Hörgeräte, die man ohne Facharzt und ohne Hörakustiker, ohne medizinische Diagnostik und ohne fachkundige Anpassung kauft? Der Deutsche Hörverband e. V. (DHV, Berlin) lädt dazu am 28. April zu einem „DHV Online-Dialog“ ein mit Jakob Stephan Baschab, Haupt-Geschäftsführer der Bundes-Innung der Hörakustiker KdöR (biha).
Hörgeräte ohne Facharzt und Hörakustiker? – Jakob Stephan Baschab, Haupt-Geschäftsführer der biha, spricht am 28. April bei einem „DHV Online-Dialog“ zum Thema OTC-Hörgeräte (Foto: biha)
Medien berichten immer wieder über sogenannte Over-the-Counter- bzw. OTC-Hörgeräte (dt. „über den Ladentisch“); insbesondere seit Apple seine AirPods Pro 2 mit Hörhilfe-Funktion anbietet. Doch was halten Fachexperten von diesen Produkten? Was müssen schwerhörige Verbraucher beachten? Und inwieweit bestehen hier offene Fragen, über die gegebenenfalls sogar Gerichte entscheiden müssen?
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Hörgeräte, die man ohne Beratung im Onlineshop, in einer Drogerie oder im Elektronikmarkt kauft? Für die man den erforderlichen Hörtest mittels App oder online selbst durchführt? Und die man sich ohne fachkundige Anleitung durch den Hörakustiker selbst einstellt, um so ein nachlassendes Gehör auszugleichen?
„Geht es um Over-the-Counter-Hörgeräte, so gibt es derzeit oft sehr ungenaue Vorstellungen“, so Jakob Stephan Baschab, Hauptgeschäftsführer der biha und Direktor der Akademie für Hörakustik. Gemeinsam mit der Bundesoffenen Landesberufsschule für Hörakustiker und Hörakustikerinnen bildet die Akademie für Hörakustik auf dem Campus Hörakustik in Lübeck ein besonderes Zentrum für Aus-, Fort- und Weiterbildung und gilt international als beispielhafte Lernort-Kooperation.
„Bei Lösungen, die besseres Hören ermöglichen, muss klar differenziert werden zwischen einerseits Medizinprodukten und andererseits Sound Amplifiern, also Consumer-Electronic-Produkten“, so Baschab weiter. „Diese klare Trennung ist auch deshalb wichtig, weil es je nach Klassifizierung verschiedene rechtliche Vorgaben gibt, die regeln, was erlaubt ist und was nicht. Ob eine OTC-Hörlösung von Apple oder etwa ein Produkt wie die Hörbrille EssilorLuxottica – vermarktet ein Hersteller seine Produkte als Medizinprodukte, müssen sich die Verbraucher darauf verlassen können, dass es sich hierbei tatsächlich um medizinische Produkte handelt, die ihnen die erwartete Hilfe bieten und sie nicht womöglich sogar gesundheitlichen Risiken aussetzen. Im Zweifelsfall bedarf es hier auch juristischer Klärung, die wir mit größtmöglicher Transparenz anstreben werden, um Klarheit für alle Beteiligten zu schaffen.“
Grundsätzlich begrüßt der Experte Initiativen, die Menschen dazu anregen, sich frühzeitig mit ihrem Gehör beziehungsweise einem möglichen Hörverlust auseinanderzusetzen: „Natürlich ist es gut, wenn Menschen ihr Gehör frühzeitig überprüfen“, so Baschab. „Doch neben einer Schwerhörigkeit müssen auch deren Ursachen abgeklärt werden. Letzteres kann der Verbraucher nicht allein, und aktuell kann das auch keine Technik übernehmen. Der einzig akzeptable Weg ist hier der Besuch beim Profi, also beim HNO-Arzt, der die Diagnose stellt, und beim Hörakustiker. Mit dem Online-Dialog des Deutschen Hörverbandes wollen wir einmal mehr Klarheit schaffen. Gerade der Austausch mit den Verbänden der Schwerhörigen-Selbsthilfe ist uns hier sehr wichtig.“
Um möglichst vielen Interessierten fundierte Antworten zu bieten, lädt der Deutsche Hörverband e. V. (DHV) am 28. April ab 19.30 Uhr zu einem weiteren „DHV Online-Dialog“ mit Jakob Stephan Baschab ein. Interessierte können sich gerne unter der E-Mail anmeldung-dialog@hoerverband.de für die DHV-Veranstaltung anmelden, die Teilnahme ist kostenfrei. Der erforderliche Zoom-Link wird wenige Tage vor dem Event zugesandt.