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Eyeliner-Markenportrait

Tilmann Grawe: Architektur für das Gesicht

Es gibt Design, das klarer spricht als Worte. Die Brillen von Tilmann Grawe gehören dazu. Sie umrahmen nicht nur das Auge, sondern das Denken – präzise, leise, eigen. In ihren Linien liegt die Ruhe der Geometrie, in ihrer Form ein Gefühl von Zeitlosigkeit. „DNA“ heißt seine Kollektion – ein Name wie ein Flüstern über das, was uns ausmacht. Jede Fassung ein Fragment einer größeren Idee: Gestaltung als stilles Bekenntnis zur Individualität.

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© Tilmann Grawe

Tilmann Grawe ist kein Modemacher. Er ist ein Konstrukteur von Identität. Ein Künstler, der nicht dem Trend folgt, sondern Prinzipien aufbaut. Wer seine Brillen trägt, zeigt nicht nur Stil, sondern Haltung. Seine Designs sind keine Statements – sie sind Skulpturen mit Seele.

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Die Form entsteht aus dem Instinkt

In Frankfurt wächst er auf und legt dort auch den Grundstein für seine Kreativität mit dem Erlernen des Handwerks bei einem Damenschneider. Dann ab nach Paris – der Stadt der Liebe und der Haute Couture. Sie zieht ihn in ihren Bann. Grawe folgt seinem Instinkt und bewirbt sich bei Paco Rabanne, der sein Lehrer und Mentor wird. Bei dem spanischen Modeschöpfer formt er sieben Jahre lang die Avantgarde – aus Metall, Plexiglas, recyceltem PVC. Materialien, die anderen zu kühl erscheinen, verformt Grawe zu organischer Vision. Was sich durchzieht: Radikalität im Konzept, Präzision im Detail, Respekt vor dem Handwerk.

Tilmann Grawe Message Paco Rabanne
Tilmann Grawe mit Paco Rabanne, der einst schrieb: „To Tilmann, a testimony of a talented collaboration“ (© Tilmann Grawe)

Er gründet danach sein eigenes Label, entfernt sich vom Stoff, greift zu Bleistift und Idee. Er designt Body Sculptures für Blanca Li, experimentiert für Swarovski, arbeitet für das Lingerie-Label ETAM – doch immer bleibt sein Werk getragen von Klarheit und konstruktiver Strenge. Grawe nennt es „futuristischen Konstruktivismus“. Das trifft es. Seine Formensprache ist so reduziert wie aufgeladen. So leise wie kompromisslos.

Die Brille als Architektur

„DNA“ heißt seine Brillenkollektion – ein Titel, der mehr ist als Branding. Es ist seine Chiffre: für Reduktion, für Authentizität, für das, was bleibt. Die Designs? Klar, grafisch, durchdacht. Die ikonische Rautenform hat er schon vor 30 Jahren für sich selbst entworfen. Jetzt wurde sie zum Markenzeichen – nicht laut, aber präsent. Die Raute: Zwei gleichseitige Dreiecke, ein Symbol für Ausgewogenheit, Energie, Selbstbewusstsein. Sie fasst das Auge, ohne es zu umklammern. Und sie verändert die Wahrnehmung des Gesichts – subtil, aber kraftvoll.

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Handgemachte Acetat-Fassungen der DNA-Kollektion: Modell DNA 5 trägt Tilmann Grawe gerne selbst, Modell DNA 6 (rechts) war für den SILMO d‘Or 2024 nominiert. (© Tilmann Grawe)

Die Fassungen entstehen in Manufakturen in Frankreich und Deutschland. In Acetat – farbig, leicht, expressiv. Oder in Büffelhorn – edel, geerdet, organisch. Beide Materialien stehen für das, was Grawe wichtig ist: Nachhaltigkeit, Zeitlosigkeit, Qualität. Seine Modelle sind keine Mode – sie sind Begleiter.

Grawe ist kein Designer, der in Saisons denkt, vielmehr denkt er in Spannungen: zwischen Deutschland und Paris, zwischen Tradition und Vision, zwischen Material und Emotion. Seine Brillen funktionieren nicht als Accessoire, sie sind mehr als das: ein verlängertes Selbst. Sie schreien nicht nach Aufmerksamkeit – aber sie fordern Betrachtung. Wer eine DNA trägt, trägt eine Fassung fürs Ich.

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Modell DNA10, in Deutschland handgemacht (© Tilmann Grawe)

„Ich will keinen Trends folgen“, sagt Grawe, „ich will meine Ästhetik schärfen.“ Das gelingt offensichtlich. Seine Arbeit wurde im vergangenen Jahr für den SILMO d’Or nominiert – ein stiller Triumph für jemanden, der lieber Werke sprechen lässt als Worte. Und dessen Ritterschlag nicht mit einem Metall-Schwert erfolgt, sondern aus Respekt besteht: wie die Anerkennung von Paco Rabanne persönlich.

Der Mensch hinter der Geometrie

Tilmann Grawe ist ruhig. Beobachtend. Nie laut, nie zufällig. Seine Maximen? „Jeder Tag ist ein neuer Tag.“ Und: „Willst du dich am Ganzen erquicken, so musst du das Ganze im Kleinsten erblicken.“ Goethe. Natürlich.

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Modell DNA9 (© Tilmann Grawe)

So sieht er das Große im Detail. In der Krümmung einer Fassung. In der Linie einer Silhouette. In der Energie einer Form. „Design ist für mich kein Mittel zur Selbstdarstellung, sondern zur Selbstklärung.“

Ein Unikat für Unikate

Die Zukunft? Mehr Modelle. Neue Materialien. Vielleicht wieder mehr Textil. Vielleicht neue Skulpturen. Sicher keine Massenproduktion. Sicher keine Kompromisse. Grawes Kollektion bleibt klein. Dafür kostbar. So wie die Idee, die sie trägt: Jeder Mensch ist einzigartig – und verdient Gestaltung, die das sichtbar macht.

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Park Hyatt Paris-Vendôme, Artist Christiane Durand „Les Parisiens“ (© Tilmann Grawe)

Zu erwerben ist die ikonische Kollektion Grawes derzeit bei Rainer Brenner Augenoptik in Frankfurt am Main; das erste Geschäft in Deutschland, das mit diesen Fassungen aufwarten kann. Schon der zweite Ritterschlag aus der Augenoptik.

/// DS

 

Tilmann Grawe Design s.a.r.l.
12 rue Léopold Bellan – F – 75002 Paris
Von 1992 bis 1999 für Paco Rabanne tätig
Erstes eigenes Label: 1999
www.tilmanngrawe.com

 

Artikel aus der eyebizz 4.2025 (Juli/August)

 

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