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Meinung von: David Gerlach und Robert Mergenthal

Myopie-Management: Mehr als spezielle Brillengläser

Myopie-Management hat stark an Bedeutung gewonnen – und das völlig zu Recht. Doch der Ansatz, lediglich spezielle Brillengläser mit sogenannten Defocus-Designs zu verkaufen, greift viel zu kurz. Wer glaubt, damit sei die Versorgung abgeschlossen, irrt gewaltig. Wir sind überzeugt, dass effektives Myopie-Management ein ganzheitliches, strukturiertes Konzept erfordert – ein Konzept, das sowohl moderne Diagnostik, langfristige Betreuung als auch eine enge Zusammenarbeit mit Fachärztinnen und -ärzten  enthält. Im Mittelpunkt steht dabei nicht das Brillenglas, sondern das Kind mit seinen individuellen Lebensgewohnheiten und Bedürfnissen.

Myopie-Management mit neyece: Gerlach und Mergenthal
David Gerlach und Robert Mergenthal (© Bilder: neyece)

Ein wesentliches Element dieser Versorgung ist die kontinuierliche Beobachtung der Augenlängenentwicklung. Moderne Studien zeigen, dass nicht mehr die klassische Refraktionsmessung, sondern die Messung der Achslänge als Goldstandard in der Myopie-Diagnostik gilt. Die Achslänge ermöglicht eine objektive Bewertung der tatsächlichen Progression – unabhängig von temporären Schwankungen der Sehstärke. Dennoch gibt es nach wie vor selbsternannte „Myopie-Experten“, die ausschließlich auf den Verkauf der Gläser setzen und keine standardisierte Diagnostik anbieten. Das ist nicht nur unzureichend, sondern im schlimmsten Fall fahrlässig.

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Denn: Ein hochwertiger Verkauf endet nicht mit der Übergabe der Brille. Vielmehr beginnt hier erst die eigentliche Versorgung. Eltern müssen verstehen, dass Myopie-Management kein einmaliger Kauf ist, sondern eine jahrelange Begleitung mit regelmäßigen Kontrollen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Maßnahmen tatsächlich greifen und die Entwicklung der Kurzsichtigkeit nachhaltig verlangsamt wird.

Risiko durch mangelhafte Aufklärung

Ein kritisches Risiko ist die unzureichende Aufklärung der Eltern. Ein plakatives Beispiel: Nach etwa 12 bis 18 Monaten kehrt eine Familie mit ihrem Kind zum Augenarzt zurück – das Kind trägt seitdem spezielle Defocus-Gläser. Doch der neue Befund zeigt einen Zuwachs von – 0,50 Dioptrien. Was passiert jetzt?

Wurde zuvor keine objektive Achslängenmessung durchgeführt, fehlt die Basis, um die Situation richtig zu bewerten. Eltern könnten enttäuscht sein, Ärzte kritisch – und das Vertrauen in die gesamte Versorgung bricht zusammen. Wenn der Augenarzt auch nur leise Zweifel äußert, ist die Versorgung häufig vorbei. Und damit jede Chance auf ein nachhaltiges Management. Dann wird das Ganze nur noch als cleveres Marketing für ein überteuertes Produkt wahrgenommen.

Zusammenarbeit ist der Schlüssel

Ein funktionierendes Myopie-Management kann und darf niemals isoliert durch den Augenoptiker erfolgen. Es muss in enger Kooperation mit Augenärztinnen, Augenärzten und Orthoptistinnen geschehen. Schließlich sind es diese Fachleute, die die Diagnose stellen, gegebenenfalls Atropin verschreiben und die medizinische Grundlage für eine Versorgung schaffen. Wir sollten hier offen für den Austausch sein. Wir müssen die Kommunikation untereinander verbessern. In der Praxis erleben wir, dass viele Augenärzte sehr aufgeschlossen sind, vor allem dann, wenn ihnen die Versorgung transparent, strukturiert und gut dokumentiert präsentiert wird.

Gerade in einem Bereich wie der Myopie-Prävention, der sich stetig weiterentwickelt, profitieren beide Seiten von einem fachlichen Austausch. Wenn wir die Behandlungsdaten – etwa die Achslängenverläufe – strukturiert aufbereiten und mit einer professionellen Einschätzung an die behandelnden Ärzte weitergeben, entstehen wertvolle Dialoge. So gewinnen wir neue Perspektiven und können auf Augenhöhe voneinander lernen.

 

„Wir verkaufen kein einfaches Produkt, sondern eine präventive Dienstleistung, die auf eine langfristige Partnerschaft mit Kind und Eltern abzielt.“

 

Unsere speziell für neyece-Partner entwickelten Nachkontroll-Protokolle haben sich hier als besonders hilfreich erwiesen. Sie bieten eine fundierte Grundlage für die Beurteilung des Therapieverlaufs und werden von Augenärzten gerne als Vorbereitung auf Kontrolltermine genutzt. Das schafft Vertrauen und zeigt, dass wir die Versorgung ernst nehmen und den medizinischen Hintergrund respektieren.

Dienstleistung statt Produkt

Ein grundlegender Wandel steht bevor: Die Bedeutung des reinen Produktverkaufs nimmt ab, während Dienstleistungen und Expertise zunehmend in den Vordergrund rücken. Genau hier liegt die große Chance für die Augenoptik. Wer sich frühzeitig mit dem Thema Myopie-Management beschäftigt, legt den Grundstein für eine Dienstleistungskultur, die auf Vertrauen, Know-how und nachhaltiger Betreuung basiert.

In der Praxis bedeutet das: Unsere Kundschaft bezahlt nicht nur für ein innovatives Brillenglas, sondern auch für die regelmäßigen Messungen, die Analyse der Sehentwicklung, die persönliche Beratung und die enge Betreuung über viele Jahre. Diese Kombination aus Technologie, Wissen und menschlicher Nähe ist es, was eine moderne augenoptische Versorgung heute ausmacht.

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David Gerlach und Robert Mergenthal übernehmen in Sachen Myopie-Management in ihren Betrieben Verantwortung und sind die Initiatoren der neyece-Gruppe (neyece.de), das Netzwerk für Myopie-Spezialisten. Sie möchten, dass es beim Myopie-Management nicht um den kurzfristigen Verkauf eines Produkts, sondern um die langfristige Gesundheit junger Patienten geht. 

 

Artikel aus der eyebizz 4.2025 (Juli/August)

 

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