Die Zeit der Ankündigungen scheint für Skleo Health mit der „drei-Millionen-Euro-Finanzspritze“ durch eine Seed-Finanzierungsrunde wahrlich beendet zu sein. Die bereits vor einigen Wochen verkündete und schon laufende Kooperation mit Mister Spex und die nun ganz aktuelle Partnerschaft mit der Drogeriekette dm sind Zeichen dafür, dass Skleo „sein deutschlandweites Netzwerk für niedrigschwellige und ärztlich validierte Augenscreenings“ wie angekündigt ausbaut. Angeführt wurde die Finanzierungsrunde von Sanoptis, dem bekannten Anbieter ophthalmologischer Leistungen, was zusätzlich dafür spricht, dass in Skleo Health ein ernstzunehmender neuer Anbieter in Sachen Screening und Augengesundheit am Markt richtig Fahrt aufnimmt.
Speziell geschulte dm-Mitarbeitende werden Anwender der Skleo-Technologie (Bild: Screenshot)
Skleo Health bringt nach eigener Aussage „präventive Augenvorsorge dorthin, wo Menschen ohnehin im Alltag unterwegs sind“. Dass das nicht heißen muss, dass die Augenoptik die erste Anlaufstelle für das Angebot des Unternehmens aus Düsseldorf sein muss, beweist das neue Angebot des Drogeriegiganten dm: Nach einem Test bis September soll das Augenscreening-Angebot in diesen Tagen in ausgewählten Märkten der Kette ausgerollt werden. Beworben wird es auf der Website von dm seit einiger Zeit bereits mit diesen Worten: „Unser Partner Skleo Health bietet dir die Möglichkeit, ein Augenscreening direkt im DM-Markt durchführen zu lassen – inklusive KI-gestützter und ärztlich validierter Auswertung per Mail.“
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Zwar gehört unsere Branche durchaus zur Zielgruppe, aber Skleo macht keinen Hehl daraus, dass die KI-gestützte Technologie ebensogut in Apotheken oder eben in Drogerien aufgestellt werden soll. Die schnelle und flächendeckende Expansion der Dienstleistungen erfolge in strategischer Zusammenarbeit mit Marktführern „wie der Optikerkette Mister Spex, einem wachsenden Apothekennetz und führenden Konzernen“, hieß es bereits im Juli in einer Pressemitteilung. Früher haben wir oft diskutiert, dass das Fachwissen des Augenoptikers nicht auf der Strecke bleiben darf, wenn er Anwender moderner Screening-Technologie ist. Heute müssen wir eher darauf vertrauen, dass die „speziell geschulten DM-Mitarbeitenden“, die in den dm-Märkten den Service für die Kundschaft unterstützen sollen, ihre Arbeit verantwortungsvoll leisten.
Der Ablauf des Screenings selbst dürfte sich im dm-Markt nicht von dem bei Mister Spex unterscheiden: Er dauert mit dem Skleo-System sechs Minuten und sei grundsätzlich ohne Termin möglich. Im Hintergrund analysiere zunächst eine CE-zertifizierte KI die Ergebnisse, bevor ein Facharzt für Augenheilkunde die medizinische Validierung vornehme. Dieser zweistufige Prozess gewährleiste höchste Qualität und Genauigkeit. Insofern bietet Skleo Health wenig Neues, was nicht gegen den Newcomer, sondern vielmehr für die bereits zuvor existenten Marktteilnehmer spricht.
Partnerschaft mit Lead-Investor
Seit der Gründung im März 2024 ist das von Dr. Steffen E. Künzel, Dr. Alex Hein und Fabian Vogl gegründete Start-up bereits in 50 großen Städten Deutschlands aktiv. In mehr als 11.000 Screenings seien dabei über 3.000 medizinisch relevante Auffälligkeiten identifiziert worden. Bei solchen Zahlen macht sich die strategische Partnerschaft mit Lead-Investor Sanoptis doppelt bezahlt: Sie ermöglicht nicht nur, die Plattform schnell zu skalieren, sondern den Menschen „im Falle von Auffälligkeiten einen flächendeckenden Zugang zu hochqualitativer Behandlung zu gewährleisten“.
Dr. Künzel: „Indem wir zertifizierte Screenings in den Alltag der Menschen integrieren, ersetzen wir reaktive Behandlung durch vorausschauende Prävention. Die Finanzierung erlaubt es uns, genau diesen Wandel jetzt großflächig umzusetzen und so das Augenlicht von Millionen Menschen zu schützen.“ Dass ein „solcher Wandel“ nötig ist, haben eyebizz-Leser in der Vergangenheit bereits häufiger gelesen – jetzt gibt es einen weiteren Mitstreiter in der ersten Reihe, warum? „In der Klinik sehe ich täglich, welche gravierenden Folgen eine zu späte Diagnose haben kann – oft ist dann nur noch eine begrenzte Therapie möglich“, sagt Künzel, der dieses Muster durchbrechen und Früherkennung zum Standard machen möchte.
Augenscreening für 14,95 Euro
Interessant zu beobachten wird sein, wie sich das Angebot von Skleo Health bei uns in der Augenoptik entwickelt. dm bietet das Augenscreening für 14,95 Euro an, Mister Spex steht nun erst einmal mit demselben Angebot für knappe 50 Euro in der Beweispflicht, dass die Spex-Screenings die 35 Euro mehr wert sind. Ganz offensichtlich ist es aber nicht (mehr) wichtig, wer die Knöpfchen am Gerät drückt – jedenfalls für Skleo nicht. Die Ergebnisse aus dem dm-Screening kommen dann ohnehin per E-Mail zum Kunden, wenn er das nicht möchte, geht das auch per Post. Aufkommende Fragen beantwortet das Team von Skleo selbst – oder aber der Augenarzt, wenn nicht Sie! Feedback dazu gerne an chefredakteur@eyebizz.de.
Für unabhängige Augenoptikerinnen und Augenoptiker bieten die Düsseldorfer ihre Screening-Lösung zum monatlichen Festpreis von 429 Euro an. Im Preis enthalten sind unbegrenzte ärztlich validierte Ergebnisberichte, eine zertifizierte KI-gestützte Voranalyse sowie der volle Zugriff auf die Skleo-eigene digitale Plattform. „Die Hardware wird separat beschafft, entweder über unsere Vertriebspartner als Screening-Komplettpaket oder durch den Optiker selbst. Bestehende Systeme binden wir bei Bedarf nahtlos in unsere Lösung ein“, erklärte Skleo eyebizz gegenüber für die Umfrage „Überblick behalten“ in der Ausgabe 4.2025.
Skleo nennt als besonderes USP seine völlige Unabhängigkeit. Man stehe in keinerlei Verbindung zu augenoptischen Einzelhandelsketten – weder direkt noch über Beteiligungen. „Damit bleiben sensible Kundendaten geschützt, wirtschaftliche Interessen sind klar getrennt, und wir agieren als medizinischer Partner auf Augenhöhe.“ Der Seitenhieb zum Branchenprimus ist offensichtlich. Die Frage darf aber erlaubt sein, ob eine Kooperation wie oben beschrieben und das daraus entstandene Angebot von dm eher geeignet sind, Freundschaften in der Branche zu schließen?
Skleo arbeitet nach eigenen Aussagen darüber hinaus „aktiv mit Krankenkassen daran, Netzhaut-Screenings perspektivisch in die Regelversorgung zu integrieren. Alle unsere Projekte werden wissenschaftlich begleitet – in enger Zusammenarbeit mit universitären Einrichtungen.“ Davon unabhängig prüft der Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen derzeit, wie das dm-Angebot wettbewerbsrechtlich abschneidet – hier wird es interessant, ob es Anpassungen für die weiteren dm-Märkte gibt, die nach dem Testlauf in einer Düsseldorfer Filiale ab September Screenings anbieten. Und bei alledem haben wir über die Rolle der Künstlichen Intelligenz im Augenscreening noch gar nicht gesprochen: siehe „Meinung“ auf den nächsten Seiten!
eyebizz bleibt diesbezüglich am Ball und wird gemeinsam mit partnerauge im Herbst dieses Jahres neue Webinare zum Thema Augenscreening anbieten.
/// IR
Artikel aus der eyebizz 5.2025 (September/Oktober) | die Onlineversion des Beitrags wurde angepasst, da fälschlicherweise im Ursprungsbeitrag Dr. Volker Wendel als Mitgründer genannt wurde. Das aber ist falsch, wir bitten das zu entschuldigen.