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Augenoptiker-Portrait

Stoffels Optik: Swiss made Eyewear aus dem Zunfthaus

Den Beruf des Augenoptikers kann man bekanntlich auf unterschiedliche Weise ausüben. Viele machen vieles gleich oder ähnlich, aber manche gehen erstaunlich andere Wege, mit Mut zum Risiko. Solche Unternehmerpersönlichkeiten portraitiert eyebizz in jeder Ausgabe. Erfahren Sie mehr über Michael Stoffels, Stoffels Optik, Zürich.

Stoffels Optik - Laden mit Back-Office

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Die Schweizer sind ja bekannt für Präzision und Perfektion, aber auch Tradition und Handwerkskunst – so auch bei Stoffels Optik in Zürich. Mit seinen grauen Haaren, blauen Augen und leicht gebräunt kommt Michael Stoffels lässig gekleidet mit Wolljackett, Jeans und weißem Hemd zum Termin. Weiße Schuhe und Manschettenknöpfe in Totenkopf-Form sind die einzigen Accessoires. Der 66-Jährige erzählt von seinen neuesten Projekten: dem kürzlich eröffneten Laden im bekannten Zunfthaus „Zur Meisen“ und seiner Brillen-Manufaktur Specs Lab Zurich, die dieses Jahr Premiere auf den Fachmesse feierte.

Stoffels Optik - Zunfthaus rechts neben Frauenmuenster
Zunfthaus Zur Meisen rechts neben Frauenmünster

Das altehrwürdige Zunfthaus, direkt am Ufer der Limmat gelegen und gerade frisch saniert, ist eins der promi-gewohnten Häuser im Kanton Zürich, wird oft für Staats-Empfänge genutzt, kann aber auch von Normalsterblichen für Events gebucht werden. Und dort, wo schon Winston Churchill seine Europa-Rede nach dem Zweiten Weltkrieg hielt oder Bill Clinton und Elisabeth II. Bankette veranstalteten, hat seit November 2018 Michael Stoffels mit seinem neuen Laden Räumlichkeiten im Erdgeschoss bezogen.

Opulente Farben- und Blumen-Pracht

Ein paar Treppenstufen geht es runter von der Münsterbrücke zur Uferpromenade und zum Eingang von Stoffels Optik. Schon von draußen fallen durch die schönen schmalen Schaufenster mit Rundbogen die ungewöhnlichen Farben drinnen auf: Fuchsia, Violett, Orange und Ochsenblutrot von Decke und Wänden faszinieren gleich beim Eintreten – nicht grell und überfordernd, sondern abgedämpft, bewusst unregelmäßig gestrichen und durch die Lehmfarben sehr samtig wirkend, werden die Bögen der romanischen Decke betont.

Während Hundedame Chili gleich vorne beim Entree ein Nickerchen macht, läuft im Hintergrund dezente Musik und sorgt für eine entspannte Atmosphäre. Schnell geht der Blick des Besuchers in den hinteren Bereich des knapp 200 Quadratmeter großen Raums und damit zum Highlight im Laden: ein Wand-Motiv mit opulenter Blumen-Pracht in den schönsten Farben.

Der Künstler dieses Hinguckers, Jakob Schlaepfer, war bekannt für seine Couture-Stoffe für Chanel, Prada und Miu Miu. Seit einigen Jahren hat das Schweizer Label auch Tapeten-Sujets im Programm. Individuell ausgearbeitet und veredelt, wie hier mit einer glitzernden Hologramm-Folie, kommt das Unikat auf einen fünf-stelligen Betrag. Aber man wollte es „speziell“, so Michael Stoffels, und schätzt und unterstützt „swiss made“-Design.

Stoffels Optik - Michael Stoffels
Michael Stoffels vor der Blumenpracht

Passend zur „Maßanfertigung“ an der Wand wurde das davor platzierte antike Sofa von Stoffels Urgroßeltern nach den Vorgaben der Innenarchitektin aufgearbeitet. Nichts wurde hier dem Zufall überlassen, alles aufeinander abgestimmt. Auch die übrigen Sitzmöbel sind mit Samt beschlagen und harmonieren mit den schlichten Tischen, Vitrinen und dem Kassenpult aus Kupferplatten.

Während im Eingangsbereich ein Kristallleuchter für Stilbruch und Glamour zugleich sorgt, werden die Brillen in den Glasregalen von Decken-Spots ins rechte Licht gesetzt. Der neutrale Boden mit hellgrauen Steinfliesen sorgt für Ausgleich zur Farbenpracht. Gut behütet unter dem Geweih eines Wasserbüffels zeigt ein Regal unzählige Varianten von Hornplatten, und fasst doch längst nicht alle Möglichkeiten für die individuellen Maßbrillen von Stoffels Optik, der Spezialität des Hauses. Doch dazu später mehr.

Kurz durch den Flur des Zunfthauses gehuscht, gelangt man zu den zwei kleinen Untersuchungsräumen, Mini-Bestell-Büro und Abstellraum. Auch wenn Michaels Stoffels durch seine Maßbrillen und deren On-Demand-Anfertigung eigentlich kein Lager benötigt, kann es beim Eintreffen bestellter Fassungen der wenigen handverlesenen Fremd-Kollektionen doch eng werden.

In allerbester Lage

40 Meter Schaufenster insgesamt, das ist für die Organisation der Deko-Materialien immer wieder eine Herausforderung, da alles zehn Mal eingekauft bzw. angefertigt werden muss. Aber eben diese Dekoration zieht des Nachts beleuchtet als Blickfang gut sichtbar vom gegenüber liegenden Ufer Einheimische wie Gäste magisch an und hat dem Optiker schon manchen Spontan-Kunden beschert. Aktuelle Eyecatcher sind fluoreszierende Kunststoff-Blumen.

Überhaupt die Lage: In der Altstadt gelegen, direkt am Fluss und in direkter Nachbarschaft vom Frauenmünster mit den berühmten Chagall-Fenstern, dazu die Aussicht auf den Züricher See von der Münsterbrücke aus – hier sind täglich zehntausende Menschen unterwegs, so Stoffels, besser geht’s nicht.

USP: Brillen nach Maß

Stoffels Optik - Punktebrille HornBei Stoffels Optik wird jede zweite Brille „customized“, also aus dem Wunschmaterial individuell nach Maß für den Kunden (Customer) gefertigt. Einer Vorauswahl der ungefähren Brillenform folgt ein gefräster 2D-Ausschnitt zum Vorhalten, um so einen besseren Eindruck der Proportionen bekommen zu können. Zehn Tage später ist das Unikat fertig zum Abholen. Anspruch des Schweizers: Die Brille muss perfekt passen und sitzen, Kompromisse gibt es nicht für Michael Stoffels. Die Auswahl aus Materialien wie Acetat, Horn und ab und zu auch mal echtes Schildpatt aus sehr alten Beständen und unzähligen Farbvarianten lässt keine Wünsche offen. Die Preis-Range startet ohne Limit nach oben bei 690 CHF.

Stoffels own und Specs Lab

Mit „Stoffels Own“ hat der leidenschaftliche Designer seit 1986 seine eigene Marke. Zweimal im Jahr kommen z.B. die Sonnenbrillen mit neuen Modellen; Gläser dafür bezieht er von Zeiss, Barberini oder, wenn es mal richtig flippig sein soll, von Divel Italia. Gefertigt werden die Maßbrillen im eigenen Atelier im Altstadt-Viertel auf der Flussseite gegenüber. Auch hier in einem historischen Gebäude, mit Brunnen im Innenhof und seltenem Katzenkopfsteinpflaster. Seit der Messe-Premiere auf der opti haben die Mitarbeiter dort einiges mehr zu tun: Unter dem Label „Specs – Lab – Zurich“ fertigt man auch für andere Augenoptiker Einzelanfertigung und kleine Haus-Kollektionen.

Stoffels Optik - Schauensterf mit Stoffels Own und Specs Lab
Stoffels Own und Specs Lab

Zu den bereits bestehenden, langjährigen Kontakten kamen weitere Kunden aus Europa und Übersee dazu. „Das Wachstum stimmt genau für unsere Firmengröße.“ Wieder genau das richtige Maß. Damit die Produktion der Maßbrillen auch am Standort Zürich rentabel und effizient bleibt, nutzt Stoffels auch CNC-Maschinen, die speziell für die Brillenproduktion konzipiert wurden.

„In deinem Alter?“

Genügsam sei er, aber man merkt schnell, dass „Savoir vivre“ kein Fremdwort für den Opern- und Ballett-Fan Stoffels ist: Im Sommer morgens vor der Arbeit im Zürichsee schwimmen gehen, nach Feierabend im Café mit Bekannten einen Absacker nehmen, gerne Partnerin und Freunde bekochen – und natürlich mit Hund Chili Gassi gehen. Stoffels hat viel gesehen und Erfahrungen gesammelt, viel erreicht, ist trotzdem neugierig geblieben, mit Leidenschaft dabei und nach wie vor experimentierfreudig. „Ein Patron im alten Sinne“, sei er und schmunzelt.

Seine Weltoffenheit gehe einher mit viel Durchsetzungsvermögen. Aber er suche sich vor neuen großen Projekten gerne auch Rat bei anderen erfahrenen Geschäftsleuten in seinem Umfeld. Auch bei der Entscheidung für den neuen Standort war das so.

Stoffels Optik - im Laden mit Büffelgeweih
Stoffels Optik – im Laden Horn-Auswahl, dekoriert mit Büffelgeweih

Mancher Besucher bei der Eröffnung mit über 500 Leuten fand das wohl eher mutig, mit 66 ein derart großes Projekt anzugehen. Er selbst sei am folgenden Morgen aufgewacht und dachte nur: „Mein Gott, was hast du angestellt?!“

Anspruchsvolle Kundschaft

Anspruchsvolle Brillen für anspruchsvolle Kunden – in der Schweiz ja wohl ein Selbstläufer, oder? Natürlich hat Stoffels in Zürich mit den reichen Einheimischen und den ebenso gut betuchten Gästen aus aller Welt für sein Konzept ideale Voraussetzungen. Aber er steht auch seit immerhin 40 Jahren für persönliche Augenoptik im hohen Preisniveau – und kennt seine Klientel genau. Anwälte oder Banker, die bei der Arbeit dresscode-mäßig Konventionen entsprechen müssen und am Wochenende mit der Harley unterwegs sind, „möchten dann keine geschniegelten Goldbrillen, sondern etwas Lässiges“, weiß der Weltenbummler. Neben den treuen Stammkunden freut sich Stoffels mit den neuen Laden aber auch über stolze 43 Prozent Neukunden.

Hobby zum Beruf gemacht und umgekehrt

Stoffels Optik - Eingang - mit Hundedame Chili
Im Eingang wacht Hundedame Chili

Zu seinen Hobbys gehört seit einigen Jahren das Goldschmieden. Schon früh unter Stoffels anfänglichen Berufswünschen, fiel die Wahl seines Vaters für ihn aber auf das Optikerhandwerk, hatte dieses in den 60er Jahren doch den wesentlich besseren Ruf und Verdienst. Dass Stoffels überhaupt in einer Handwerkslehre landete und nicht wie alle anderen in der Familie auch Anwalt wurde, lag wohl an seiner rebellischen Jugend, die ihn nicht immer einen braven Schüler sein ließen.

In der Optiklehre jedenfalls blühte der junge Michael richtig auf – schon damals gefiel ihm das Brillen machen sehr. Aber den Goldschmied hat er nie vergessen. „Brillendesign muss ja auch immer zweckmäßig sein, während man beim Schmuck nach Lust und Laune gestalten kann.“ Er brauchte nur noch bestimmte Kenntnisse aus dem Schmuckbereich dazuzulernen, wie Edelsteine einsetzen oder das Gießen der flüssigen Edelmetalle. Ganz neue Erfahrungen habe er dadurch gewonnen; die ersten zwei Jahre z.B. befasste er sich ausschließlich mit Oberflächen.

Das Entwerfen von Schmuckstücken wiederum beflügelte sein Brillendesign. Verschiedene Techniken brachten ihn auf neue Ideen, wie z.B. die ungewöhnliche Punkte-Optik in der aktuellen Hornbrillen-Kollektion, die er auch auf der opti-Premiere präsentierte. Der freche und pfiffige Look kommt an.

Die Ideen gehen Michael Stoffels jedenfalls nicht aus, einige sind schon konkreter und werden demnächst umgesetzt. Und ans Aufhören denkt der Optiker aus Leidenschaft noch längst nicht, dafür macht ihm das noch viel zu viel Spaß. Sprach’s, und dreht mit Hundedame Chili eine Runde an der Limmat entlang.

// PE

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Bilder: Stoffels Optik und PE

 

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