden unter www.opticalwomen.com alle Informationen zu dieser dynamischen Community. Wer mehr über das Networking in Europa und die aktuellen News von „Empowering Vision: Women-in-Optics“ erfahren möchte, registriert sich über den QR-Code.

/// DS / Redaktion

 


 

Brillentrends 2025: Avantgarde und „Candy Culture“

SILMO: Das Branchentreffen der Superlative!

Avantgarde dominierte als Leitmotiv die Messehallen auf der SILMO 2024. Die Bewegung aus dem 19. Jahrhundert erfährt derzeit eine bemerkenswerte Renaissance. Während die historische Avantgarde sich gegen industrielle Massen-Produktion und seelenlosen Konsum wandte, interpretieren die Designer von heute diese Haltung neu: Sie setzen auf nachhaltige Produktion, hochwertige Materialien und individuelle Ausdrucksformen.

Der Geist der Avantgarde manifestiert sich deutlich in den aktuellen Kollektionen. Die Hersteller präsentieren nicht einfach nur Brillen – sie schaffen Kunstwerke für das Gesicht. Der Konsument wird zum Kurator seiner persönlichen Ästhetik, eine Entwicklung, die sich in der Ausrichtung vieler Aussteller widerspiegelt.

Die SILMO 2024 in Paris bestätigte glamourös ihren Ruf als wichtige internationale Leitmesse der Brillen-Industrie. Die Augenoptik präsentierte sich in einem spannenden Wandel zwischen Fashion und Avantgarde, traditionellem Handwerk und digitaler Revolution.

Formsprache zwischen Retro-Revival und Minimalismus

Die Brillenformen 2025 zeigen eine bemerkenswerte Bandbreite. Besonders auffällig sind die übergroßen, geometrischen und bolden Designs. Nina Ricci präsentiert mit dem preisgekrönten Modell SNR403 eine beeindruckende Interpretation des Oversized-Trends, die gekonnt Vintage-Elemente aufgreift. Prodesign Denmark, aus dem Hause der Design Eyewear Group, überzeugt mit der Censur-Sonnenbrille durch klare geometrische Linienführung und einer Reminiszenz an die Balkenbrillen der 1990er Jahre.

SILMO Trends 2025 NinaRicci
Besonders auffällig: Das preisgekrönte Modell SNR403 von Nina Ricci greift gekonnt Vintage-Elemente auf und präsentiert eine beeindruckende Interpretation des Oversized-Trends.

Parallel dazu erlebt die Branche eine Renaissance zeitloser runder und ovaler Formen. Das Blackfin-Modell Quincy verkörpert diesen Trend perfekt – eine moderne Interpretation klassischer Formgebung. Bemerkenswert ist auch die Hinwendung zum Minimalismus, der sich in reduzierten, aber durchdachten Designs zeigt.

Material-Innovationen und Nachhaltigkeit

Die Materialwahl gewinnt zunehmend an Bedeutung. Titan dominiert das Premium-Segment, wie die Kollektionen von Charmant und Markus T. oder Stepper Eyewear zeigen. Der Vormarsch biobasierter Materialien setzt sich fort. Rolf Spectacles präsentiert nachhaltige Innovationen aus Holz, Bohnen und Stein, während Lafont mit einer Kinderbrille aus Rizinusöl-basiertem Material neue Maßstäbe setzt und damit den SILMO d’Or gewinnt.

SILMO Trends 2025 Prodesign
Klare geometrische Linienführung bei Prodesign Denmark, die Censur-Sonnenbrille überzeugt auch mit der Reminiszenz an die Balkenbrille.

Die Integration von 3D-Druck-Technologie erreicht neue Dimensionen. OOmade erhielt den SILMO d‘Or in der Kategorie „Technological Innovation Eyewear“ für ihre revolutionäre Reparaturlösung. Diese Entwicklung markiert einen völlig neuen Ansatz für Brillenreparaturen und macht den Re-Use-Trend möglich.

Expressive Designs mit kräftigen Farben

Die Farbpalette 2025 präsentiert sich mutiger denn je. „Free Colorama“ bringt eine explosive Mischung aus kräftigen Tönen und überraschenden Kombinationen. Look Occhiali überzeugt mit zweifarbigen Farbverläufen, die von sanftem Flieder bis kräftigem Blau reichen. J. F. Rey demonstriert eindrucksvoll, wie stark Farbkontraste im Square-Format die Persönlichkeit einer Brille prägen können. Im Vordergrund: Kräftige Farben wie Kobaltblau, Smaragdgrün und knalliges Pink und Gelb.

Candy Culture – verspielte Details

Ein besonders auffälliger Trend auf der SILMO war die „Candy Culture“, die sich als Gegenbewegung zu den gesellschaftlichen Unsicherheiten positioniert. Diese Designrichtung greift bewusst auf kindliche Erinnerungen und süße Nostalgie zurück.

Die Farbpaletten dieser Kollektionen reichen von zarten, klebrig anmutenden Pastelltönen bis hin zu intensiven Bonbonfarben. Besonders auffällig sind die transparenten, „gummibärchen-artigen“ Effekte bei einigen Modellen. Die Hersteller kombinieren diese süßen Töne gekonnt mit grafischen Schwarz-Weiß-Kontrasten. Elegante Neutraltöne in Lakritz- und Nougatfarben schaffen dabei eine überraschende Balance.

Mehrere Aussteller präsentierten Brillenfassungen mit aufgeblähten Proportionen und transluzenten Materialien, die an Süßigkeiten erinnern. Bestes Beispiel ist hier die Toiletpaper-Kollektion von Etnia Barcelona. Diese bewusst übertriebene Formgebung verleiht den Modellen mit Puppenaugen einen verspielten, fast cartoonhaften Charakter. Besonders die jüngere Zielgruppe dürfte großes Interesse an diesen extravaganten Designs zeigen.

/// Dagmar Schwall sammelte die Trends der SILMO.

Fotos: SILMO / Dagmar Schwall

 


 

Artikel aus der eyebizz 6.2024 (November/Dezember)

 

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