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Portrait der spanischen Eyewear-Marke

Kaleos: Die Schönheit der Form

Zwei Volkswirte erkennen für sich als Paar eine Marktlücke und bieten seitdem „zeitgenössische Designerbrillen zu vernünftigen Preisen“ an. Claudia Brotons und Joan Gassó sind Gründer und gemeinsam die treibende Kraft des spanischen unabhängigen Brillenlabels Kaleos.

Kaleos: Claudia Brotons und Joan Gassó
Claudia Brotons und Joan Gassó sind gemeinsam die treibende Kraft des spanischen unabhängigen Brillenlabels Kaleos (Bild: Kaleos)

Das Ehepaar aus Barcelona ist als Quereinsteiger in der Augenoptik gelandet, beide Partner haben nach dem Abitur erst einmal ein VWL-Studium absolviert. Und diesem Umstand ist es auch zu verdanken, dass sich Claudia und Joan 2006 an der Universität in Barcelona über den Weg gelaufen sind. Damals hätten weder sie noch er im Entferntesten geglaubt, dass sie einmal gemeinsam eine Brillenmarke gründen würden. „Ich sah mich eigentlich als Architekt und Claudia eher im Fashiondesign“, sagt Joan. Nach dem Studium arbeitete er zunächst im familiären Hörakustikunternehmen und Claudia hängte noch eine Ausbildung zur Modeaccessoires-Designerin an ihr Studium dran. Das führte sie erst mal zu verschiedenen Jobs bei großen Fashionherstellern in Spanien.

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Joan ließ die Leidenschaft für Architektur und insbesondere Design nicht los. So eröffnete der umtriebige Katalane später einen stylischen Concept-Store für trendige Multilabel-Brillen im Zentrum von Barcelona und gab ihm den Namen Kaleos. Das Wort kommt aus dem Griechischen „Kaleidos“ und setzt sich aus „kalos“ und „eidos“ zusammen, zu Deutsch schöne Form. In dem gemeinsam gestalteten Showroom boten Joan und Claudia eine kuratierte Auswahl unabhängiger Brillenmarken an, deren Konzept und Design sie besonders mochten und interessant fanden. Der erfolgreiche Store war allerdings nur Mittel zum Zweck:  eine Art Forschungs- und Ideenlab, um so viel wie möglich aus ­erster Hand über die Welt der Brillen, den Markt und die Bedürfnisse der Kunden zu erfahren. Dabei erkannte das Paar für sich eine Marktlücke: zeitgenössische Designerbrillen zu vernünftigen Preisen.

 

„Wir haben bei Null angefangen. Aber irgendwie hat sich alles gut angefühlt und der kreative Flow mit dem ganzen Team war so stimmig, dass sich Kaleos prächtig entwickelte.“
Joan Gassó

 

Aufgrund dieser Erkenntnis hatten Joan und Claudia für die Kreation der ersten Kollektion mit einem ausgewählten Team optikerfahrener Ingenieure eine klare Vision. Wichtig war dabei, den Nutzern und Kunden die Prototypen direkt zeigen zu können. Beim Ausprobieren bekam das Designer-Ehepaar das nötige Feedback zu den vorgestellten Neuheiten. Mit diesem intuitiven, methodischen Ansatz entstand die erste Brillenkollektion mit einem klaren Fokus: „Schöne Form und hochwertige Fertigung in Handarbeit“.

Protagonist ihrer Arbeit

Ursprünglich sollte diese erste Kollektion ausschließlich im eigenen Kaleos-Store angeboten werden. Doch angesichts des schnellen Erfolgs entschied sich das Paar, diese doch über ein selektives Vertriebssystem auch anderen ausgewählten Augenoptikern zugänglich zu machen. So wurde die eigene Kollektion immer mehr zum Protagonisten ihrer Arbeit, und nach vielen Reisen, Messebesuchen, Meetings, Verträgen und schlaflosen Nächten trafen sie 2013 die Entscheidung, sich nur noch ihrem Brillen-Label Kaleos zu widmen. Von nun an war die geteilte Leidenschaft das gemeinsame Lebens- und Arbeitsprojekt.

Claudia kündigte ihren Job und Joan gab den Laden auf. Es wurde ein Firmensitz und Arbeitsteam gegründet, Kollektionen entworfen und am Brand-Image gefeilt. „Es war ein großes Abenteuer, wir haben bei Null angefangen. Aber irgendwie hat sich alles gut angefühlt und der kreative Flow mit dem ganzen Team war so stimmig, dass sich Kaleos prächtig entwickelte“, erinnert sich Joan. Die Marke erhielt positive Resonanz aus allen Ecken der Welt, von Vertragshändlern, Kunden, auf Fachmessen bis hin zu Influencern. Etliche internationale Stars wie Beyoncé, Dua Lipa, Rihanna, Uma Thurman oder Lennie Kravitz waren plötzlich auf Social-Media-Kanälen mit Kaleos-Brillen zu sehen.

 

„Es dauert anderthalb Jahre, bis eine Brille marktreif ist. Jede einzelne unserer qualitativ hochwertigen Brillen wird aufwändig in Handarbeit hergestellt.“
Claudia Brotons

 

Doch der Erfolg ist ihnen offensichtlich nicht zu Kopf gestiegen, denn Claudia und Joan werden nach eigener Aussage immer noch von dem Gefühl angetrieben, genau das zu tun, was sie lieben und wozu sie sich berufen fühlen. „Es dauert anderthalb Jahre, bis eine Brille marktreif ist. Jede einzelne unserer qualitativ hochwertigen Brillen wird aufwändig in Handarbeit hergestellt. Unser gesamtes Team macht die Arbeit mit viel Herzblut und Leidenschaft“, bemerkt die Chefdesignerin.

Heute ist Kaleos ein echtes Statement für Kunst und zeitlos-minimalistisches Design unabhängig von Modetrends und Stilcodes. Damit konnte sich das Label in nur zehn Jahren fest in der internationalen Augenoptik-Szene etablieren und ist mittlerweile in mehr als 30 Ländern auf fünf Kontinenten präsent. Der Löwenanteil des Umsatzes, insgesamt 85 Prozent, wird mit dem Auslandsgeschäft erwirtschaftet. „Wir setzen auf unsere nationalen und internationalen Vertriebspartner mit Multilabel-Stores und legen Wert auf langfristige Win-Win-Geschäftsbeziehungen. Zudem haben wir den Vertrieb zum richtigen Zeitpunkt mit genau den richtigen Leuten verstärkt. Das zahlt sich aus“, freut sich der Mitgründer. Das internationale Vertriebsnetz wurde in den Jahren nach der Corona-Pandemie erheblich ausgebaut und der Umsatz stieg allein 2023 um 20 Prozent auf zwölf Millionen Euro. Die Umsatzprognose für 2025 dürfte geschätzt eher bereits bei 18 Millionen Euro liegen.

Auch in Zukunft setze Kaleos auf die Pflege und den Ausbau konstruktiver Geschäftsbeziehungen mit Multilabel-Vertriebspartnern und sehe daher vorerst keinen Bedarf für eigene Brandstores: „Wir verfolgen eine organische Wachstumsstrategie, bei der wir größten Wert auf die Pflege unseres Images legen. Deshalb haben wir eine besondere Vorliebe für Kollaborationen und Kapselkollektionen mit seelenverwandten Marken und Designern, die Kunst und Ästhetik noch fester in der DNA von Kaleos verankern und einen Mehrwert schaffen, wie beispielsweise bei den Projekten mit Hey Studio oder Arquitectura G“.

Wenn kreative Köpfe ihre Kräfte bündeln

Wenn kreative die Köpfe zusammenstecken und ihre Kräfte bündeln, wachsen sie mitunter über sich hinaus. So geschehen bei dem gemeinsamen Projekt von Kaleos und Hey Studio in Barcelona. Das auf Grafikdesign und Illustration spezialisierte Kreativstudio hat eine Vorliebe für Farben und unkonventionelle Designcodes. Die Zusammenarbeit brachte ein wohl einzigartiges Sonnenbrillenmodell hervor, bei dem eine Brillenfassung mit jeweils vier unterschiedlichen Teilen in verschiedenen Formen und Farben bestückt wird.

So lassen sich aus nur einer Grundfassung bis zu 1296 verschiedene Brillenversionen in unterschiedlichen Farb- und Formkompositionen kreieren – passend zum Outfit oder zur Stimmung des Brillenträgers. Anhand eines Lookbooks aus geteilten Seiten und den darauf gedruckten Teilen können die Brillenkompositionen zwecks Inspiration und zur Probe vorab zusammengestellt und begutachtet werden.

Kaleos Sonnenbrillen
Sonnenbrillen von Kaleos sind ein Stilstatement (Bild: Kaleos)

Was so spielerisch und einfach aussieht, stellt die technische Umsetzung vor eine enorme Herausforderung: Die einzelnen Teile werden mittels eines ausgefeilten, punktgenauen, magnetischen Druckknopfsystems an der Brillenfassung angebracht. So ist das ikonische, in limitierter Auflage handgefertigte Sonnenbrillen-Set bereits zum Sammlerstück avanciert und fehlt auf keinem der angesagten Designer-Märkte in Barcelona.

Eine weitere Kollaboration ganz anderer Art ist die mit dem 2006 ebenfalls in Barcelona gegründeten Architekten-Studio Arquitectura G, aus der bereits zwei Kapsel-Kollektionen entstanden sind. Das Architekten-Team designt nicht nur Gebäude, sondern auch Objekte und Möbel. Bei der Idee für Kaleos haben sie ihre Bauhaus-Philosophie „Less is more“ auf die Brille übertragen und diese auf das Wesentliche reduziert. Die Fassung zeichnet sich durch eine klare und einfache geometrische ­Ästhetik aus: zwei perfekte Kreise, die eine präzise Linie statt Nasensteg verbindet und sich in den Brillenbügeln fortsetzt. In die Bügel ist ein elastischer Kern eingearbeitet, durch den sich die Brille an jede Kopfgröße anpasst und optimalen Tragekomfort gewährleistet. Der Sitz der Brille kann noch zusätzlich durch ein an den Bügelenden angebrachtes transparentes Kopfband unterstützt werden. Das Modell wurde zuerst aus ultraleichtem Titan in Japan per Hand hergestellt und danach in einer Version aus Acetat neu aufgelegt.

Kaleos Fassungen
Bei den Fassungen sowohl Edelstahl als auch Kunststoff (Bild: Kaleos)

Ein umschweifender Blick im Showroom des Kaleos-Headquarters in Barcelona macht zudem deutlich: Sonnenbrillen haben es Joan und Claudia besonders angetan. Ein Meilenstein ist die Masken-Sonnenbrille Kaleos Shapes #002 mit ihrer markanten 3D-Form und dem futuristischen Look. Sie ist eine Reminiszenz an die Ästhetik der Science-Fiction-Filme der achtziger Jahre und Anspielung auf ikonische Innovationen jener Jahre, die neue Maßstäbe in der modernen Brillenwelt setzten und die Fans faszinierten. Kaleos Shapes #002 wurde in einer limitierten Auflage von weltweit nur insgesamt 250 Stück in Japan von Hand gefertigt.

2020 erfüllte sich das Team von Kaleos einen lang gehegten Wunsch: die erste Kids-Kollektion! Viele ihrer Kunden hatten sich schon seit geraumer Zeit eine speziell für Kinder entwickelte Kaleos-Produktlinie gewünscht und sie darauf angesprochen. Seit nunmehr fünf Jahren können Kaleos-Fans auch ihren Nachwuchs mit den markanten Brillenkreationen aus Barcelona ausstaffieren.

Herbst-Winter Kollektion: Under the folders

Auf ihrer Suche nach Inspirationsquellen für neue Brillenfassungen sind es häufig gerade einfache Alltagsgegenstände, die das Team auf „kreative Hochtour“ bringt. So dienten ihnen die Linien und Formen von Büro-Utensilien wie Ordner, Kabel, Papierstapel, Heftklammern und ähnliche Objekte als Inspirationsquelle für die neue Herbst-Winter-Damenkollektion: Daraus sind Brillenfassungen mit klaren Geometrien und ausdrucksstarken Silhouetten für Frauen entstanden, die mit ihrer Brille ein deutliches Statement setzen möchten. Auch die Materialen sind kontrastreich: hauchdünne Acetatprofile treffen auf innovative Konstruktionen aus gemischtem Material. Laminate, lebendige Farben und ultraleichter Edelstahl geben der Kollektion Vielfalt und Energie. Das Setting der in schwarz/weiß gedrehten Kampagne ist ein Büro der neunziger Jahre mit seiner typischen Geräuschkulisse.

Für Kaleos-Fans sind diese Brillen gewiss kein bloßes Accessoire, sondern essentieller Teil ihrer Identität. Wenn ein Augenoptiker also einen hereintretenden Kunden mit dem Satz „Ah, Sie tragen eine Kaleos!“ begrüßt, hat er das meistens gleich richtig erkannt.

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www.kaleoscollection.com

 

Barbara Jäger schreibt als Retail-Marketing-Fachfrau für verschiedene Fachmagazine über internationale Themen und Trends. Ihre Trendforschung und Recherche führt sie regelmäßig weltweit in viele internationale Städte.

 

Artikel aus der eyebizz 6.2025 (November/Dezember)

 

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