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Meinung von: Marcel Zischler

Employer Branding: Ein Fremdwort in der Augenoptik?!

Die Zahl 251 stand am 5. August 2024 als Ergebnis auf der Jobplattform „www.jobs.ch“, als ich die offenen Stellenangebote für Augenoptiker in der Schweiz – meiner Heimat – suchte. Dies bei circa 1.070 Optiker-Geschäften in der Schweiz. In Deutschland suchten laut aktuellen Zahlen des ZVA bis zu 64 Prozent der Betriebe in den letzten sechs Monaten Personal. Und trotzdem: Die Augenoptik bewegt sich kaum, wenn es darum geht, ein attraktiver Arbeitgeber zu werden. Alles Schlafmützen oder Verweigerer beim Employer Branding? Oder vielleicht einfach etwas hilflos?

Personal-Suche - Zeit für Plan B: vielleicht Employer Branding ?
Personal-Mangel in der Augenoptik: Zeit für Plan B? Vielleicht klappt es mit Employer Branding (Bild: Pixabay / Gerd Altmann)

Ich lüge nicht: Vor gerade mal zehn Minuten hat mich ein langjähriger Freund aus der Branche, welcher übrigens sehr erfolgreich ist, angerufen und mir zehn Minuten lang sein Leid geklagt, dass er keine neuen Mitarbeiter mehr findet. Und dies, obwohl er ein Jahressalär von rund CHF 115K (Euro 122 Tausend) anbietet. Er muss sich überlegen, seine Öffnungszeiten zu reduzieren und gewisse Dienstleistungen in Zukunft nicht mehr anzubieten. Externe Kundenbetreuung wie Hausbesuche in Altersheimen oder auf dem Schießstand (er ist ein Schießbrillen-Spezialist) und auch Kontaktlinsen-Anpassungen und die eigene Werkstatt sind auf der Streichliste. Was das bedeutet, können Sie sich selbst ausrechnen: weniger Umsatz!

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Macht das Spaß? Ist das das, was ein Unternehmer will? Nein, ganz bestimmt nicht! Und trotzdem: Als ich ihn nach seiner Schimpf- und Klage-Tirade gefragt habe, was er denn so in den letzten zwölf Monaten getan habe, um ein attraktiver Arbeitgeber zu sein oder zu werden, war es für ein paar Sekunden still auf der anderen Seite des Telefons.

Employer Branding ist die Art und Weise, wie ein Unternehmen seine Arbeitgebermarke aufbaut und präsentiert. Es geht darum, wie ein Unternehmen sich als attraktiver Arbeitgeber positioniert, um qualifizierte Talente anzuziehen und langfristig zu binden.

Employer Branding zieht an

Dies umfasst verschiedene Aspekte wie die Unternehmenskultur, die Arbeitsbedingungen, die Karrieremöglichkeiten und die Werte des Unternehmens. Ein starkes Employer Branding kann dazu beitragen, dass sich potenzielle Bewerber angezogen fühlen und dass Mitarbeiter stolz darauf sind, für das Unternehmen zu arbeiten. Stolz und Identifikation sind starke Motivatoren für viele Menschen. Folgende Punkte sind dabei entscheidend:

• Aufbau einer langfristigen und emotionalen Bindung an das Unternehmen;
• Ziel: Ein attraktiver Arbeitgeber zu sein;
• Im Wettbewerb um gute Mitarbeiter die Nase vorn haben;
• Markenbildung für Arbeitgeber (Image / Ruf);
• Unternehmensstrategische Marketing-Maßnahmen.

Die Welt dreht sich

Natürlich steht unsere Branche nicht allein da, wenn es um die Gewinnung von Fachkräften geht. Der Begriff „Fachkräfte-Mangel“ wird ja schon fast inflationär verwendet. Die Baby-Boomer gehen bald in Rente und die Generation Z hat nichts mit althergebrachten Arbeits- und Lebensmodellen am Hut. Zudem haben die Ophthalmologen längst entdeckt, dass man Augenoptiker und Optometristen bei sich in der Praxis ganz gut gebrauchen kann. Ja und dort sind die Arbeitszeiten auch schon um einiges komfortabler als beim Optiker.

Sie sagen jetzt vielleicht: Augenoptik bleibt Augenoptik. Und entweder passt das einem oder eben nicht. Punkt! Da kann ich nicht alles auf den Kopf stellen. Eine Brille bleibt eine Brille und die Grundtätigkeit eines Augenoptikers oder einer Optometristin wird sich nicht um 180 Grad drehen.

Doch hier bin ich dezidiert anderer Meinung. Die Welt dreht sich. Und dies immer schneller. Alleine die Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen zusätzliche und unglaublich viele neue berufliche Tätigkeitsfelder und Kompetenzen. Das macht den Job schon mal spannender. Vorausgesetzt, man refraktioniert nicht mit der 30-jährigen Probierbrille und dem Handkreuzzylinder und denkt dabei von sich, die Augenoptik erfunden zu haben.

Die Zügel in die Hand nehmen

Am Anfang jedes Veränderungs-Prozesses (Change) steht per se mal die Selbstreflexion. Das kann schon mal anstrengend und unangenehm sein: Ist aber leider notwendig. Wobei sich das „leider“ in ein „zum Glück habe ich das getan“ verändern muss. Hier ein paar Fragen zum Einstieg für Sie:

Wofür stehe ich als Arbeitgeber – was sind meine Werte?

Denn: Teammitglieder und Kandidaten müssen wissen, mit welchen Werten sie sich identifizieren sollen.

Wo will ich hin? Was sind meine Ziele?

Denn: Teammitglieder und Kandidaten brauchen unternehmerische Orientierung, um sich langfristig engagieren zu können.

Was macht mich besonders?

Denn: Kandidaten / Bewerber sollten erkennen, weshalb gerade Sie der richtige Arbeitgeber sind und was Sie von anderen unterscheidet.

Die Antworten zu den oben stehenden Fragen sind essenziell, wenn Sie einen erfolgreichen „Change-Prozess“ einleiten wollen. Falls Sie damit Schwierigkeiten haben, ziehen Sie einen professionellen Coach zur Seite. Zu einer regelmäßigen und ständigen Optimierung eines Unternehmens gehören nicht nur Arbeitsprozesse oder Finanzen, sondern auch die Unternehmens-Kultur. Da steht man als Chef / Führungsperson in der Verantwortung.

Sind Sie eine gute Führungskraft? Reflektieren Sie sich selbst:

• Wie geben Sie Ihren Teammitgliedern durch gute Führung Kraft?
• Würden Sie gerne bei sich arbeiten?
• Wie handeln Sie, um ein gutes Vorbild zu sein?
• Sind Sie integer?
• Haben Sie nur Visionen oder auch klare Ziele?
• Was machen Sie, wenn Sie Ihre Ziele erreicht haben?
• Sind Sie auch Teamplayer?

Auch diese Punkte sind lern- und trainierbar und ein Coach kann helfen.

Ja, man muss als Chefin und Chef die Zügel in die Hand nehmen, um im Employer Branding erfolgreich zu sein. Dafür benötigt es eine „Grund-Offenheit“ für Veränderungen. Diese Veränderungen müssen mit Ihren eigenen Werte- und betriebswirtschaftlichen Vorstellungen übereinstimmen. Ich verspreche Ihnen, wenn Sie diese Offenheit und genug „Energie“ im Tank haben, dann kommt die Lust darauf automatisch. Und der Erfolg gleich mit!

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Marcel Zischler Visionplus: Employer Branding und Kontaktlinsen
© Zischler Visionplus

Marcel Zischler: Trainer – Consultant – Publizist, Zischler Visionplus GmbH, Luzern / Schweiz.

 

 

 

 

Artikel aus der eyebizz 5.2024 (August/September/Oktober)

 

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