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Blick auf eine heterogene Landschaft

Nachwuchs und Personalsituation in der Augenoptik

Die Zahl der Neuverträge für eine Ausbildung innerhalb der Augenoptik innerhalb der vergangenen drei Jahre (2015 –’17) hat mit einem Plus von sieben Prozent auf 2.730 deutlich zugenommen. Alles in bester Ordnung rund um Nachwuchs und Fachpersonal innerhalb der Augenoptik? eyebizz Chefredakteurin Christine Höckmann sprach mit dem Vorsitzenden des ZVA-Berufsbildungsausschusses Rainer Hankiewicz aus München über die aktuelle Situation.

Rainer Hankiewicz, ZVA

Rainer Hankiewicz: Der Trend, was Lehrlingsneuverträge angeht, ist tatsächlich anhaltend positiv. Die Kapazitäten der Bildungsstätten – wie Berufsschulen und die überbetriebliche Bildungszentren – stoßen sogar teilweise an ihre Grenzen. Die Einrichtung von größeren Klassen ist auch nicht förderlich für eine fundierte Ausbildung. Zurück zum Trend: Viele treten die Ausbildung an, die Frage ist, wie viele dauerhaft in der Augenoptik bzw. in den augenoptischen Fachgeschäften bleiben. Deswegen haben wir im vergangenen Jahr eine Umfrage unter 636 Auszubildenden gestartet. Hier zeigt sich, dass die Zahl derer, deren Erfahrungen in der Ausbildung von den Erwartungen abweichen, im Laufe der Jahre ansteigt.

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Wenn ich mit angehenden Meistern gesprochen habe, dann war der Anteil derjenigen, die gern in eine Augenarztpraxis oder in ein Laserzentrum gehen wollten, nicht zu unterschätzen. Das sind natürlich nur sehr, sehr subjektive Eindrücke. Zugegeben sind die Arbeitszeiten aber immer wieder ein kritisches Thema für unseren Berufsstand: Gerade, wenn es um Arbeitsplätze in Einkaufszentren geht, in denen auch samstags bis um 20 Uhr geöffnet ist. Wir konkurrieren mit solchen Praxen, die freitags um 13 Uhr schließen und samstags ganz zu bleiben.

eyebizz: Braucht es mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten?

Ich gehe davon aus, dass alle Inhaber so flexibel wie eben möglich sind. Es gibt vereinzelt aber Kollegen, die am Samstag bereits um 16 Uhr – statt wie in der Region üblich um 18 Uhr – schließen müssen, weil sie kein Personal haben. Verschärft wird die Situation, weil wir auch sehr viel teilzeitarbeitende Frauen haben, die, wenn sie Kinder haben, gern vormittags arbeiten.

Sie erwähnten gerade die Frauen. Mit 4.731 weiblichen Azubis liegt deren Anteil zurzeit laut ZVA bei rund 73% – welche Auswirkungen hat diese Frauenquote?

Interessant ist, dass die Frauenquote von der Region abhängt. Im ländlichen Raum sind viel weniger Jungs am augenoptischen Beruf interessiert als in der Stadt. Im ländlichen Raum sind es über 80% Mädchen, in der Stadt ist das Geschlechterverhältnis aber fast ausgeglichen. Bei den Inhabern verschiebt sich der Anteil der Frauen. Was ich für relativ logisch halte, weil sich Familie und Selbstständigkeit für eine Frau auch heute noch schwer vereinbaren lassen. In den lehrenden Ausbildungsbereichen für Augenoptik ist es beispielsweise viel einfacher für die Frauen, Beruf und Familie zu vereinbaren.

Augenoptiker oder Augenoptikerin zu sein, ist insgesamt ein absolut toller Beruf. Er kombiniert ganz unterschiedliche Bereiche: Kommunikation, Beratung mit einem Kunden, Handwerk und gesundheitliche Themen auf einem sehr hohen Level. Wie dürfen sogar selbst verordnen. Auf dem Land sind diese Aspekte für viele Grundlage, sich für diesen abwechslungsreichen und attraktiven Beruf zu entscheiden. Den jungen Männern ist der technische Aspekt aber womöglich nicht hoch genug. Alles rund ums Auto tritt in diesem Zusammenhang mit uns als Ausbilder in Konkurrenz.

Wir sollten das Geld nicht vergessen. Die Gehälter sind, wenn man beispielsweise den vom ZVA empfohlenen Tarif von 3.000 Euro pro Monat für einen verantwortlichen technischen Betriebsleiter im Sinne der Handwerksordnung mit Verantwortung für den kaufmännischen Bereich zugrunde legt, nicht wirklich attraktiv.

Was die Gehälter angeht, sind auch hier die Spannen regional sehr unterschiedlich, liegen in der Regel aber über Tarif.

Welche Konsequenzen hat es für den Arbeitsmarkt, dass die Zahl der Betriebsstätten bundesweit sinkt, andererseits der Einfluss der augenoptischen Ketten immer größer wird? Kann man von einem Bewerbermarkt sprechen?

Es gibt mittlerweile Firmen, die sich auf die Vermittlung von Personal innerhalb der Augenoptik spezialisiert haben. Auch Headhunter sind unterwegs, um Personal abzuwerben. Die Regionen sind aber, wie ich schon sagte, letztlich sehr heterogen, auch was die Gehälter angeht. Je nachdem werden beispielsweise Boni aufgrund von guten Verkaufserlösen gezahlt oder Unternehmen stellen Firmenwagen, um gute Leute zu halten.

Letztlich regelt der Markt innerhalb der Augenoptik Angebot und Nachfrage, angesichts einer Vollbeschäftigung bei Augenoptikern sind die Chancen, in diesem Beruf Karriere zu machen, sehr gut. // CH

Zur Person: Rainer Hankiewicz, Vorsitzender des ZVA-Berufsbildungsausschusses, führt in dritter Generation ein augenoptisches Fachgeschäft in München. Wichtige persönlichen Werte im beruflichen Umfeld sind für ihn: Kompetenz, Verantwortung und das duale System als Garant für die Verbindung von Erfahrung und theoretischem Wissen.

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